| Die künstlerische Blüte im 15. Jahrhundert  Im Spätmittelalter reifen die Künste in Straßburg
              zu einer besonders reichen Blüte heran, begünstigt durch die Lage
              der Stadt am Rhein, der Verbindungsachse zwischen den mächtigen
              Bistümern von Köln und Basel, zwischen dem Norden und dem Süden
              Europas. Als wirtschaftliches und geistiges Zentrum der oberrheinischen
              Ebene und in ständigem Kontakt mit den südwestlichen Reichsgebieten,
              zieht Straßburg die unterschiedlichsten Kräfte und Begabungen an.  Das
              verstorbene Liebespaar Schwaben
 Um 1470
 Öl auf Tannenholz
 62,5x40 cm
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        Bild
 Die Tafel mit der Darstellung eines Verstorbenen
              Liebespaares bildete ursprünglich die Rückseite eines sogenannten
              makabren Doppelporträts. Die Vorderseite, ein Liebespaar, ist heute
              im Museum von Cleveland in den USA zu sehen. Die Gegenüberstellung
              der beiden Tafeln lädt zu einer Meditation über die Eitelkeit alles
              Irdischen und die Vergänglichkeit des Lebens ein. Dieser Gemäldetypus,
              der Mitte des 15. Jahrhunderts aufkam, war für die private Andacht
              bestimmt. Der krasse Realismus der Szene und die scheinbar widersprüchliche
              Robustheit der abgezehrten, wurmzerfressenen Körper weisen in dramatischer
              Manier auf die Flüchtigkeit von Jugend, Schönheit und Liebe hin.
              Das Werk steht in der deutschen Tradition der Todesdarstellungen
              und geht möglicherweise auf die Kaltnadelradierung Der Jüngling
              und der Tod zurück, deren Urheber der Hausbuchmeister ist, einer
              der bedeutendsten anonymen Kupferstecher Deutschlands in der zweiten
              Hälfte des 15. Jahrhunderts. Nachdem die Tafel eine Zeitlang zu
              Unrecht als Frühwerk von Matthias Grünewald galt, wird sie heute
              einem Ulmer Meister zugeschrieben.Obwohl sie in den zeitgenössischen Dokumenten weniger oft als die Maler
        erwähnt werden, waren mehrere überaus begabte Bildhauer im 15. und 16.
        Jahrhundert in Straßburg tätig.
 
 Madonna
                im GartenSchwaben oder Oberrhein
 Ende 15. Jh.
 Öl auf Tannenholz
 Foto:
                Angéle Plisson 
 
 Das
                verstorbene LiebespaarSchwaben
 Um 1470
 Öl auf Tannenholz
 62,5x40 cm
 Foto:
                Angéle Plisson |