| In den vier 
                ausgestellten Grabsteinen aus Trier zeigt sich sowohl das Nebeneinander 
                von Germanen und Romanen in der Stadt als auch der allmähliche 
                Verlust der klassischen Eleganz in Sprache und Schrift. Das römische 
                Köln wurde um 460 zum Königssitz der Rheinfranken, die 
                sich damit dem Brauch der anderen fränkischen Kleinkönigtümer 
                anschlossen, die römischen Strukturen soweit wie möglich 
                weiterzupflegen - wiel sie ja eben sich selbst in der römischen 
                Kontinuität stehend ansahen. Auch hier wurden, wie in Trier, 
                die römischen Großbauten kontinuierlich weiterbenutzt 
                und verschwanden nach und nach erst im Lauf der hohen Mittelalters. 
                Unter den Nachfolgern Chlodwigs lebte die rheinfränkische 
                Tradition weiter, jüngere Söhne, die den östlichen 
                Reichsteil erhalten sollten, wurden aus rheinfränkischem 
                Namengut benannt, immer wieder hielten sich austrasische Könige 
                hier auf.   Einer der 
                Bauten, das römische Prätorium am Rheinufer, wurde von 
                den Frankenkönigen als Regierungssitz weitergenutzt - und 
                blieb mit allen Nachfolgebauten bis heute Sitz staatlicher Verwaltungen. 
                Als nach dem 2. Weltkrieg der heutige Neubau errichtet wurde, 
                stieß man auf die römischen Grundmauern und ließ 
                sie im Keller den Neubaus zur Besichtigung frei. Mit dem Fahrstuhl 
                gelangt der heutige Besucher dorthin - und der Fahrstuhl hat dem 
                Buch von Rudolf Pörtner, in dem er die Überreste der 
                Römerzeit in Deutschland beschreibt, den Namen gegeben - 
                "Mit dem Fahrstuhl in die Römerzeit". 
                Was das Childerichgrab 
                in Tournai für die Salfranken des 5. Jahrhunderts ist, ist 
                das Damengrab unter dem Kölner Dom für die Rheinfranken 
                des 6. Jahrhunderts. 
                Seine Auffindung 
                unter dem Chor des Kölner Doms war eine Sensation in vielerlei 
                Hinsicht. Der Leichnam selbst bestand zwar nur noch aus einzelnen 
                Zähnen, einzelnen Röhrenknochen und Knochenresten, vermutlich 
                vom Schädel, aber die außergewöhnlich reichen 
                Beigaben erlaubten die sichere Identifizierung als das Grab einer 
                Frau. 
                Vier Münzen 
                lieferten einen Anhaltspunkt für die Datierung um 535. Auffallend 
                war der reiche, überwiegend goldene Schmuck: eine golddurchwebte 
                Stirnbinde, beide Ohrringe, einen Armring, ein umfangreicher Halsschmuck 
                mit Gold-, Glas- und Bernsteinperlen, dazu Almandin und Münzanhänger, 
                zwei Rosettenfibeln mit Goldkette, ein Armreif und zwei Fingerringe, 
                die beiden Bügelfibeln von typisch langobardisch-thüringischer 
                Form mit typisch langobardischem Ziergehänge, dann beide 
                Schuhschnallen und Wadenbindenriemenzungen. Nägel und Holzreste 
                beweisen, daß die Dame in einem Sarg beigesetzt war. Außerhalb 
                des Sargs befanden sich Bronzebecken, Glasschalen und -flaschen, 
                eine davon in einem Eimer. Eine Flasche enthielt noch Wasser in 
                einer Qualität, die selbst heutige Chemiker vor Rätsel 
                stellt. Nüsse und Kerne weisen auf eine Speisebeigabe hin. 
                In einem Holzkasten mit Bronzebeschlägen befanden sich Spinnwirtel 
                und ein Schuh. Eine Wolldecke lag auf dem Sarg. 
                Obwohl jeder 
                Hinweis auf den Namen der Toten fehlt, spricht vor allem der Bestattungsplatz 
                innerhalb der Stadtmauer neben der Bischofskirche dafür, 
                daß sie eine Angehörige des merowingischen Königshauses 
                war. Auf Grund der Datierung und dem langobardisch beeinflußten 
                Schmuck ist es recht wahrscheinlich, daß hier Wisigarde, 
                die zweite Frau Theudeberts, bestattet wurde.
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