Projekt kulturer.be
Spaltung
  In jeder Revolution stehen sich radikale und gemäßigte Kräfte gegenüber. Die Gemäßigten  sehen das Ziel der Revolution darin, eine neue politische Ordnung zu errichten,  in der eigene Kräfte an die Stelle der alten treten und Grundgedanken von  Demokratie und Liberalismus verwirklicht sind. Radikale fordern dagegen einen  viel weiter gehenden Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft in Richtung auf eine  völlige Gleichheit aller Menschen. Dazu gehört auch die Schaffung eines „neuen“,  revolutionären Menschentyps, der die Ideale der Revolution verinnerlicht hat  und nach ihnen lebt. Das muss notfalls mit Gewalt erzwungen werden, und die  Umerziehung endet oft in einer Erziehungsdiktatur.

Verfassunggebende deutsche Nationalversammlung in der Paulskirche zu Frankfurt. 
    Farblithographie, 1848
    
    © Historisches Museum Frankfurt am Main
Die Paulskirchen-Versammlung ist ihrerseits bereits das Zeugnis einer Spaltung zwischen den Radikalen, die eine deutsche Republik errichten wollten, und den Gemäßigten, die die Monarchie, an eine Verfassung gebunden, erhalten wollten.
Neuordnung
Revolutionen zielen in der Regel auf die Errichtung einer neuen Ordnung.  Grundfrage dabei ist einerseits das Verhältnis zu den alten Eliten. Bleiben sie  zu stark, können sie die weitere Entwicklung hemmen oder gar verhindern. Dann  können auch äußere oder innere Krisen dazu führen, dass immer weniger Menschen  die Leistungen der Revolution als Errungenschaften wertschätzen. Das neue  System wird wieder instabil, die Gefahr einer Gegenrevolution wächst. Dennoch  kann auch eine gelungene Gegenrevolution nicht hinter essentielle Fortschritte  zurück.


Verfassung des Deutschen Reichs (Weimarer Verfassung). 
    Druck, Berlin, nach 1930
    Verfassungsentwurf für die DDR. 
      Druck, Berlin, 1990
    Beide © Badisches Landesmuseum
„Hüte“. Ludwig von Elliot, Druckgrafik, 1848
    
    Die   Karikatur geißelt die wechselnde Gesinnung vieler Deutscher im Verlauf   der Revolution 1848/49, die sich auch im Tragen unterschiedlicher   Hutmoden zeigte.
    © Haus der Geschichte Baden-Württemberg
  

Ergebnisse
  Trotz einiger Rückschläge haben viele Revolutionen am Ende ihr Ziel doch  erreicht. Große Demokratien wie die USA oder Frankreich berufen sich bis heute  auf ihre Gründung durch revolutionäre Umwälzungen. Ob sie allerdings auch in  Zukunft den Idealen ihrer Entstehung treu bleiben werden ist abzuwarten. Bei  jüngeren revolutionären Bewegungen wie dem Arabischen Frühling ist die weitere  Entwicklung noch nicht abzusehen, die momentane Situation erscheint  zwiespältig. 
  In Deutschland verhinderte die Dominanz der alten Eliten, dass die  Errungenschaften der Revolutionen von 1848 und 1918 mit dem Stellenwert  wahrgenommen wurden, den sie tatsächlich hatten. Auch die Revolution von 1989  wird immer noch zum Teil gering geschätzt. Dabei beruht unsere heutige  Demokratie wesentlich auf diesen. 
  Manchen erscheint aber auch das System der westlichen Demokratien unvollkommen.  Für sie muss die Revolution weitergehen.
 Diskurs
  So verschieden Revolutionen verlaufen können, so verschieden ist auch ihre  Einschätzung. Das Bild eines Augenzeugen, der die Ereignisse selbst miterlebt  hat, muss sich zwangsläufig von dem eines Beobachters aus der Distanz  unterscheiden. Persönliche Betroffenheit steht hier gegen die kritische Distanz  der Wissenschaft. Sowohl Wissenschaftler auls auch Journalisten sind oft nicht  frei von dem politischen Hintergrund, der sie geprägt hat.
 
Erinnerung
  Revolutionen leben aus der Erinnerung. Sie wird zum Teil von den Revolutionären  (und ihren Nachkommen) getragen, die die Erfolge der Revolution feiern. Dadurch  entsteht eine positive Erinnerung, die wiederum ihre Herrschaft legitimieren  soll. Erstarrt das revolutionäre System, erstarrt auch die Erinnerung in stets  gleichförmigen Ritualen. Auch die Unterlegenen einer Revolution feiern die Erinnerung,  um den Gedanken an die fortschrittlichen Ideen wach zu halten. 
  Erinnerungskultur zeigt sich auch in sentimentaler Verklärung, Revolutions-Folklore  und Revolutions-Kitsch. Künstler setzen sich kritisch oder verfremdend mit  revolutionären auseinander.
Wandteller Porträt Friedrich Hecker. Johannes Grützke, Karlsruhe 1997
    
    © Badisches Landesmuseum
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