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                      Herzog 
                      Eberhard Ludwig von Württemberg (1676-1733)
Eberhard Ludwig war das dritte Kind von Herzog Wilhelm 
                      Ludwig und Magdalena Sibylla von Hessen-Darmstadt. Entscheidend 
                      für seine Entwicklung war der frühe und unerwartete Tod 
                      des Vaters im Jahre 1677. Zum Vormund des kleinen Prinzen 
                      bestimmte der Hof seinen Onkel Friedrich Carl von Württemberg-Winnental. 
                      Seiner Mutter wurde die Verantwortung für seine Erziehung 
                      übertragen. Eine schwierige Aufgabe! Denn Eberhard Ludwigs 
                      Kindheit und Jugend war geprägt durch Auseinandersetzungen 
                      mit Friedrich Carl um die vormundschaftliche Regierung des 
                      Landes. Zudem fiel sie in kriegerische Zeiten, in denen 
                      das Herzogtum Württemberg wiederholt von französischen Truppen 
                      gebrandschatzt wurde und mit großen wirtschaftlichen und 
                      politischen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte. Auch Friedrich 
                      Carl beteiligte sich an den kriegerischen Auseinandersetzungen 
                      und geriet in französische Kriegsgefangenschaft. Das nutzte 
                      Magdalena Sibylla, um Eberhard Ludwig 1693 im Alter von 
                      16 Jahren vorzeitig von Kaiser Leopold I. mündig erklären 
                      zu lassen. Doch der junge Herzog zeigte kein übermäßig großes 
                      Interesse an den Regierungsgeschäften. Von Zeitgenossen 
                      wurde Eberhard Ludwig als oberflächlich und extrem beeinflussbar 
                      beschrieben. Vor allem Letzteres führte dazu, dass das politische 
                      Geschick des Landes stark von Eberhard Ludwigs jeweiligem 
                      Umfeld bestimmt wurde. Der Herzog selbst bevorzugte die 
                      Jagd und ließ die Verwaltung seines Landes gerne in den 
                      Händen des Geheimen Rats. 
                     Die 1697 geschlossene Ehe Eberhard Ludwigs mit Johanna 
                      Elisabeth von Baden-Durlach änderte seine Einstellung zu 
                      den Pflichten als Landesherr nicht. Die Jagdleidenschaft 
                      und das immer größer werdende Bedürfnis, mit anderen absolutistischen 
                      Höfen zu konkurrieren, blieben nach wie vor Eberhard Ludwigs 
                      größtes Interesse - zumal er auf seiner Kavalierstour im 
                      Jahr 1700 zum ersten Mal weit über die Grenzen des vergleichsweise 
                      armen Württembergs hinaus in Holland, Frankreich und England 
                      andere prunkvolle Höfe kennenlernte. 
                     In den folgenden Jahren absolvierte Eberhard Ludwig eine 
                      glänzende Militärkarriere, die von der Teilnahme an der 
                      Schlacht von Höchstädt 1704 bis zur Ernennung zum Oberbefehlshaber 
                      über die Rheinarmee führte. Ebenfalls 1704 erfolgte die 
                      Grundsteinlegung zum Wiederaufbau des im Spanischen Erbfolgekrieg 
                      zerstörten Jagdhauses Erlachhof zu einem repräsentativen 
                      Jagdschloss. Beflügelt durch seine militärischen Erfolge 
                      änderte er seine Pläne schon bald: An Stelle des Jagdschlosses 
                      entstand eine dreiflügelige Schlossanlage. Sie wurde zur 
                      Bühne, auf der Eberhard Ludwig seinen Machtanspruch mit 
                      höfischer Prachtentfaltung zeitgemäß inszenieren konnte. 
                     Ab 1711 hielt sich Eberhard Ludwig immer häufiger in Ludwigsburg 
                      auf, meist in Gesellschaft seiner langjährigen Mätresse 
                      Wilhelmine von Grävenitz. Auf kaiserlichen Druck musste 
                      ihre 1707 mit dem Herzog eingegangene Ehe wieder gelöst 
                      werden, die "Grävenitz" ging ins Exil. Erst eine Scheinehe 
                      mit Landhofmeister Graf von Würben gestattete der einflussreichen 
                      Mätresse die Rückkehr an den Hof. Geschickt umgab sie den 
                      Herzog mit ihren Günstlingen und Vertrauten, so dass sie 
                      über zwei Jahrzehnte großen Einfluss auf die Regierung des 
                      Landes hatte. 1718 war sie es, die gemeinsam mit Eberhard 
                      Ludwig die Residenz von Stuttgart nach Ludwigsburg verlegte 
                      und die noch wenig bevölkerte Planstadt zur Hauptstadt des 
                      Herzogtums erhob. Herzogin Johanna Elisabeth von Baden-Durlach 
                      blieb im Stuttgarter Schloss und beobachtete das Treiben 
                      in Ludwigsburg missbilligend aus der Ferne. 
                     1724 begann Eberhard Ludwig in Ludwigsburg erneut zu planen 
                      und zu bauen. Die Schlossanlage umfasste vor allem Fest- 
                      und Repräsentationsräume. Appartements aber und Räumlichkeiten, 
                      die den ständigen Aufenthalt im Schloss für den Fürsten, 
                      seinen Hof und hochgestellte Gäste möglich machten, fehlten 
                      bislang. So fiel der Entschluss, die dreiflügelige Schlossanlage 
                      durch ein zweites Corps de Logis in eine Vierflügelanlage 
                      umzugestalten. Nun - und das war mit Sicherheit für Eberhard 
                      Ludwig von eben so großer Bedeutung - konnte sich die Ludwigsburger 
                      Schlossanlage durchaus mit anderen europäischen Schlössern 
                      etwa in Paris (Louvre), Stockholm und Berlin vergleichen 
                      lassen. 
                     Eine ernste Wendung nahm das Leben des Herzogs 1731: Durch 
                      den frühen Tod seines Nachfolgers, des Erbprinzen Friedrich 
                      Ludwig, drohte die Herrschaft in Württemberg an eine katholische 
                      Nebenlinie überzugehen. Im protestantischen Württemberg 
                      eine undenkbare Zukunft - Herzog Eberhard Ludwig löste daher 
                      seine Verbindung zu Wilhelmine von Grävenitz und hoffte, 
                      von seiner legitimen und lange ignorierten Gattin Johanna 
                      Elisabeth noch einmal einen Nachfolger zu erhalten. Bei 
                      seinem eigenen Tod am 31. Oktober 1733 hinterließ er jedoch 
                      keinen Nachfolger. Die Herrschaft über den württembergischen 
                      Thron ging - wenn auch nur für wenige Jahre - auf seinen 
                      konvertierten Neffen Carl Alexander aus der Nebenlinie Württemberg-Winnental 
                      über. 
                     Herzog Eberhard Ludwig, der sich vor 300 Jahren so selbstbewusst 
                      als Achill, ja als Herkules darstellen und verherrlichen 
                      ließ, schuf mit der Barock-Residenz Ludwigsburg ein einzigartiges 
                      Schloss-, Park- und Stadtensemble, das noch heute ein lebendiges 
                      Bild des Lebens am Württembergischen Hof im Zeitalter des 
                      Absolutismus vermittelt. 
                      
                      
                     Text: Staatsanzeiger-Verlag |