| Eines der besterhaltenen Zisterzienserklöster Süddeutschlands
                  erhält einen neuen Besitzer:Bronnbach an der Tauber
 Über die Geschichte und die Sehenswürdigkeiten dieser 1151 gegründeten
Abtei
 Herbert Bauer, Tauberbischofsheim
 Aus: Ekkhart. Jahrbuch für das Badner Land. (Badische Heimat). 1985 S.
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 Neu illustriert von der Redaktion
 
 
  Wenige Orte des Main-Tauber-Kreises sind geschichtlich und kunsthistorisch so
interessant und sehenswert wie Bronnbach an der Tauber, das heute kaum fünfzig
Einwohner zählt und als Ortsteil zu Reicholzheim und damit zur Stadt Wertheim
gehört. Über 650 Jahre lang war seine 1151 gegründete Zisterzienserabtei
einer der religiösen und kulturellen Mittelpunkte des mittleren und unteren
Taubergebiets. Heute noch, 180 Jahre nach der Aufhebung (1803) des Klosters,
sind seine Bauten ein einmaliges Denkmal für die Ideale und die Leistungen
der „weißen Mönche", wie die Zisterzienser nach der Farbe ihrer
Kutten genannt wurden.  Die Klosteranlage „Eines der hervorragendsten, aber auch unbekanntesten Werke
                zisterziensischer Baukunst" nannte noch vor dreißig Jahren
                ein damals erschienener Reiseführer Bronnbach an der Tauber.
                In der Zwischenzeit hat sich einiges daran geändert: Der Fremdenverkehr
                ist auf die Schönheiten des lieblichen Taubertals aufmerksam
                geworden, ungezählte Touristen besuchen alljährlich diese
                Landschaft, die mit Kunstwerken von Tilman Riemenschneider und
                Matthias Grünewald
                werben kann, und viele Tausend interessieren sich auch für
                Bronnbach. Wer allerdings zum erstenmal von Wertheim oder Tauberbischofsheim
                kommend den Engpaß des Taubertals erreicht, in dem Autokarten
                und Reiseführer eine „bedeutende Sehenswürdigkeit" anzeigen,
                ist auch heute noch fast enttäuscht: Ein winziger Weiler liegt
                vor dem Fremden, hinter riesigen Kastanienbäumen sieht man
                erst auf den zweiten Blick die Kirche mit ihrem bescheidenen Dachreiter,
                und die paar Gebäude längs der Straße kann man
                an den Fingern einer Hand abzählen. Wer sich dennoch entschließt,
                im Schatten der Kastanien zu parken und sich einmal umzusehen,
                kann rasch feststellen, daß Bronnbach mehr zu bieten hat,
                als es dem flüchtigen Betrachter zeigt. Heute besitzt Bronnbach
                zwar nicht mehr die zwei Orgeln, fünf Kapellen und zwei Bibliotheken
                wie zu Anfang des 16. Jahrhunderts (vor dem Bauernkrieg und dem
                Dreißigjährigen Krieg), aber die aus der 2. Hälfte
                des 12. Jahrhunderts stammenden Hauptbauten sind durch alle Kriege
                und Wirren des Mittelalters und der Neuzeit erhalten geblieben.
                Sie verkörpern nicht nur eines der bedeutendsten Kunst- und
                Baudenkmale unseres Raums, sondern erlauben auch heute noch einen
                guten Einblick in Leben und Arbeit der Zisterzienser.   Wie bei fast allen nach der Regel des hl. Benedikt lebenden
                Orden üblich,
    ist auch in Bronnbach der Raum innerhalb der Konventsmauer aufgeteilt in
                den stillen, den inneren und den Wirtschaftsbezirk. Der östliche
                stille Bezirk umfaßte die Gärten, das Krankenhaus
                und den Friedhof, der innere die Kirche, den Kreuzgang und die
                darum errichteten Klausurgebäude der Mönche
    und Konversen, und von beiden etwasabgesetzt lag im Westen, zwischen der
                heutigen Straße und der Tauber, der Wirtschaftsteil. Zu
                ihm gehörten die Schuppen,
    Scheunen und Ställe der Landwirtschaft und alle Handwerksbetriebe und
    Einrichtungen (von der Schmiede bis zur Mühle und zur Ziegelei), mit
    denen die Zisterzienser unabhängig von den Menschen draußen in
    der Welt leben und ihnen doch nach Kräften auch helfen konnten. Denn
    trotz ihrer klösterlichen Abgeschiedenheit
    pflegten die Zisterzienser die Verbindung zu den Einwohnern der umliegenden,
    zum Teil zu Bronnbach gehörenden Ortschaften und zeigten sich Fremden
    gegenüber
    sehr gastfreundlich. Das beweisen u.a. die zwei Gasthäuser und die Tauberbrücke,
    die die Abtei schon früh mit nicht geringen Kosten erbaute. Bild: Blick aus dem Kreuzgarten auf den südlichen Kreuzgangflügel
                und die Kirche  Die Gebäude und Sehenswürdigkeiten der Abtei Mittelpunkt des Klosters war und ist die aus rotem Sandstein
                erbaute Abteikirche. Schlicht und einfach, ohne überflüssigen Zierat
          und doch schon allein durch ihre Größe eindrucksvoll, haben
          die Mönche sie in mehreren Bauabschnitten zwischen 1157 und 1222
          erbaut. Sie ist eine echte Burg Gottes — 70 m lang und im Querschiff
          28,5 m breit und damit größer als die meisten mittelalterlichen
          Dome. Besonders die Westseite, die eigentlich nur durch die drei Portale
          und eine Fensterrosette gegliedert ist, wirkt wuchtig und fast verschlossen;
          allerdings muß man dabei berücksichtigen, daß die einst
          hier vorgebaute Paradieshalle im Dreißigjährigen Krieg zerstört
          worden ist.Die Kirche wurde als dreischiffige Pfeilerbasilika im Übergangsstil
          zwischen Spätromanik und Frühgotik erbaut und ist gerade in
          ihrem Ostteil ein gutes Beispiel für die bewußte Schmucklosigkeit
          und Einfachheit, in der die Zisterzienser ursprünglich ihre Kirchen
          bauten. Auffallend an der Bronnbacher sind die hohe Arkadenzone und die
          Gewölbelösungen: Das hohe Mittelschiff hat ein Kreuzgratgewölbe
          ohne Gurte, das den Eindruck einer Spitztonne mit gleichhohen Seitenkappen
          erweckt, und jedes Seitenschiff Viertelkreistonnen mit Stichkappen. Diese
          Bauformen sind in Deutschland einzigartig, haben aber mehrere Vorbilder
          in der Provence. Andere Stilelemente, etwa die Ornamentik der Kapitelle
          (besonders im Westteil der Kirche) lassen auch Einflüsse aus Bur-gund,
          dem Elsaß und Lothringen erkennen — ein Zeichen für
          die internationalen Verbindungen der Zisterzienserklöster.  Die erste Ausstattung der Kirche wurde im Bauernkrieg und im
                Dreißigjährigen
    Krieg zerstört. Die heutigen Altäre stammen aus dem 17. und 18. Jahrhundert.
    Am stärksten bestimmen das heutige Bild der Kirche der Hochaltar und vier
    großangelegte, reich mit Gold verzierte Seitenaltäre — Arbeiten
    des bekannten Würzburger Bildhauers Balthasar Esterbauer mit Gemälden
    des aus Mecheln stammenden Malers Oswald Onghers. Besondere Aufmerksamkeit verdient
    das reichgeschnitzte Chorgestühl, das der Klosterbruder Daniel Aschauer
    nach dem Vorbild des Gestühls im Westchor des Mainzer Doms geschaffen
    hat (vollendet 1778).   Südlich der Kirche liegt der romantische Kreuzgang. Er
                wurde in mehreren Bauabschnitten zwischen etwa 1230 und 1600
                erbaut. Während seine älteren
      Flügel (im Osten und Norden) sehenswerte spätromanische Bauornamentik
      und originelle Mensch-und Tierdarstellungen zeigen, sind seine West- und
      Südpartien
      von der Gotik geprägt. Bemerkenswert ist, daß bereits die romanischen
      Fensterbogen Eckfalze für eine      (damals noch höchst seltene)   Verglasung
      aufweisen.  An der Ostseite des Kreuzgangs — in der Fortsetzung des Kirchenquerschiffes — liegt
        der ehemalige Konventbau. In seinem Erdgeschoß befinden sich die alte Sakristei
        (mit romanischem Tonnengewölbe und einer vorzüglichen Barockausstattung)
        sowie der strenge Kapitelsaal (Bauzeit um 1200). Sein von starken Wulstrippen
        getragenes Kreuzgewölbe wird von vier schweren, jeweilsaus einem Stein gehauenen
        Säulen aus schwarzem Muschelkalk gestützt. Der Gebäudetrakt im
        Süden des Kreuzgangs enthält u.a. die Wärmestube, den Brunnenturm
        und das doppelgeschossige Refektorium. Das obere — der bekannte Josephssaal — wurde
        zwischen 1724 und 1726 von einem Würzburger Baumeister namens Onimus errichtet
        und von dem Mergentheimer Stukkateur Franz Joseph Roth geschmackvoll gestaltet;
        das große Deckenfresko (mit Darstellungen aus dem Leben des „ägyptischen" Josephs)
        ist ein Werk des Würzburger Malers Johann Adam Remele.  Das Geviert um den Kreuzgang schließt im Westen zur Kirche hin der ehemalige
          Kon-versenbau. Er wurde später (um 1600) zur Wohnung des Abtes umgebaut
          und besitzt in mehreren Räumen wunderbare Rokoko-Stückarbeiten von
          Johann Georg Joseph Sturtzenhöfer aus Hammelburg. Während diese Gebäude
          alle auf die Anfänge des Klosters zurückgehen, sind die übrigen
          Gebäude und Bauwerke der ehemaligen Zisterzienserabtei Bronnbach erst in
          der Barockzeit entstanden. Eine Ausnahme bilden die große gotische Fruchtscheuer,
          die die beiden Wirtschaftshöfe westlich der Straße teilt, und die
          Tauberbrücke. Sie wurde 1408 (angeblich für 40000 Gulden) erbaut und
          hat als einzige Brücke des mittleren und unteren Taubertals den ungezählten
          Hochwasserfluten durch so viele Jahrhunderte hindurch standgehalten. Die Spannweite
          ihrer beiden weitgewölbten Bogen (21,70 m bzw. 22,60 m) wurde übrigens
          während des Mit-telalters im Deutschen Reich nur von der Karlsbrücke
          in Prag übertroffen,   Bronnbach im hohen Mittelalter Man würde dem Leben, den Idealen und den Leistungen der Bronnbacher
          Mönche sicher nicht gerecht, wenn man die Gebäude, die sie
          zwischen 1157 und 1803 errichteten, lediglich als Sehenswürdigkeiten
          oder Museum für die Stilentwicklung von der Romanik bis zum Rokoko
          und Klassizismus betrachten würde. Deshalb sei wenigstens kurz auf
          die Geschichte des Klosters und das Wirken seiner Mönche eingegangen,
          die hier lebten, starben und in der Kirche und im Kreuzgang (wo noch
          zahlreiche Grabplatten an sie erinnern) ihre letzte Ruhe fanden. Die
          Zisterze Bronnbach verdankt ihr Entstehen der Begeisterung, die Bernhard
          von Clairvaux 1146 nicht nur für den Kreuzzug, sondern auch für
          seinen Orden hervorrief. Drei Adelige aus dem Raum Grünsfeld schenkten
          damals Besitzungen auf der Höhe über dem heutigen Bronnbach
          der Zisterzienserabtei Maulbronn, und diese gründete damit 1151
          ihr erstes Tochterkloster. Dessen erster Abt — Reinhard von Frauenberg — und
          der Gründungskonvent stammten allerdings aus Waldsassen. Der Sage
          nach hat eine weiße Lerche den Mönchen den Ort bezeichnet,
          wo ihr Kloster erbaut werden sollte. Bild: Querhaus, Chor und Apsis der Klosterkirche  Tatsächlich erhielten die Zisterzienser erst 1157 durch
                eine Schenkung des Erzbischofs Arnold von Mainz die Talniederung,
                und am 16. Mai dieses Jahres legten
    sie auch den Grundstein für die Klosterkirche. Nach 65jähriger
    Bauzeit wurde sie am 28. April 1222 — wie immer bei ihrem Orden — der
    Gottesmutter Maria geweiht. Wieviele junge Männer in diesen Jahren und
    auch später
    in das Kloster eintraten, um durch Gebet und Arbeit, durch Gehorsam, Enthaltsamkeit
    und Askese Gott zu dienen, ist nicht belegt. Die Größe der Klosterbauten
    und die große Zahl von Schenkungen und    Stiftungen, die die Abtei
    erhielt, lassen jedoch erkennen, daß die weißen
    Mönche außerordentlich beliebt und angesehen waren. Viele Adelige
    und Bürger aus dem weiten Umland ließen sich in Bronnbach begraben.
    Die ersten datierbaren Grabsteine stammen von 1288, 1290 und 1291 und sind
    die ältesten
    des mittleren und unteren Taubergebiets.   Bronnbach konnte dank des Fleißes und der Genügsamkeit seiner Mönche
      binnen weniger Jahrzehnte umfangreichen Grundbesitz erwerben und besaß 1245
      schon vierzehn Außenhöfe. Auch wenn sich daraus und aus dem späteren
      Erwerb der Ortsherrschaften in Kupprichhausen, Ebenheid, Reicholzheim, Dörlesberg
      und Nassig mancherlei Reibungspunkte mit benachbarten Adelsgeschlechtern und
      der Bevölkerung selbst ergaben, wurden die weißen Mönche doch
      zugleich in vieler Hinsicht zum Segen und Vorbild für die Menschen in ihrer
      Umgebung. Dies gilt besonders für die Landwirtschaft, die Baukunst und das
      Bildungswesen, denn die Zisterzienser pflegten einen regen Austausch von kulturellen,
      wirtschaftlichen und handwerklichen Gütern und Fertigkeiten mit den anderen
      Ordensniederlassungen in Deutschland und Südfrankreich, sie führten
      neue Kulturen im Wein-, Obst- und Gemüseanbau ein, sie betrieben die Landwirtschaft
      und die Viehzucht nach moderneren Methoden — und wurden dabei immer auch
      die Lehrmeister für die Menschen ihrer Gegend.   Krisen Das Bronnbacher Kloster blühte rasch auf. Papst Eugen III.
                (1153) und Kaiser Friedrich Barbarossa (1165) bestätigten
                seine Unabhängigkeit
          und befreiten es weitgehend von Abgaben und weltlichen Einflüssen.
          Trotzdem blieb es nicht von wirtschaftlichen Krisen und inneren Auseinandersetzungen
          verschont. Dies gilt besonders für das 14. Jahrhundert, als die
          damaligen religiösen und politischen Streitigkeiten, der allgemeinewirtschaftliche
          Niedergang und schließlich auch die häufigen Seuchen dem
          Kloster schwer zu schaffen machten. Bronnbach geriet damals in hohe
          Schulden,
          seine Mönche mußten zeitweise auf andere Abteien verteilt
          werden, und seine Äbte resignierten weitgehend vor den ungeheuren
          Problemen. Zwischen 1314 und 1360 kam es zu zwölf Abtwechseln — sechs
          davon durch Verzicht nach meist kurzer Amtszeit. Im Jahr 1359 wurde
          das Kloster von dem Landfriedensgericht Rothenburg sogar zu einer hohen
          Geldstrafe          verurteilt, weil seine Brüder einen Mann beraubt und ermordet
          hätten.
  Daraufhin griff das Mutterkloster Maulbronn ein. Es stellte für zehn Jahre
  einen eigenen Abt an die Spitze der Bronnbacher Abtei und leitete mit energischen
  Reformen eine Wendung zum Besseren — und damit zu einer zweiten Blütezeit — ein.   Bild rechts: Refektorium und Josephssaal In diese Zeit fallen erneut Stiftungen, Grundstückskäufe und größere
      Baumaßnahmen (wie 1408 der Bau der Brücke). Auch die wissenschaftliche
      Arbeit wurde wieder stärker gepflegt. So entstanden in Bronnbach für
      die Wertheimer Grafen das „Quodlibet", ein theologisch-philosophisches
      Nachschlagewerk, und eine naturhistorische Enzyklopädie „Von der
      natur und eygenschafft der dingk" (1478). Ein anschauliches Bild des klösterlichen
      Lebens im späten Mittelalter und zu Beginn der Neuzeit vermittelt der
      ausführliche
      Brief, den der Bronnbacher Novize Philipp Trunk im Jahr 1510 an seinen Stiefbruder
      Johann Butzbach in Maria Laach schrieb. Er schildert ein wirtschaftlich unabhängiges,
      in sich gefestigtes Gemeinwesen, dessen vierzig Mitglieder (davon acht Konversen
      und zwei Novizen) sich in Zucht und Ordnung dem Gottesdienst sowie ihrer körperlichen
      und geistigen Arbeit widmen.  Der heiter-gelöste Ton dieses Briefs und die Tatsache,
                daß zu jener
    Zeit in annähernd 1600 Klöstern Menschen nach der Regel der Zisterzienser
    lebten, täuschen über die Zeichen der Zeit. Sieben Jahre später
    verkündete Martin Luther seine Thesen, und 1525, während des Bauernkriegs,
    wurde Bronnbach gebrandschatzt. Das Ende des Klosters schien 1552 gekommen,
    als Abt Clemens Leusser mit einem Teil des Konvents zur Reformation übertrat
    und der Wertheimer Graf Michael III. hier ein Seminar errichtete. Zwar wurde
    Bronnbach durch das Eingreifen des Fürstbischofs von Würzburg schon
    wenige Jahre später wieder katholisch, aber der Bestand des Klosters
    war damit noch lange nicht gesichert: Als 1558 Johann Pleitner zum neuen
    Abt bestimmt
    wurde, hatte er lediglich noch zwei Mitbrüder, als er 1563 starb, lebte
    lediglich noch einer: Johann Knoll, der damit sein Nachfolger wurde. Nur
    mit Hilfe anderer Zisterzienserklöster gelang es ihm, einen neuen Konvent
    aufzubauen. Es dauerte Jahrzehnte, bis die Abtei den Aderlaß an Mitgliedern
    und Einkünften
    aus dieser Krise verwunden hatte. Und kaum schien eine Besserung eingetreten,
    da schlug der Dreißigjährige Krieg zu. 1631 wurden die Kirche
    und das Kloster von den Schweden und den mit ihnen verbündeten protestantischen
    Grafen von Löwenstein-Wert-heim geplündert und ihre Einrichtung
    und Ausstattung zum großen Teil zerstört. 1634 begann der mühsame,
    mehrfach unterbrochene Wiederaufbau, der sich infolge der Kriegs- und Nachkriegswirren über
    Jahrzehnte hinzog.   Erneute Blütezeit im 17. und 18. Jahrhundert Erst unter den Äbten Franz Wundert (1670 bis 1699), Joseph Hartmann
          (1699-1724), Engelbert Schaffner (1724-1752) und Am-bros Baibus (1752—1783)
          kam es wieder zu einer regen Bautätigkeit. Bekannte Künstler
          wie Oswald Onghers, Balthasar Esterbauer und Joh. Georg Sturtzenhöfer
          sowie der Klosterbruder Daniel Aschauer statteten das Kloster mit der
          ganzen Pracht des in Franken so beliebten Barockstils aus. Sie überforderten
          dabei nicht selten die Finanzen des Klosters, aber bei der Größe
          seiner Güter und dem Umfang seiner Einkünfte war die Abtei
          dadurch nie ernstlich gefährdet.  Unter diesen Äbten und unter Heinrich V. Göbhardt,
                der 1783 als 52. (und letzter Abt) die Leitung des Klosters übernahm,
                erlangte Bronnbach seinen alten Rang im religiösen und geistigen
                Leben unseres Raums wieder. Trotzdem wurde es mit vielen anderen
                geistlichen Gebieten durch den Reichsdeputationshauptschluß vom
    25. Februar 1803 säkularisiert. Seine Güter und Einkünfte
    wurden dem Fürsten von Löwenstein-Wertheim-Rosenberg als Ausgleich
    für
    seine an Frankreich verlorenen Gebiete links des Rheins zugesprochen. Bild: Wasser speiender Vogel vom Chorgestühl  Nachklang Nach der Säkularisation zog sich Abt Heinrich Göbhardt in seine
          Heimatstadt Bamberg zurück. Dort starb er 1816. Die Mitglieder seines
          Konvents übernahmen entweder Pfarreien oder blieben im Kloster.
          Die Aufnahme neuer Novizen war nicht erlaubt. So starb der Konvent mit
          P. Malachias Gros (1829) und Bruder Christoph Klein (1832) aus. Die Anlage
          des Klosters blieb auch in der Folgezeit fast unverändert erhalten.
          Relativ geringfügige Eingriffe ergaben sich aus dem Bau der Taubertalstraße
          (1839) und der Erweiterung der (schon seit 1670 hier bestehenden) Brauerei.
          Diese hat 1974 ihren Betrieb eingestellt.  Zwischen 1851 und 1866 lebte in Bronnbach der ehemalige portugiesische
                König
    Miguel L, der 1834 unter dem Druck seines Bruders Dom Pedro, Kaiser von Brasilien,
    auf die Krone verzichtet hatte, in Bronnbach im Exil. In der Klosterkirche sind
    sein Sohn Miguel II. und zwei Enkel begraben. Von 1921 bis 1931 beherbergte Bronnbach
    noch einmal weiße Mönche. Es waren Zisterzienser, die nach dem Ersten
    Weltkrieg ihr Kloster in Sittich/Jugoslawien verlassen mußten. Da ihre
    Neugründung im Taubertal keine ausreichende Existenzgrundlage fand, übernahmen
    sie 1931 das ehemalige Kloster Seligenporten. Die Seelsorge in Bronnbach versahen
    danach Kapuziner, die hier bis1958 eine Ordensniederlassung unterhielten. Über
    die Grenzen der engeren Umgebung hinaus wurde Bronnbach in den letzten Jahrzehnten
    bekannt durch die vielbeachteten Konzerte Wertheimer und Tauberbischofs-heimer
    Musiker im Josephssaal und im Kreuzgang des Klosters. Sie halfen wesentlich mit,
    die Sehenswürdigkeiten der ehemaligen Abtei in ganz Deutschland bekanntzumachen.  Ein weiterer Grund, der in den letzten Jahren Fremde von weither — und
      nicht nur Kunst- und Musikfreunde — nach Bronnbach zieht, ist vergleichsweise
      nüchtern und prosaisch: Das ehemalige Kloster soll einer sinnvollen
      Verwendung zugeführt werden und sucht deshalb einen neuen Besitzer,
      d. h. es soll verkauft werden. Wie der umfangreiche Prospekt des Regierungspräsidiums
      Stuttgart „Verkäufliche
      Baudenkmale" (Untertitel: „Erhaltungswürdige Baudenkmale suchen
      erhaltungswillige Käufer") anzeigt, handelt es sich dabei um ein Anwesen
      von 20 000 qm Fläche
      mit einer Gebäudenutzfläche (ohne Hofgut) von 4900 qm. Der Prospekt
      vermerkt, daß die Anlage als Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung
      im Schwerpunktprogramm des Landes Baden-Württemberg enthalten ist.
      Als künftige
      Nutzungsmöglichkeiten werden die Verwendung des früheren Klosters
      als Führungsakademie, Tagungsstätte mit Internat, Seminareinrichtungen,
      Ferienhotel oder Ferienwohnungen erwogen. Wenn Bronnbach dennoch bisher
      keinen neuen Besitzer gefunden hat, so mag es am letzten
      Punkt der
      Anzeige liegen: Die Renovierungskosten werden (unverbindlich) auf 2,6 Millionen
      DM
      geschätzt,
      wovon allerdings 2,0 Millionen DM auf denkmalpflegebedingte Mehrkosten
      entfallen. Hinzu kommen sicher beachtliche Umbaukosten, denn so ganz ohne
      Komfort, wie die
      Zisterzienser lebten, werden wohl die künftigen Besitzer und ihre
      Gäste
      nicht auskommen. 
 Wichtige Literatur:
 Friese, Alfred, Die Zisterzienserabtei Bronnbach, in Mainfränkische Hefte,
      H. 30 (1958)
 Müller, Gregor, Chronik des Klosters Bronnbach, in Cistercienser
      Chronik, 1895
 Oechelhäuser, Adolph von, Die Kunstdenkmäler des  Großherzogtums  Baden,  Bd.
      4,  Kreis  Mosbach, l. Abt. Die Kunstdenkmäler des Amtsbezirks
      Wertheim, Freiburg i. B. 1896
 Reuter, Barbara,  Baugeschichte  des  Klosters
      Bronnbach,  in Mainfränkische Hefte, H. 30 (1958)
 Scherg, Leonhard, Die Zisterzienserabtei Bronnbach im Mittelalter, Mainfränkische
      Studien, Bd. 14 (1976)
 Sprotte, Bernhard, Die Tauberbrücke am Kloster Bronnbach, in Jahrbuch
      des Historischen Vereins Wertheim 1961/62
 (Stand 1985)
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