| Rudolf I. (* 4. Oktober 1274 in Basel; † 12.
                      August 1319), genannt der Stammler, war von 1294 bis 1317
                    Pfalzgraf bei Rhein und Herzog von Oberbayern. Rudolfs Vater war Herzog Ludwig II. von Bayern, seine
                      Mutter dessen dritte Gattin Mathilde von Habsburg, die
                      Tochter des römischen Königs Rudolf von Habsburg
                      und der Erbgräfin Gertrud von Hohenberg. Rudolf war in die Auseinandersetzungen innerhalb des Hauses
                      Wittelsbach verwickelt. Schon früh befand er sich
                      im Streit mit seinem Bruder, dem späteren Kaiser Ludwig
                      IV. In der Schlacht bei Göllheim kämpfte Rudolf
                      auf der unterliegenden Seite seines Schwiegervaters Adolf
                      von Nassau. Das hinderte ihn jedoch nicht, nach der kurz
                      danach geschlossenen Aussöhnung mit Albrecht von Habsburg
                      an dessen Königswahl teilzunehmen.  Im anschließenden Konflikt mit König Albrecht
                      belagerte dieser zwar 1301 erfolglos Heidelberg, konnte
                      aber durch Eroberung der Städte an der Bergstraße
                      den Pfalzgrafen zur Unterwerfung zwingen. In der im selben
                      Jahr geschlossenen Vereinbarung wurde auch Rudolfs jüngerer
                      Bruder Ludwig, der bisher von der Mitregierung ausgeschlossen
                      war, zur Regierung zugelassen. In der Folge kam es zur
                      faktischen Teilung des Landes, indem sich Rudolf auf die
                      Pfalz, Ludwig auf (Ober-)Bayern stützte. 1310 schließlich
                      erzwang Ludwig die Teilung in Bayern und die Pfalz und
                      wurde zum Vormund für seine in Niederbayern regierenden
                      drei Neffen.   Brandschutt aus der Heidelberger Burg, Anfang 14. Jahrhundert.
                        Deutliche Zerstörungsschicht, auch von Gebäuden, aber
                        ohne sichere Zuordugn zu einem Ereignis. Aus der Ausstellung
                        "Der Griff nach der Krone", 2000.
 1313 allerdings brachte eine Versöhnung der beiden
                      Brüder die Rücknahme der Teilung; vereinbarte
                      wurde eine gemeinsame Regierung von Pfalzgrafschaft und
                      Herzogtum. Die Kurstimme sollte zunächst lebenslang
                      von Rudolf geführt werden, dann an Ludwig fallen und
                      nach dessen Tod abwechselnd vom ältesten Sohn der
                      Beiden geführt werden. Das Verhältnis der beiden Brüder war vom Gegensatz
                      zwischen habsburgischem und luxemburgischem Lager geprägt.
                      Rudolf schloss sich nach der Ermordung König Albrechts
                      von Habsburg 1308 der luxemburgischen Partei an, wählte
                      den Grafen Heinrich mit zum König, verlobte seinen
                      Sohn mit der Tochter des neuen Königs und nahm schließlich
                      am Romzug Heinrichs VII. teil. Ludwig, der zunächst
                      zur habsburgischen Seite gehalten hatte, schwenkte ebenfalls
                      auf die anti-habsburgische Seite über, nachdem Teile
                      des bayrischen Adels Friedrich den Schönen von Österreich
                      ins Land gerufen hatten.   Reitersiegel des Pfalzgrafen Rudolf I., 1296. Wachs an
                        roter Seidenschnur, Generallandesarchiv Karlsruhe. Aus
                        der
                        Ausstellung "Der Griff nach der Krone", 2000, Kat. Nr.
                        61.
 Der Sieg Ludwigs über die Habsburger machte ihn für
                      die luxemburgische Partei nach dem Tod Heinrichs VII. als
                      Königskandidaten interessant, was allerdings Rudolf
                      dazu brachte, Partei für die Habsburger zu ergreifen.
                      Die Königswahl am 19. und 20. Oktober 1314 brachte
                      trotz der sich inzwischen verfestigenden Siebenzahl der
                      Wähler kein eindeutiges Ergebnis. Mainz, Trier und
                      Brandenburg sprachen sich für den Bayernherzog Ludwig
                      aus, Köln und Pfalzgraf Rudolf für Friedrich
                      den Schönen von Österreich. Die sächsische
                      Kurstimme war (nach Schaab) umstritten und doppelt geführt,
                      die böhmische gespalten. Eine Entscheidung konnte
                      Ludwig (der Bayer) erst 1322 in der Schlacht von Mühldorf
                      erzwingen. Die Einigung zwischen Rudolf und Ludwig war kurz, Ludwig
                      verdrängte Rudolf nachhaltig aus Bayern und schaltete
                      ihn praktisch aus der Politik aus. Rudolf verzichtete zu
                      Gunsten Ludwigs auf die Pfalzgrafschaft und starb 1319.  Mit seiner Frau Mechthild von Nassau (um 1280 – 1323),
                      der Tochter Königs Adolfs von Nassau, hatte er drei
                      Kinder, Adolf (1300 – 1327), Rudolf II. (1306 – 1353)
                    und Ruprecht I. (1309 – 1390). |