|  Noch vor wenigen Jahren schien die Ära der christlichen Wallfahrten
                endgültig zu Ende zu gehen. Die tradierten Bilder und Symbole
                der katholischen Kirche verloren ihre Allgemeingültigkeit und
                der Glaube an die Macht von Gnadenorten und Reliquien schwand.
                Immer weniger Menschen beschritten die traditionsreichen großen
                Pilgerwege oder nahmen an regionalen Wallfahrten teil.
                Doch
                ein Umdenken hat eingesetzt. Spätestens seit Hape Kerkeling nach
                Santiago de Compostella wanderte ist "Pilgern" wieder in aller
                Munde. Hunderttausende brechen jedes Jahr auf, um die heiligen
                Stätten in Jerusalem, Rom, Santiago, Lourdes oder Altötting zu
                besuchen und - abseits vom hektischen Alltag der Industriegesellschaft
                - einen spirituellen Weg zu beschreiten.
 In seiner neuen Ausstellung "Auf Gottes Pfaden" greift das Offenburger
                Museum 
                im Ritterhaus das Thema auf, erkundet alte Pilgerwege, schildert
                regionale Wallfahrtsbräuche und entdeckt Bilder, Symbole und
                Devotionalien neu. Ein Fest für die Sinne!
 Großformatige Reproduktionen historischer Holzschnitte, Lithografien
                und Fotografien zeigen die berühmtesten Wallfahrtsorte und setzen
                die Geschichte der christlichen Wallfahrt ins Bild. Faszinierende
                Aufnahmen des Offenburger Fotografen Hermann Schlosser bringen
                den Besuchern die Wallfahrtsorte der Ortenau nahe und geben einen
                lebendigen Eindruck von Wallfahrtsbräuchen und Prozessionen in
                den 1950er und 60er Jahren.
               Im Zentrum der Ausstellung stehen die "wundervollen" Objekte
                aus der Sammlung religiöser Volkskunst von Ansgar Fütterer: Kostbare
                Reliquiare, Klosterarbeiten, Votivtafeln, Hinterglasbilder und
                Wallfahrtsandenken. Ihre Bedeutung und Ikonografie werden entschlüsselt
                und faszinierende Details neu entdeckt. Zitate von Pilgern aus
                unterschiedlichen Jahrhunderten verdeutlichen die vielfältigen
                Anlässe für Wallfahrten und laden dazu ein, sich mit spirituellen
                Reisen auseinanderzusetzen.
               Im Jahre 1996 schenkte der Kölner Sammler Ansgar Fütterer dem
                Museum im Ritterhaus über 200 Werke der religiösen Volkskunst
                des 18. - 20. Jahrhunderts. Anlässlich seines 80. Geburtstages
                im September 2007 ist erstmals seine bemerkenswerte Sammlung
                religiöser Hinterglasbilder und Votivtafeln zu sehen, die Ansgar
                Fütterer ebenfalls als Schenkung vorgesehen hat. Die Sammlung
                umfasst fast 60 Hinterglasbilder. Sie spannt den Bogen von den
                Anfängen der religiösen Hinterglasmalerei in Augsburg am Anfang
                des 18. Jahrhunderts bis hin zu den Ausläufern Anfang des 20.
                Jahrhunderts.
                Das
                Hinterglasbild war im süddeutschen und alpenländischen Raum lange
                Zeit ein fester Bestandteil der bäuerlichen Wohnräume, es wurde
                oft von Wallfahrten mitgebracht und fand seinen Platz dann im
                Herrgottswinkel oder am Hausaltar. Wichtige Zentren der Hinterglasmalerei
                waren neben Augsburg, u. A. das Staffelseegebiet mit Murnau und
                Seehausen, Oberammergau, Böhmen, Schlesien und der Schwarzwald.
                Anfangs als religiöser Kitsch verachtet, erleben die naiv anmutenden
                Bilder eine Renaissance und faszinieren als Zeugnisse einer scheinbar
                vergessenen Zeit. Informationen:
  
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