| Wie an anderen Höfen seit der Mitte des 17. Jahrhunderts
                zu beobachten, betrieb auch Herzog Eberhard III. eine Systematisierung
                der Sammlungsbestände. Die nach Sammlungsgruppen geordneten
                Inventare belegten nun die Neuaufstellung der als Preziosen,
                Naturalien, Exotika, Gemälde und technischen Instrumente
                gefassten Bereiche. Die anhaltende Tendenz zur Systematisierung
                und Verwissenschaftlichung der Kunstkammer belegt auch die Tätigkeit
                des besonders in den Naturwissenschaften qualifizierten Antiquars
                Johann Schuckard, der zu Beginn des 18. Jahrhunderts ein Inventar
                anlegte, das detailliertere Beschreibungen der Objekte und ihrer
                Standorte bot, als die Inventare seiner Vorgänger. Das Schuckardsche
                Inventar verweist schon auf die Verlagerung der Sammlungsinteressen
                der Herzöge Eberhard Ludwig (reg. 1693–1733) und Carl
                Alexander (reg. 1733–1737). Dieser ließ die Ludwigsburger
                Gemäldegalerie als eine neue Form fürstlicher Repräsentation
                im Kontext absolutistischer Schlossarchitektur anlegen.   Himmelsglobus. 
              Werkstatt Willem Janszoon Blaeu (1571–1638) Amsterdam, nach
              1640. 
              Landesmuseum Württemberg, Stuttgart.              © 
              H. Zwietasch; Landesmuseum Württemberg, Stuttgart
 Während die Fürsten einerseits aufwendige Schlossbauten
                errichteten, wandelten schon vor der Mitte des 18. Jahrhunderts
                einige fürstliche Sammler in Kassel, Braunschweig und Dresden
                ihre Kunstkammern in öffentlich zugängliche Schau-
                und Lehrsammlungen um und errichteten eigene Gebäude für
                Kunst-, Münz- und Naturalienkabinette. Für die württembergische
                Kunstkammer lassen sich für die zweite Hälfte des 18.
                Jahrhunderts in den mehrfachen räumlichen Verlagerungen
                und den Differenzierungen der Sammlungsbereiche veränderte
                Identifikationen der Herzöge mit den Sammlungen erkennen.
                Während nur noch wenige Zugänge in die Kunstkammer
                gelangten, wurden zahlreiche Gemälde und Kupferstiche aus
                ihren Beständen an das Ludwigsburger Schloss übermittelt.
                Seit den 1780er Jahren wurden zunächst die Bestände
                des Naturalien-, später des Münzkabinetts an die Stuttgarter
                Hohe Carlsschule verbracht, wo sie als Lehrsammlungen dienten.  König Wilhelm I. von Württemberg (reg. 1816–1864)
                löste die Sammlungen aus der Hofverwaltung und veranlasste
                die Eingliederung in die Staatsverwaltung. Die von Münz-
                und Naturalienkabinett getrennte Kunstsammlung wurde als „Königliches
                Kunstkabinett“ der Öffentlichkeit zugänglich
                gemacht. 1886 wurde die Kunstkammer der 1862 gegründeten
                Staatssammlung vaterländischer Altertumsdenkmale als gesonderter
                Bestand übergeben. Nach dem Ende der Monarchie ging die
                Kunstkammer 1927 in Landesbesitz über.
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