| Die Flößerei ist im Schwarzwald seit
                dem frühen Mittelalter überliefert und war dort ein
                weitverbreiteter Beruf. Mit Wieden zusammengebundene Baumstämme
                wurden über die Flüsse zum Bestimmungsort bewegt. Die
                notwendigen Wassermassen wurden in sogenannten Floßstuben
                angestaut und dann zusammen mit dem Floß freigegeben. Im
                Laufe der Jahrhunderte wurden diese Wasserwege über Murg,
                Nagold, Enz, Kinzig, Neckar und Rhein bis nach Holland erweitert.
                Die kleinen Seitenbäche wurden zum Teil ebenfalls floßbar
                gemacht. Für Städte wie Gernsbach, Schiltach und Wolfach
                wurde die Flößerei zum Haupterwerbszweig und in sogenannten
                Schifferschaften organisiert. Bis heute existiert die im 15.
                Jahrhundert gegründete älteste Forstgenossenschaft,
                die Murgschifferschaft.  Im 18. Jahrhundert führte der niederländische
                Holzbedarf zur Blüte des Holzhandels, aber auch zum Kahlschlag
                weiter Regionen des Nordschwarzwaldes. Die langen und geradegewachsenen
                Tannen waren ideal geeignet als Baumaterial für Schiffe
                und als Rammpfähle, die in den sumpfigen Böden der
                Niederlande als Fundament für Städte wie Amsterdam
                und Rotterdam dienten. Besonders große und wertvolle, bis
                zu 200 Jahre alte Tannen, wurden „Holländer“ genannt.
                Bis heute zeugen Wiederaufforstungen mit Fichtenmonokulturen
                von der Zerstörung des natürlichen Mischwaldes.  Während
                dieser Blütezeit des Holländerholzhandels schwammen
                kapitale Rheinflöße von Koblenz stromabwärts.
                Diese gehörten mit 200 bis 400 Metern Länge, 40 bis
                80 Metern Breite zu den größten jemals gebauten Flößen.
                Der Grund konnte so z.B. aus etwa 1700 Stämmen und die Oberlast
                aus etwa 2000 Stämmen bestehen. Zu ihrer Steuerung wurden
                400 bis 500 Mann benötigt, für die riesige Mengen Lebensmittel
                mitgeführt und Unterkünfte, Küchen, eine Wäscherei,
                eine Bäckerei, ein Schlachthaus und Viehställe auf
                dem Floß errichtet wurden. Wegen des Ausbaus des Schienen- und Straßennetzes wurde
                die Flößerei gegen Ende des 19. Jahrhunderts weitgehend
                eingestellt. Nach 1945 waren nur noch sporadisch Flöße
                auf dem Rhein unterwegs. 1967 wurde hier die Flößerei
                gänzlich eingestellt. In den Städten Wolfach, Schiltach
                und Gengenbach wird die Tradition der Flößer und die
                Herstellung von Flößen praktisch in Vereinen und auch
                in Museen wachgehalten. Über die Zeit der Flößerei
                im Nordschwarzwald berichten auch Sagen und Erzählungen.
                Eine Erzählung um den Holländer-Michel ist das "Das
                kalte Herz" von Wilhelm Hauff. |