| 2002 war mit der sensationellen Entdeckung eines Königsgrabs
                      unterhalb des Palastes der Höhepunkt der bisherigen
                      Ausgrabungstätigkeiten erreicht. Das internationale
                      Ausgrabungsteam entdeckte eine seit ihrer Verschüttung
                      ungestörte königliche Grabkammer tief unterhalb
                      des Palastes. Bei ihren Ausgrabungen waren die Forscher
                      auf einen 40 Meter langen Gang gestoßen, der vom
                      Zeremoniensaal aus in die felsige Tiefe führte. In
                      einer Vorkammer der Grabanlage entdeckten sie zwei vollständig
                      erhaltene Basaltfiguren in königlicher Tracht. Gleich
                      dahinter verbarg sich die Hauptgrabkammer, in der die Könige
                      gemeinsam mit ihren Familien beigesetzt worden waren, ausgestattet
                      mit reichen Beigaben. Hier befanden sich zwei Sarkophage
                      und eine Vielzahl an Objekten von unschätzbarem Wert:
                      Schmuck aus Gold und Silber mit wertvollen Steinen, verschiedene
                      Waffen, ein Gefäß aus baltischem Bernstein,
                      Rollsiegel, purpur gefärbte Stoffe und viele andere
                    Grabbeigaben.  Insgesamt konnten über 2.000 Objekte von höchster
                      Qualität geborgen werden. Darunter befanden sich auch
                      zahlreiche auswärtige Handelsgüter oder Geschenke
                      fremder Herrscher an den König. Sie belegen, dass
                      das Königreich vielfältige kulturelle Kontakte
                      auch zu weit entfernten Ländern unterhielt. Zudem
                      war Qatna zur damaligen Zeit eine wichtige Geschäftsmetropole.
                      Hier wurde mit allem gehandelt, was begehrt und kostbar
                      war: Holz aus dem Libanon, Pferde aus eigener Zucht, Purpurstoffe
                      aus eigener Herstellung, Kupfer aus Zypern, Steine aus
                      Zentralasien, sowie kunstvoll geschmiedetes Silber und
                      Gold aus Anatolien und Ägypten.
 Die Entdeckung der Grabkammer gibt neue Einblicke in den
                      Totenkult und die Bestattung der Könige im Alten Syrien.
                      Zu den besonderen Fundstücken zählt eine Sammlung
                      mit 73 Tontafeln und weiteren Tontafelfragmenten. Sie gehörten
                      offenbar zum Archiv des Königs Idanda, dem Herrscher
                      Qatnas. Bei den Einritzungen auf den kleinen Tontafeln,
                      von denen einige nur zehn mal fünf Zentimeter groß sind,
                      handelt es sich um die mesopotamische Keilschrift, die
                      Sprache der Texte ist Akkadisch und Hurritisch. Bei ersterer
                      handelt es sich um eine Sprache, in der vor über 3000
                      Jahren beispielsweise Kaufverträge oder auch königliche
                      Erlasse verfasst wurden. Bei aufwändigen Übersetzungsarbeiten
                      stellte sich heraus, dass die Inschriften die Korrespondenz
                      des Palastes beinhalten. Den Wissenschaftlern liefern sie
                      damit wertvolle Hinweise auf das Leben im Syrien der späten
                    Bronzezeit.  
                      
                        |  | Goldenes Schmuckelement mit stehenden
                            Ziegen am Baum. Die Darstellung zeigt aufgerichtete
                            Ziegen an einem
                            Baum, der aus Voluten gebildet wird. Das typisch
                            syrisch-nordmesopotamische Motiv verbreitete sich
                            von hier bis in die Ägäis
                            und nach Ägypten.   2. Hälfte des 2. Jahrtausend vor ChristusNationalmuseum Damaskus
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                            Landesmuseum Württemberg, Stuttgart; Foto: Hendrik
                        Zwietasch/ Peter Frankenstein, Stuttgart
 |   Zierat in Form von Entenköpfen mit einer Hathormaske.
                      Das aus Gold gegossene Meisterwerk der syrischen Kunst
                      war vielleicht Griff eines Schminkgefäßes. Zwischen
                      beiden in feinster Weise ausgeführten Entenköpfen
                      befindet sich eine Standarte mit einer Hathormaske. Die
                      Kuhohren verweisen auf die Tiergestalt der ägyptischen
                      Göttin.
 2. Hälfte des 2. Jahrtausend vor Christus
 Nationalmuseum Damaskus
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                      Landesmuseum Württemberg, Stuttgart; Foto: Hendrik
                      Zwietasch/ Peter Frankenstein, Stuttgart
 
                      
                        |  | Teil einer goldenen Hand. Innen ist das Goldblech
                            hohl und war wahrscheinlich auf einem Holz aufgesteckt.
                            Dieses könnte stielförmig zu einer Hand mit
                            Arm verlängert und so als „Libationsarm“ benutzt
                            worden sein.  2. Hälfte des 2. Jahrtausend vor ChristusNationalmuseum Damaskus
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                            Landesmuseum Württemberg, Stuttgart; Foto: Hendrik
                          Zwietasch/ Peter Frankenstein, Stuttgart
 
 |   Löwenkopfgefäß aus Bernstein (Frontansicht).
                      Das sechs cm lange Objekt aus der Gruft wurde vor Ort aus
                      unbearbeitetem baltischem Bernstein geschnitten. Ein Stück
                      dieser Größe ist – auch im europäischen
                      Raum – eine absolute Seltenheit.
 2. Hälfte des 2. Jahrtausend vor Christus
 Nationalmuseum Damaskus
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                      Landesmuseum Württemberg, Stuttgart; Foto: Hendrik
                      Zwietasch/ Peter Frankenstein, Stuttgart
 
 
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