Appenweier, Bauerndorf und Tor zur
                Welt
              Appenweier, Tor nach Straßburg, Tor ins bäderreiche
                Renchtal, am Schnittpunkt der Bahnlinien Hamburg—Mailand
                und Paris—Wien gelegen, repräsentiert in sich zwei
                Welten: den Bahnhof und das Bauerndorf. Kein Wunder, dass unsere
                westlichen Nachbarn 1923 diesen Bahnhof besetzten; kein Wunder,
                dass Appenweier mehrmals ein Opfer der Kriege wurde. Weit über
                hundert Personen beschäftigt die Bahnhofswelt, wovon über
                die Hälfte in Urloffen wohnt, dem fleißigen betriebsamen
                Meerrettichdorf, das keinen eigenen Bahnhof hat, das durch seinen
                Gemüse- und Meerrettichhandel aber einen weit größeren
                Anteil am Appenweierer Güterverkehr hat, als Appenweier
                selbst.
              Mancher vermutet, dass zu dem bedeutsamen Bahnhof
                eine industriereiche Stadt gehöre. Dem ist nicht so. Außer
                einem großen
                Sägewerk besitzt Appenweier kein industrielles Unternehmen.
                Appenweier ist ein Bauerndorf. Die Häuser haben die typisch
                alemannische Form: Wohnhaus und Ökonomie befinden sich zumeist
                unter einem Dach, Während früher der Hanf-, Hopfen-
                und Zichorienbau eine große Rolle spielten, steht beute
                der Tabak- und Obstbau an erster Stelle.
              Im Schatten mächtiger Kastanienbäume sehen wir die
                barocke Pfarrkirche, 1750 „unter der Direktion des Vögten
                Simon Bruder" erbaut, wie eine Tafel überm Portal meldet.
                Die Stukkaturen des Gotteshauses stammen von Johannes Schütz,
                dessen Arbeiten man vom Rastatter Schloss her kennt. Schön
                ist die barocke Kreuzigungsgruppe zwischen Bäumen im Hof
                der Kirche.
              In österreichischer Zeit war Appenweier Sitz
                eines Vogtes. Das heutige Rathaus war das Vogtshaus. Mit Urloffen,
                Zusenhofen,
                Nußbach, Herztal, Meisenbühl und Halb Nesselried bildete
                Appenweier eines der vier Landgerichte der Landvogtei Ortenau.
              Bauerndorf und Tor zur Welt: das ist Appenweier.