Renchen, die Grimmelshausenstadt
              Wenn ein Fremder Renchen besucht, so tut er es zumeist Grimmelshausen
                zu Ehren, der hier bischöflich-straßburgischer Schultheiß war.
                Im alten Friedhof, neben der Pfarrkirche, befindet sich sein
                Grab. Dort hat man dem Dichter ein Denkmal erstellt. Friedrich
                Gehler schrieb den Denkmalsspruch:
              Deutsch Volk, belogen und betrogen
                Durch Not und Elend durchgezogen
                Aus Wunden blutend ohne Zahl,
                Einfältgen Herzens, tief verwildert.
                Berührt doch von der Muse Kuß
                Deutsch Volk, du warst, den er geschildert:
                Der arme Simplizissimus!
              Im Totenbuch des Pfarrhauses, durfte ich den Eintrag lesen,
                der vom Heimgang des Dichters berichtet: Er beginnt: „Unter
                mir, Pfarrer Kaspar Beyer, starb den 17. August 1676 der ehrenwerte,
                hochbegabte und feingebildete Johannes Christoph von Grimmelshausen,
                Schultheiß dieses Ortes!" Man wusste um den geistigen
                Rang, dieses Mannes.
              Vergebens hält man in Renchen Umschau nach mittelalterlichen
                Bauten. Das Schreckensjahr 1689 verschonte auch Renchen nicht.
                Und 1796 wütete eine Schlacht — zwischen Franzosen
                und Österreichern — vor den Toren der Stadt. Die nach
                Plänen von Weinbrenner 1817 erbaute Pfarrkirche wurde in
                jüngster Zeit geschmackvoll erneuert.
              Bedeutend ist die Renchener Industrie. Die Firma Johann Keller
                (Tiefbohrungen, Brunnen-, Schacht- und Tiefbau), seit 75 Jahren
                bestehend, baut zur Zeit eine Wasserleitung für die portugiesische
                Hauptstadt. Einschließlich der Baustellen im Reich und
                im Ausland beschäftigt das Werk über 300 Arbeiter.
                Das Riehlsche Säge- und Hobelwerk stellt Holzhäuser
                und Baracken, die Firma Erhart Schneeschuhe, das Helblingsche
                Hammerwerk Achsen für Fahrzeuge aller Art her.
              In der Bahnhofsgegend befindet sich das Bauernviertel. Madonnen
                und Kreuzesbilder sieht man dort unter alten Bäumen; Kleinbauerngassen.
                Wir weilen im Meerrettichland. Neben Urloffcn und Fautenbach
                ist Renchen einer der wenigen badischen Orte, die Meerrettich
                pflanzen.
              Käme Grimmelshausen wieder in sein Renchen,
                wäre er
                gewiß erstaunt über dessen mannigfaltiges Schaffen.