Projekt kulturer.be
 Ursachen
Ursachen
  Revolutionen brechen nicht von selbst aus. Für uns ist im Nachhinein klar, dass  gewisse politische Systeme in der Zeit ihres Bestehens erstarrt und nicht mehr  in der Lage waren, auf die Herausforderungen der Zeit zu reagieren. Oft besteht  auch ein Missverhältnis zwischen einzelnen Elementen in der  Gesellschaftsordnung – Bürger haben wirtschaftliche Kraft, aber wenig  politischen Einfluss, einzelne Gruppen der Gesellschaft leben davon, dass sie  andere ausbeuten. Werden diese Verhältnisse als ungerecht erkannt, kommen  Strömungen auf, die eine Änderung fordern. Das wiederum ruft den Widerstand der  alten Eliten hervor, die ihre Macht nicht teilen wollen. 
Die alten Eliten müssen große Mittel aufwenden, um die fortschrittlichen Kräfte  erst unter Kontrolle und dann nieder zu halten. Diese Mittel stehen dann einer  Weiterentwicklung von Staat und Gesellschaft nicht zur Verfügung – die Schere  öffnet sich weiter. 
„A faut esperer q'eu se jeu la Finira bentot“(dt. Hoffentlich ist dieses Spielchen bald vorbei) 
    (Der unterdrückte Dritte Stand)
      Karikatur, Frankreich, um 1789. 
    Kunstsammlungen der Veste Coburg
      © Kunstsammlungen der Veste Coburg
    Die Darstellung entspricht in ihrer Komposition der Zeichnung, in der ein Bauer die Feudalherren aus Kirche und Adel schleppt. 
Unten: "Der Denker-Club“. Karikatur, Deutschland, um 1825
    Ein   politischer Club, in dem die Mitglieder Maulkörbe tragen und sich nicht   austauschen können: So wird hier die Unterdrückung der Meinungsfreiheit   kritisiert, die oft eine Ursache von Revolutionen war.
    © Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg


„Der Zollgardist und der Jude”. Zizenhausener Terrakotta, um 1820-1830. 
    Die   Terrakottafigur thematisiert die Schikanen von Reisenden an den   zahlreichen deutschen Zollgrenzen des 19. Jahrhunderts. Das Ende der   Kleinstaaterei war eine wichtige Forderung der Revolutionäre 1848.
    © Badisches Landesmuseum

 Auslöser
Auslöser
Der Auslöser für die Revolution ist oft verschwindend und unbedeutend. Ein stabiles  System würde ihn ohne weiteres verkraften, in einem zerrütteten System  allerdings nehmen die fortschrittlichen Kräfte auch dieses kleine Ereignis zum  Anlass, die Regierung anzugreifen. Die Regierung wird mit noch mehr Härte  antworten, die revolutionären Ideen brechen sich mit Gewalt Bahn. 
Lebensmittelmarken. 
    Karlsruhe, 1915
    © Badisches Landesmuseum
Aufruf „An die badischen Soldaten!“. 
    Farblithografie, Karlsruhe, 1918
    © Badisches Landesmuseum
    
Umsturz
  Der – meist gewaltsame – Umsturz ist das entscheidende Merkmal einer  Revolution. Unter dem Druck der Protestierenden gibt die Regierung ihre Macht  auf – entweder die tritt mehr oder weniger freiwillig zurück oder sie wird gewaltsam  ihrer Ämter enthoben. Mit dem Verlust der leitenden Funktionen bricht das  System, das von ihrer autoritären Macht aufrecht gehalten worden war, zusammen.  Ist die Energie der Revolution stärker als die Achtung vor der Würde des  Menschen, wird der Repräsentant der autoritären Regierung hingerichtet oder  ermordet, ist die Achtung vor der Menschenwürde größer, wird er gezwungen, ins  Exil zu gehen. 
  An die Stelle der alten Funktionsträger treten jetzt die Revolutionäre und  besetzen die Schlüsselpositionen des Staats. Sie übernehmen die Regierung und  möglichst große Teile der Verwaltung. Bilder der alten Herrschenden werden  zerstört, Standbilder zerstört, Symbole zerschlagen.
Flitterwochen
  Ist das alte System gestürzt, erscheint in einer Phase der Euphorie zunächst  alles möglich. Die Revolutionäre versuchen zunächst, alle Ideen von einer  Neuordnung von Staat, Wirtschaft und Gesellschaft zu verwirklichen. Dazu gehört  vor allem der Traum von einer herrschaftsfreien Gesellschaft, in der alle  gleiche Rechte haben. Das ist die Zeit, in der die Vertreter der einzelnen  Richtungen miteinander diskutieren, welche Idee die bessere sei und welche mehr  Chancen für den Einzelnen bietet. Diese Ideen sind aber oft Utopien, da sie  noch lange nicht an der harten Wirklichkeit gemessen sind.
  In der Frage nach einer neuen politischen und gesellschaftlichen Ordnung geht  es bald wieder um Macht und Herrschaft, und nur unter günstigen Bedingungen  gelingt es, einige oder viele der Ideale in die neue Wirklichkeit hinüber zu  retten und zu verwirklichen.
| im Detail: | |
| siehe auch: | |
| weiter: | Rundgang Teil 2 | Teil 3 | 
Startseite | Service | Aktuelles | zur ZUM | © Landeskunde online/ kulturer.be 2017