| Die Bestände der Antikensammlung des Landesmuseums Württemberg
                umfassen Objekte der Griechen, Etrusker und Römer, die von
                der griechischen Bronzezeit im 3. Jahrtausend vor Christus bis
                ins 5. Jahrhundert nach Christus datieren. Sie erlauben einen
                umfangreichen Blick in die Kultur, Glaubens- und Gedankenwelt
                der Griechen, Etrusker und Römer, die den antiken Mittelmeerraum
                entscheidend prägten. Religion, Totenkult und Jenseitsvorstellungen
                sowie die Selbstdarstellung der Elite werden in der Neupräsentation
                eingehend behandelt.   Zwar sind speziell zur Geschichte der Griechen und Römer
                vielfältige schriftliche Zeugnisse überliefert, doch
                es sind die materiellen Hinterlassenschaften, die Rückschlüsse
                auch zu den Aspekten erlauben, die in den Schriftzeugnissen kaum
                beleuchtet werden. Für die Etrusker, von denen zwar Inschriften
                erhalten geblieben sind, deren Sprache auch lesbar, aber nur
                teilweise übersetzbar ist, stellen die archäologischen
                Zeugnisse gar den einzigen Zugang zur Glaubens- und Vorstellungswelt
                dar.
 Hydria mit Darstellung „Heracles mit Apoll im Streit
                  um den delphischen Dreifuß“. Fundort unbekannt,
                  um 510 v. Chr. Landesmuseum Württemberg, Stuttgart© H. Zwietasch; Landesmuseum Württemberg, Stuttgart
 Die Objekte, die die Antikensammlung zu Griechen, Römern
                und Etruskern beheimatet, reichen von kykladischen und mykenischen
                Idolen über griechische Vasen, hellenistische Skulpturen
                und etruskische Bronzearbeiten bis zu filigranem Goldschmuck,
                römischen Kaiserbildnissen und Wandmalereien. Sie belegen
                nicht nur Blüte und Reichtum der antiken Kulturen, sondern
                auch ihre vielfältigen Kontakte und die gegenseitige Beeinflussung.
                Sie zeugen aber auch von der reichen Bilderwelt der Antike. Das
                Bild war ein wichtiges Medium, gleichgültig auf welchem
                Bildträger es angebracht oder aus welchem Material es gefertigt
                wurde. Bilder waren bedeutende Mittel der Kommunikation in den
                antiken Gesellschaften und dienten unter anderem der herrschenden
                Klasse zur Verbreitung von politischen und ideellen Leitvorstellungen.
                Derartige Bilder der Macht belegen zugleich auch die Macht der
                Bilder.   Einen Schwerpunkt der Sammlung bilden die Objekte aus der Zeit
                des griechisch-römischen Ägyptens, die der Stuttgarter
                Industrielle Ernst von Sieglin zu Beginn des 20. Jahrhunderts
                gestiftet hat. Die einzigartigen Stücke sind eindrucksvolle
                Zeugnisse des Austauschprozesses zwischen der jahrtausendealten
                Tradition in Ägypten mit der griechischen und römischen
                Kultur und belegen die Vielfalt einer antiken multikulturellen
                Gesellschaft. Zur Sammlung Ernst von Sieglins gehören Marmorbildnisse
                unter anderem von Alexander dem Großen und Kaiser Augustus,
                eindrucksvolle Mumienmasken sowie Bronzen und Terrakotten von
                höchster Qualität. Ein besonderes Highlight sind mehrere
                farbenprächtige Mumienporträts, die auf dünne
                Holztafeln gemalt wurden und zu den äußerst seltenen
                Beispielen antiker Malerei zählen, die bis heute erhalten
                geblieben sind; sie kombinieren die ägyptischen Begräbnissitten
                mit der römischen Tafelmalerei und Porträtkunst.
 Bildnis eines Priesters oder eines hohen Beamten. 
                Buto (Ägypten), 1. Jh. v. Chr.                Landesmuseum
                Württemberg, Stuttgart© 
              H. Zwietasch; Landesmuseum Württemberg, Stuttgart
 Die Sammlung zur Antike ist über Jahrhunderte gewachsen.
                In den frühesten Anfängen gehen ihre Bestände
                noch auf die Kunst- und Wunderkammer der Herzöge von Württemberg
                zurück, die im Unterschied zu anderen europäischen
                Fürsten nicht gezielt antike Objekte aus dem Mittelmeerraum
                sammelten. Entscheidenden Zuwachs erhielt sie allerding erst
                im 19. und 20. Jahrhundert, als durch Schenkungen und geplante
                Ankäufe Teile verschiedener Privatsammlungen in den Besitz
                des Landesmuseums Württemberg, beziehungsweise von dessen
                Vorgängerinstitution, der Königlichen Staatssammlung
              Vaterländischer Kunst- und Altertumsdenkmale, gelangten. |