|  Die Hunnen 
                      
                     Die asiatischen Hunnen 
                      
                     Die Herkunft der heute im Allgemeinen als Hunnen bezeichneten 
                      Stämme hatte die ältere Forschung noch in Zusammenhang gesetzt 
                      mit dem Untergang des Hsiung-nu-Reiches. Das Hsiung-nu-Reich 
                      hatte sich um die Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. in einen 
                      nördlichen und einen südlichen Teil gespalten. Der südliche 
                      Teil wurde zu einem chinesischen Protektorat, während das 
                      Nordreich gegen Ende des 1. Jahrhunderts unterging, die 
                      Reste der Bevölkerung ging im Volk der Xianbei auf. 
                      
                     In der älteren Forschung wurde nun angenommen, dass es 
                      eine Verbindung zwischen den Hsiung-nu und den späteren 
                      Hunnen gegeben habe. Die neuere Forschung ist diesbezüglich 
                      weitaus skeptischer, wenn sie diese These nicht sogar ganz 
                      aufgegeben hat. 
                      
                     Aussagen zu treffen über die ethnische Herkunft der Hunnen 
                      ist weitgehend kaum möglich; auch in der neueren Forschung 
                      können höchstens Hypothesen gemacht werden. Dies ist auch 
                      dadurch bedingt, dass der Begriff "Hunne" in den antiken 
                      Quellen teils als bloße Bezeichnung für Völker benutzt wurde, 
                      die in den pontischen Steppen nördlich des Schwarzen Meeres 
                      und Mittelasiens auftraten (ähnlich wie der Begriff "Skythen"). 
                      Ebenso waren diese Gruppen kaum ethnisch homogen zusammengesetzt. 
                      Zudem ist auch umstritten, welche in den chinesischen Quellen 
                      als "Hunnen" bezeichnete Völkerschaften wirklich als Hunnen 
                      gelten dürfen. Viele dieser Völkerschaften hatten wahrscheinlich 
                      keine Gemeinsamkeit, außer ihrer nomadischen Lebensweise. 
                      
                     Der eigentliche "Hunnensturm" begann im 4. Jahrhundert: 
                      Im Jahr 350 begannen Angriffe einer als Chioniten bezeichneten 
                      hunnischen Gruppe gegen das Sassanidenreich unter Schapur 
                      II.. 
                      
                     Die Chioniten eroberten Baktrien und drängten die Kidariten 
                      (eher als Reste der Yüe-tschi unter Kidara anzusehen) nach 
                      Afghanistan und Nordindien. Schapur II. schlug die Chioniten, 
                      die 359 als Hilfstruppen im römisch-persischen Krieg dienten 
                      und an der Belagerung der Festung Amida teilnahmen. Ihnen 
                      folgten die Hephthaliten (so genannte "Weiße Hunnen", siehe 
                      auch das Geschichtswerk des Prokopios von Caesarea; sie 
                      waren aber nicht verwandt mit den "europäischen Hunnen"), 
                      die 425 den Syr-daja überschritten und bis 450 de facto 
                      die Herrschaft über die Chioniten übernahmen. Zu einem chronologisch 
                      unklaren Zeitpunkt (451 oder 484) endete auch die Zeit der 
                      Kidariten. Die Weißen Hunnen hatten wesentlichen Anteil 
                      am Niedergang des indischen Großreichs der Gupta und führten 
                      auch mehrere Auseinandersetzungen mit Persien (484 Tod des 
                      Sassaniden Peroz I., 498/99 Einmischung in die sassanidischen 
                      Thronstreitigkeiten). 
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