Varnhalt
               Für den Weinkenner ist das Wort Varnhalt ein Gedicht; für
                  den Freund deutscher Landschaft ein Lied. Wer hellen Auges durch
                  unser Land reist, dem muß dieses Dorf zu Füßen
                  der Yburg, dieses Weindorf hoch am Berg, auffallen.
              Es ist ein lockendes Ziel.
              Vom Kappler Tal nahm ich Abschied. In Achern grüßt
                der Blick die efeuumsponnene Nikolauskapelle; in Ottersweier
                die Kapelle Maria zur Linden; in Steinbach tritt man voll Ehrfurcht
                vor das Denkmal, das ein Straßburger Bildhauer im Jahre
                1844 „dem Vaterlande des unsterblichen Baumeisters" widmete.
                Dieses Mal auf dem Hügel über Steinbach ist ein Ehrenmal
                deutscher Art, wie wir in unserer Westmark wenige besitzen. Kühnen
                Blicks schaut der große Gotiker gen Südwesten zu seinem
                hehren Dom.
               Wir kommen nach Varnhalt. In alle Dorfgassen hinein
                strecken die Weinberge ihre grünen Blätterhände. Ich kenne
                  kein Dorf, das so ganz und gar Weindorf ist wie Varnhalt.
              Am Abend muß man vom hochgelegenen Schulhaus über
                die Weinberge hin in die Weiten schauen. Den Rheinstrom sieht
                man in der Ferne. Der Widerschein Straßburgs loht am Nachthimmel.
                Mit dem Lehrer des Dorfes bin ich durch die nächtlichen
                Weinberge geschritten: in den Klosterberg, den Sonnenberg, zum
                Nägelsfirst, in die Steingrube. Nach Gallenbach kamen wir,
                dem nördlichen Ortsteil, der älter sein mag, als Varnhalt
                selbst.
              Zu später Stunde kosteten wir „Varnhalter Bergriesling" und „Varnhalter
                Klosterberg".
              Gottesgeschenke reifen auf den Schiefer-- und Lettböden
                der Varnhalter Weinhügel.