| Erstmals werden die „Kelten“ in griechischen Schriftquellen
                um 500 vor Christus erwähnt. Herodot nennt für ihre
                Lokalisierung in Mitteleuropa „die Quellen der Donau“.
                Tatsächlich zeigen archäologische Funde, dass sich
                bereits hundert Jahre früher in Süddeutschland, der
                Schweiz und Ostfrankreich eine eigene Kulturgruppe herauszubilden
                beginnt. Im 4. und 3. Jahrhundert vor Christus tauchen auf den
                Kriegsschauplätzen Italiens, auf dem Balkan, in Griechenland
                und in Kleinasien immer wieder als „Kelten“ bezeichnete
                Völkerschaften auf, die auf der Suche nach neuem Siedelland
                sind. Die einzelnen Stämme bildeten keine „keltische“ Nation,
                besaßen aber Gemeinsamkeiten in Kunst und Handwerk sowie
                allem Anschein nach auch in Religion und Sprache. Südwestdeutschland
                gilt zusammen mit der Schweiz und Ostfrankreich als „Wiege
                der keltischen Kultur“ und steht seit Jahrzehnten im Zentrum
              der internationalen Keltenforschung.  Goldschale aus Bad Cannstatt, 
                Ende 6. Jh. v. Chr.                Landesmuseum Württemberg,
                Stuttgart
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              Foto: H. Zwietasch; Landesmuseum              Württemberg,
              Stuttgart
 Die Große Landesausstellung in Stuttgart umfasste zwei
                große Themenblöcke: „Zentren der Macht“ und „Kostbarkeiten
                der Kunst“.  Der erste Themenblock „Zentren der Macht“ zeigte
                im Stuttgarter Kunstgebäude die Entwicklung der keltischen
                Zivilisation in Mittel- und Westeuropa vom 8. bis zum 1. Jahrhundert
                vor Christus – vom Beginn der Eisenzeit bis zur Ankunft
                der Römer. Hochrangige nationale und internationale Leihgaben illustrierten
                das tägliche Leben, Wirtschaftsweisen, Handelbeziehungen,
                technologische Innovationen, Religion und die Gesellschaftsordnung.
                Im Fokus der Präsentation standen die „Fürstensitze“ der
                frühkeltischen Elite im 6. und 5. Jahrhundert vor Christus
                sowie die Entstehung der spätkeltischen Stadtanlagen, der
                so genannten Oppida, im 2. und 1. Jahrhundert vor Christus. Einen Höhepunkt dieses Ausstellungsteils bildeten die aktuellen
                Ergebnisse des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten
                und vom Landesamt für Denkmalpflege Gezeigt wurden die spektakulären
                Neufunde aus den Ausgrabungen der letzten Jahrzehnte in Baden-Württemberg
                und den angrenzenden Regionen. Ausgrabungsfunde der Landesdenkmalpflege,
                wie die aus dem Vorderen Orient stammende Glasschale von Ihringen,
                das Trinkhorn aus dem Prunkgrab von Kappel oder das neue „Fürstinnengrab“ aus
                dem Umfeld der Heuneburg boten spannende Einblicke in die Welt
                der Kelten vor mehr als 2.000 Jahren. „Kostbarkeiten der Kunst“, der zweite Themenblock,
                basierte auf den hochkarätigen Sammlungsbeständen des
                Landesmuseums Württemberg und des Historischen Museums Bern,
                bereichert um Meisterwerke aus ganz Europa. Der Ausstellungsteil
                im Stuttgarter Alten Schloss spürte dem ersten bedeutenden
                Beitrag des Nordens zur europäischen Kunstgeschichte nach. Die Zeitspanne umfasste die keltische Kunst vom 7. Jahrhundert
                vor Christus bis zu deren Nachblüte in der irischen Buchmalerei
                im 7. Jahrhundert nach Christus. Prachtvoller Schmuck und reich
                verzierte Gebrauchsgegenstände aus Bronze, Eisen, Silber
                und Gold, Grabbeigaben und kultische Objekte mit Darstellungen
                fantastischer Wesen zeugen noch heute vom meisterlichen Kunstschaffen
                der Kelten.   Birkenrindenhut, Goldschale und Goldornat aus           
                 dem "Fürstengrab" von
                Eberdingen-Hochdorf,                Kr. Ludwigsburg, um 530 v.
                Chr.                Der Tote wurde mit seinen Rangabzeichen,
                  darunter der goldene Halsring, die goldenen Fibeln und
                der Hut aus Birkenrinde, bestattet.                Der Dolch,
                das Gürtelblech und die Schuhe                wurden vermutlich
                eigens für die Bestattung                mit Goldblech überzogen.
                Landesmuseum Württemberg, Stuttgart
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              H. Zwietasch; Landesmuseum Württemberg,              Stuttgart
 Zu den besonderen Highlights zählten die Ausstattung des „Fürsten“ von
                Hochdorf, einer der bedeutendsten Grabfunde der europäischen
                Vorgeschichte, ebenso wie der so genannte Krieger von Hirschlanden,
                die älteste menschengestaltige Großplastik nördlich
                der Alpen. Die einzigartigen Kunstwerke aus dem „Fürstengrab“ des
                Kleinaspergle und der Silberring von Trichtingen – rätselhaft
                in seiner Funktion und bis heute ohne Vergleich – konnten
                zusammen mit einmaligen Meisterwerken aus ganz Europa in einem
                neuen Blickwinkel bewundert werden.
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