| Das Perlennetz aus El-Hibe und seine RestaurierungAm 24. März 1914 wurde in El-Hibe (Mittelägypten) eine 
                    Grabanlage mit Steinsarkophagen und Holzsärgen freigelegt. 
                    Ein viereckiger Holzsarg wurde in einer separat gelegenen 
                    Felsenkammer entdeckt und geborgen. Bei der Öffnung dieses 
                    Holzsarges, der heute nicht mehr erhalten ist, kam ein reich 
                    dekorierter Sarg in Menschengestalt zu Tage. In ihm lag eine 
                    Mumie, die mit einem Perlennetz von farbigen Fayence-Perlen 
                    geschmückt war. Neben der eigentlichen rautenförmigen 
                    Netzstruktur, die aus blauen Röhren- und gelben Ringperlen 
                    besteht, ist das Netz mit zahlreichen figürlichen 
                    Darstellungen versehen. Der Erhaltungszustand des Netzes war 
                    exzellent, die Qualität sowohl künstlerischer als auch 
                    technisch hervorragend. Datiert wird es auf die Zeit vom 2. 
                    bis 1. Jahrhundert vor Christus.
 Das zu den „badischen“ Ausgrabungen gehörende Perlennetz 
                    befindet sich seit 1924 im Freiburger Adelhausener Museum. 
                    Im Lauf der Zeit, eventuell auch schon kurz nach der 
                    Auffindung, muss das sehr fragile Netz vor allem auf Grund 
                    des sich auflösenden Leinenfadens auseinander gefallen sein. 
                    In diesem Zustand kam das Perlennetz anlässlich der Großen 
                    Landesausstellung „Ägyptische Mumien“ im Oktober 2005 in die 
                    Restaurierungswerkstatt für Kunsthandwerk und Archäologie 
                    des Landesmuseums Württemberg. Die zuständigen 
                    Restauratorinnen und Restauratoren erarbeiteten ein 
                    umfangreiches restauratorisches und konservatorisches 
                    Konzept zur Wiederherstellung des Perlennetzes. In erster 
                    Linie ging es um den Erhalt der vorhandenen Fäden und die 
                    Wiederherstellung der Farbigkeit des Netzes. Des Weiteren 
                    galt es, die verbliebenen Fragmente und die ca. 22.000 
                    einzelnen Perlen reversibel auf einem Untergrund zu 
                    befestigen. Nach der Reinigung der Perlen, u.a. mit 
                    Lasertechnologie, Lösemittel oder auf mechanischem Wege, 
                    beschäftigten sich die Restauratoren mit der Sicherung bzw. 
                    Klebung der Fragmente und Perlen auf Japanpapier und einem 
                    Polyethylen-Schaumstoff. Dieser wurde dreidimensional in 
                    Menschenform zugeschnitten. Als Vorbild diente ein 
                    Ausgrabungsfoto, das die erhaltene Mumie zeigt. An dieser 
                    wurden die Abmessungen vorgenommen. Der „Mumienkörper“ hat 
                    eine Länge von 1,61 m, er ist 0,42 m breit und 0,25 m hoch. 
                    Das neu gefädelte Netz wurde auf der obersten Ebene mit 
                    feinen Nadeln befestigt, die original erhaltenen 
                    Figurdarstellungen sind in leicht eingetiefte Mulden 
                    eingelassen.
 
 Das Perlennetz aus El-Hibe konnte fast komplett restauriert 
                    werden. Im Gegensatz zu den bislang herkömmlichen 
                    restauratorischen Verfahren der Neuauffädelung und 
                    Flachmontage erlaubte die angewandte Verklebungs- und 
                    Sicherungstechnik, ein fragmentiertes Perlennetz erstmals 
                    auf einem dreidimensionalen Träger ästhetisch ansprechend zu 
                    präsentieren.
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