| Eine gestickte Kulturgeschichte Die Eroberung Englands 1066 durch den Normannenherzog
                      Wilhelm gilt historisch als der "letzte Wikingerzug".
                      Bald nach dem Sieg über den englischen König
                      Harald in der Schlacht von Hastings und der anschließenden
                      Krönung Wilhelms zum englischen König wurde die
                      Geschichte und der Verlauf dieser Eroberung auf einen 70
                      m langen Wandbehang in über 58 Szenen und mit lateinischen
                      Kommentaren gestickt. Vermutlich gab ihn Bischof Odo, Wilhelms
                      Bruder, für den 1077 eingeweihten Dom von Bayeux in
                      der Normandie in Auftrag. Nach wechselvollem Geschick wird
                      er seit 1945 im Centre Guillaume le Conquérant in
                      Bayeux aufbewahrt. Dieser berühmte "Teppich von Bayeux" ist
                      bildliche Geschichtsschreibung aus der Sicht der Sieger.
                      Für das angelsächsische Britannien gehört
                      die normannische Eroberung zu den politisch, kulturell
                      und sprachlich nachhaltigsten Einschnitten in seiner 1500-jährigen
                      Geschichte.Der Teppich ist eine unerschöpfliche Bildquelle zur
                      Kulturgeschichte der ausgehenden Wikingerzeit.
 Der "Teppich" - Materialien, Technik und Kunststile
 Die Stickarbeiten sind mit zweifasrigem Wollgarn in zehn
                      Farben auf neun Bahnen Leinwand genäht - es handelt
                      sich also nicht um einen Teppich im engeren Sinne. Mehrere
                      Stichtypen fanden Anwendung: Überfangstich (Bayeux-Stich),
                      Stielstich, Kettenstich und Spaltstich. Die Bildfolge wurde
                      vermutlich von einem Künstler entworfen, der unmittelbare
                      Kenntnis von der Schlacht hatte, jedoch von mehreren verschiedenen
                      Individuen gestickt. Die immer noch hervorragend frischen
                      Farben wurden nur teilweise naturnah und oft dramatisch
                      effektvoll eingesetzt. Szenen und Texte sind in üblicher
                      Leserichtung angelegt. Am Ende des Teppichs fehlen vermutlich
                      1-2 Szenen. Stilistisch sind die Figuren und Ornamente im spätottonisch-frühromanischen
                      Stil mit englischen und skandinavischen Elementen gehalten.
                      In der Ausstellung werden einige dänische Metallarbeiten
                      im spätwikingerzeitlichen Mammen-, Ringerike- und
                      Urnesstil gezeigt, die von der kontinentalen und insularen
                      Kunst des 10./11. Jahrhunderts beeinflusst sind.
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