Emil Baader (* 18. Februar 1891 in Göschweiler; † 2.
                November 1967 in Lahr/Schwarzwald) war im Hauptberuf Lehrer an
                der damals so genannten "Volksschule" und widmete seine
                Schaffenskraft darüberhinaus der Erforschung seiner
                Heimat. Auf ihn geht die Einrichtung von über 200 Heimatstuben
                in ganz Mittelbaden zurück.
              Von 1920 bis 1934 war er Lehrer in Bretzingen und
                Buchen (beides Neckar-Odenwald-Kreis), dann in Lahr. In seinem
                Vorwort zu seinem hier teilweise mit modernen Bildern versehenen
                Aufsatz schreibt er:
              "Fünfzehn Monate erst weile ich in diesem
                Land. Aber ich bin unterwegs gewesen Tag für Tag, das Antlitz
                dieser mir neuen Welt zu schauen. Ich las in den Büchern
                der Ortenauer Dichter und Geschichtsschreiber, sah die Bildwerke
                der Ortenauer Künstler; war bei den Tabakbauern im Ried,
                bei den Weinbauern in Durbach und Neuweier, bei den Holzhauern
                und Holzfuhrleuten am Rauhkasten, bei den Schwarzwaldbauern in
                Schweighausen und Mühlenbach, bei den Fischern in Kappel,
                Wittenweier und Greffern; bei den Kartonnagern, Buchdruckern
                und Gerbern zu Lahr, bei den Zigarrenmachern in den Dörfern
                ringsum; bei den Harzsiedern im Renchtal, den Beerensammlern
                auf der Hornisgrinde, den Teppichwebern in Grafenhausen, den
                Schindelmachern in Walldorf, den Zieglern in Rust; ich lauschte
                dem Lied des Pirols in der Ebene, den, Krähen des Fasans
                in den Weinbergen, dem Gesang der Nachtigall in den Rheinwäldern;
                aber auch den Liedern der Kinder und des Volkes. Ich erlebte
                die unermessliche Schönheit der Ebene und das donnernde
                Rauschen des Rheinstroms. Von den Ortenauer Burgen schaute ich
                gen Westen: von der Hohengeroldseck und der Yburg, von der Schauenburg
                und der Burg Windeck; sah Waldland, Weinland und Tabakland vor
                mir liegen: Gärten Gottes. Ich hörte die brausenden
                Wasserfälle von Allerheiligen; erlebte die Mystik der romanischen
                Kirchen zu Burgheim, Wittelbach und Freistett.
                Ich musste diese Grenzlandschaft, deren Dörfer und Städte
                soviel Unheil erlitten im Lauf der Geschichte, lieb gewinnen
                wie das Frankenland.
                Von meinen Fahrten durch die Ortenau, von meinen Besuchen in
                Dörfern und kleinen Städten sei aus meinen Wanderbüchern
                einiges berichtet."
              Es ist eine Liebeserklärung an eine längst vergangene
                Zeit, voller Erinnerungen an vergessene Tätigkeiten, voller Gespür
                für das, was in einer Gegend lebt. 
              Emil Baader 2015 - ein Projekt der Badischen Heimat
              Emil Baader schrieb seine Aufzeichnungen 1935 für
                den Band "Offenburg und die Ortenau" der Badischen Heimat. 10
                Jahre später war der Zweite Weltkrieg zu Ende, 20 Jahre später
                machte sich die junge Bundesrepublik auf in die Zeit des Wirtschaftswunders,
                30 Jahre später begann der Autoverkehr auch die Ortenau zu verändern.
                40 Jahre später hatten die 68er mit der Heimattümelei aufgeräumt,
                bei "Heimat" wurde ein gewisser muffiger Geruch festgestellt,
                50
                Jahre später hatten sich "Heimat" und "progressive" Gesellschaft
                sehr weit voneinander entfernt. 60 Jahre später hatte der Tourismus
                den Schwarzwald fest im Griff, und das ist bis heute so geblieben.
              80 Jahre später wäre es an der Zeit, Emil Baader
                neu zu lesen, kritisch, wohlwollend, mit einem Gefühl für das,
                was er uns sagen wollte. Kommt das heute noch an? Kommt heute
                etwas anderes an, etwas, das in Baaders Sinn wäre? Oder ist er
                ein Relikt einer vergangenen und überholten Zeit?
              Die Badische Heimat stellt sich dieser Herausforderung.
                Die Badische Heimat ruft Interessierte auf, sich an diesem Projekt
                zu beteiligen, sich aufzumachen in die Ortenau und das herauszufinden,
                was das Land heute ausmacht. Wenn es denn noch etwas davon gibt.