| Kurfürst Friedrich V. Leben1.8 Im ExilBereits über den Jahreswechsel 1622/23 hatte Friedrich 
                      eine Exilregierung in Den Haag gebildet. Deren Chef war 
                      der pfälzische Rat Ludwig Camerarius. Im November 1623 musste 
                      Friedrich auf massiven Druck des englischen Königs, der 
                      mit ernsthaften Konsequenzen drohte, den von England und 
                      Spanien im Mai ausgehandelten Waffenstillstand für die Pfalz 
                      ratifizieren. 
                     Sehr oft überließ Friedrich die politischen Tagesgeschäfte 
                      seinen Räten und Ratgebern und entwickelte nur in finanziellen 
                      Fragen eine gewisse Hartnäckigkeit. Friedrich geizte nämlich 
                      sehr, wenn es um die finanzielle Ausstattung seiner Administration 
                      ging. Auf der anderen Seite verschlang seine Hofhaltung 
                      Unsummen, so dass die Zuwendungen von der niederländischen 
                      und englischen Regierung selten ausreichten. So ließ er 
                      sich beispielsweise ab 1629 eine Residenz in Rhenen errichten. 
                      Die bis zum Sommer 1631 fertiggestellte Residenz umfasste 
                      ein einen Innenhof umgebendes, zweistöckiges Hauptgebäude 
                      mit zwei nach Süden vorspringenden Seitenflügeln und war 
                      von großen Gärten umgeben. Da Friedrich durch den Druck 
                      aus London und den Verlust seiner Erblande weitestgehend 
                      zur Untätigkeit verurteilt war, verbrachte er seine Zeit 
                      auf der Jagd und mit langen Spaziergängen oder erholte sich 
                      beim Schwimmen. 
                     Einen weiteren Schicksalsschlag erlitt der Winterkönig 
                      am 17. Januar 1629. Bei einem Schiffsunglück während der 
                      Besichtigung von Kapergut der Westindischen Compagnie im 
                      Meer vor Haarlem kam sein ältester Sohn und Thronfolger 
                      Heinrich Friedrich um. Friedrich selbst kam nur knapp mit 
                      dem Leben davon und war erst nach 15 Monaten körperlich 
                      wiederhergestellt. Den Tod seines Sohnes überwand er aber 
                      sein Leben lang nicht. In den Thronfolger waren große Hoffnungen 
                      gesetzt worden, da er durch große Intelligenz auffiel und 
                      in den Plänen vieler Diplomaten in Europa eine bedeutende 
                      Rolle spielte. So wollte der englische König Jakob I. den 
                      Konflikt um die Pfalz durch die Heirat Friedrich Heinrichs 
                      mit einer Prinzessin aus Spanien friedlich lösen. 
                     In den Jahren 1624/25 und 1627 scheiterten Vermittlungsversuche 
                      zwischen Friedrich und dem Kaiser. Er zeigte sich zwar zu 
                      gebührendem Respekt und Gehorsam bereit, wich aber in den 
                      Fragen der Rückgabe seiner Gebiete und der vollen Wiedereinsetzung 
                      in seine Würde als pfälzischer Kurfürst kein Stück zurück. 
                      Auf dem Kurfürstentag von Regensburg, einer Versammlung 
                      der wichtigsten Reichsstände ohne den formalen Status eines 
                      Reichstages, vom 3. Juli bis zum 12. November 1630 bat Friedrich 
                      den Kaiser sogar schriftlich um Verzeihung, dass er die 
                      Krone Böhmens angenommen hatte. Aber auch die Gespräche 
                      seiner Gesandten in Regensburg verliefen ergebnislos. 
                     Auch militärisch war Friedrich erfolglos. Die maßgeblich 
                      von der Exilregierung der Pfalz angeregte Haager Allianz 
                      von 1625 zwischen den Niederlanden, England, Dänemark und 
                      dem Kurfürsten vermochte aus Gründen innerer Streitigkeiten 
                      nicht in den Konflikt um die Pfalz und den Krieg im Reich 
                      einzugreifen. Allein der dänische König Christian IV. blieb 
                      übrig. Aber nach der vernichtenden Niederlage Christians 
                      in der Schlacht bei Lutter gegen Tilly vom 27. August 1625 
                      zerstob auch diese Hoffnung auf militärische Rückeroberung 
                      der Pfalz. Und die Kontakte zum siebenbürgischen Fürsten 
                      Gábor Bethlen, der schon seit Jahrzehnten gegen die Habsburger 
                      kämpfte, und zu den Türken stießen bei Freund und Feind 
                      auf viel Kritik.
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