Projekt kulturer.be
Die gemeinsame Ausstellung des Archäologischen Landesmuseums Baden-Württemberg und des Landesamtes für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart präsentiert die wichtigsten Grabungen der letzten Jahre in Baden-Württemberg mit den interessantesten Funden von der Steinzeit bis ins Mittelalter und die Neuzeit.
Der Stuttgarter Regierungspräsident Dr. Udo Andriof betonte bei der Eröffnung: „Die archäologische Fundlandschaft in Baden-Württemberg ist außerordentlich reich. Von der Altsteinzeit bis in das Mittelalter sind etwa 60.000 Fundstellen bekannt, darunter einige von internationaler Bedeutung. So werden von der Archäologischen Denkmalpflege des Landes pro Jahr etwa 60 Ausgrabungen durchgeführt, darunter auch recht große, wie die Grabung in Ulm – Neue Straße, die insgesamt 5 Jahre lang dauerte oder die Forschungsgrabungen um die Heuneburg, die seit drei Jahren laufen. Die zuständigen Konservatorinnen und Konservatoren müssen eine strenge Auswahl nach wissenschaftlichen Kriterien treffen und oft ist die Einschätzung einer unter dem Boden verborgenen Fundstelle recht schwierig. Hier helfen moderne Prospektionsmethoden wie die Luftbildarchäologie oder geophysikalische Messungen weiter. Die Ergebnisse dieser Arbeit können sich sehen lassen, wie die Ausstellung, die wir heute eröffnen, zeigt. Ich wünsche dieser Ausstellung ein gutes Gelingen und dass sie ein breites Interesse in der Öffentlichkeit findet!“
Zu den herausragenden Funden aus der Steinzeit gehören die 746 durchbohrten Hundezähne aus der schnurkeramischen Siedlung von Lauda-Königshofen, die als Halskette oder Kleidungsschmuck durchaus auch eine magische Funktion gehabt haben könnten. Die Hundezähne lagen zum Teil in ordentlichen Reihen angeordnet in einer Grube. Untersuchungen haben ergeben, dass die Zähne von mindestens 40 verschiedenen Hunden stammen. Es handelt sich dabei vorwiegend um Eck- und Reißzähne.
Abriebspuren auf der Innenseite und Einschnürungen an den Durchbohrungen der Zähne zeigen, dass sie auf ein Kleidungsstück aufgenäht oder als Kette aufgefädelt waren und so über einen längeren Zeitraum getragen worden sind. Aus völkerkundlichen Vergleichen wissen wir, dass Tierzähne über die reine Schmuckfunktion hinaus vor Krankheiten, bösen Geistern und Zauberei schützen oder die magischen Kräfte der Tiere auf den Menschen übertragen sollen.

          
 Mit                         den Ausgrabungen im Umfeld des keltischen Fürstensitzes                         auf der Heuneburg wird ein Großprojekt vorgestellt,                         das neben neuen Erkenntnissen zu Vorburg und Außensiedlung                         auch wieder spektakuläre Grabfunde mit kostbaren Goldobjekten                         erbracht hat. Zahlreiche Bestattungsplätze mit aufwändigen                         Grabhügelanlagen aus der Umgebung der Heuneburg sind dem                         eisenzeitlichen Fürstensitz zuzuordnen. Die meisten Gräberfelder                         liegen heute im Ackerland, so dass diese durch den Pflug                         immer wieder an die Oberfläche gebracht und zerstört werden.
Mit                         den Ausgrabungen im Umfeld des keltischen Fürstensitzes                         auf der Heuneburg wird ein Großprojekt vorgestellt,                         das neben neuen Erkenntnissen zu Vorburg und Außensiedlung                         auch wieder spektakuläre Grabfunde mit kostbaren Goldobjekten                         erbracht hat. Zahlreiche Bestattungsplätze mit aufwändigen                         Grabhügelanlagen aus der Umgebung der Heuneburg sind dem                         eisenzeitlichen Fürstensitz zuzuordnen. Die meisten Gräberfelder                         liegen heute im Ackerland, so dass diese durch den Pflug                         immer wieder an die Oberfläche gebracht und zerstört werden. 
Erst 2005 kamen wieder außergewöhnliche Funde zu Tage: Mitten im abgeernteten Maisfeld fand man an der Erdoberfläche, wohl durch Pflug und anschließenden Regenschauer hervorgebracht, je zwei mit Goldfolie belegte Bügelfibeln (Gewandspangen) und Goldblechanhänger. Die archäologische Untersuchung der Stelle ergab, dass die Schmuckstücke Teil der Grabausstattung eines etwa vierjährigen Mädchens waren, das Ende des 6. Jahrhunderts verstarb. Im selben Grab lagen zahlreiche Glasringperlen, kleine Bronzeringe und ein Bronzearmring. Vermutlich gehörte das Mädchen einer reichen Familie an, die mit diesem aufwändigen Begräbnis ihren gesellschaftlichen Stand verdeutlichen wollte.
 In Welzheim mit seinen beiden Kastellen, dem größten                         Garnisonstandort an der römischen Reichsgrenze zwischen                         Main und Rems, wurden wichtige Untersuchungen im Bereich                         des Weltkulturerbes, des römischen Limes, durchgeführt.                         Unter Kaiser Antoninus Pius (150 und 160 n. Chr.) verzeichnete                         Rom in Südwestdeutschland einen letzten Gebietszuwachs.                         Hierbei wurde die römische Reichsgrenze von den Höhen des                         Odenwalds und vom mittleren Neckar auf die Linie Miltenberg                         – Lorch nach Osten vorgeschoben.
In Welzheim mit seinen beiden Kastellen, dem größten                         Garnisonstandort an der römischen Reichsgrenze zwischen                         Main und Rems, wurden wichtige Untersuchungen im Bereich                         des Weltkulturerbes, des römischen Limes, durchgeführt.                         Unter Kaiser Antoninus Pius (150 und 160 n. Chr.) verzeichnete                         Rom in Südwestdeutschland einen letzten Gebietszuwachs.                         Hierbei wurde die römische Reichsgrenze von den Höhen des                         Odenwalds und vom mittleren Neckar auf die Linie Miltenberg                         – Lorch nach Osten vorgeschoben. 
Die zum Schutz des Limes abkommandierten Truppen des obergermanischen Heeres waren in neun Garnisonen stationiert. Unter diesen spielte der im heutigen Welzheimer Stadtgebiet gelegene Truppenstandort mit zwei großen Kastellen, zwischen denen sich auf 500 m Länge eine ausgedehnte Zivilsiedlung erstreckte, eine bedeutende Rolle. Das 4,3 ha große Westkastell beherbergte eines der vier in der Provinz Obergermanien stationierten Reiterregimenter, eine 500 Mann starke ala quingenaria. Diese Reitereinheit, die vornehmste Truppe am gesamten Grenzabschnitt zwischen Miltenberg und Lorch, war verstärkt durch eine Abteilung Kundschafter (exploratores) und einen numerus Brittonum, die beide im 1,6 ha großen Ostkastell untergebracht waren.
             Ein                         isoliertes Kammergrab des 7. Jahrhunderts n. Chr., das an                         der Stelle eines bronzezeitlichen Kultplatzes auf einem                         Felsplateau über der Donau bei Inzigkofen angelegt                         wurde, führt den Besuchern das tragische Ende einer frühmittelalterlichen                         Familie vor Augen. DNA-Analysen ergaben, dass die drei nebeneinander                         liegenden Toten aus einer gemeinsamen mütterlichen Linie                         stammen, also vermutlich zu einer Familie gehörten. Spuren                         von Gewalteinwirkung an den Skeletten zeigen, dass alle                         mit Ausnahme des Kleinkindes eines unnatürlichen gewaltsamen                         Todes starben. Die Art der schweren Hieb- und Stichverletzungen                         lassen eher an Kampfhandlungen als an gezielte Tötungen                         denken.
Ein                         isoliertes Kammergrab des 7. Jahrhunderts n. Chr., das an                         der Stelle eines bronzezeitlichen Kultplatzes auf einem                         Felsplateau über der Donau bei Inzigkofen angelegt                         wurde, führt den Besuchern das tragische Ende einer frühmittelalterlichen                         Familie vor Augen. DNA-Analysen ergaben, dass die drei nebeneinander                         liegenden Toten aus einer gemeinsamen mütterlichen Linie                         stammen, also vermutlich zu einer Familie gehörten. Spuren                         von Gewalteinwirkung an den Skeletten zeigen, dass alle                         mit Ausnahme des Kleinkindes eines unnatürlichen gewaltsamen                         Todes starben. Die Art der schweren Hieb- und Stichverletzungen                         lassen eher an Kampfhandlungen als an gezielte Tötungen                         denken.          
Dabei scheinen unterschiedliche Waffen zum Einsatz gekommen zu sein: ein Dolch mit spitzer, zweischneidiger Klinge, eine Hiebwaffe (Spatha) mit scharfer Klinge, eine weitere scharfkantige Waffe, die erheblichen Spreizdruck erzeugt, wie beispielsweise eine Wurfaxt und ein Pfeil. Welche Ereignisse hinter dem tragischen Schicksal dieser Familie stehen und warum man sie abseits der Siedlung auf einer markanten Felskuppe bestattete, bleibt im Dunkeln.
Bild: Schädel eines etwa 40-jährigen Mannes aus einer                         Mehrfachbestattung der Zeit um 700 n. Chr. Der Mann wurde,                         zusammen mit den zwei anderen jüngeren Männern – vermutlich                         Familienangehörige, gewaltsam getötet. Am Schädel ist deutlich                         zu erkennen, dass er wohl mit einer Axt oder einer anderen                         Hiebwache am Kopf tödlich verletzt wurde. Die Mehrfachbestattung                         wurde in der Nähe von Inzigkofen auf der „Eremitage“, einem                         Felssporn über der Donau, entdeckt.
            Foto: RP Stuttgart, Osteologie Konstanz 
 Der eiserne Klappstuhl aus einem Frauengrab des frühmittelalterlichen                         Gräberfeldes von Hessigheim ist nur eine der vielen                         reichen und kunstvollen Grabbeigaben, die den Toten mit                         ins Grab gegeben wurden. Klappstühle sind in frühmittelalterlichen                         Gräbern äußerst selten dokumentiert. In einer Grabkammer                         hat sich das komplette eiserne Gestell eines solchen erhalten                         – der erste frühmittelalterliche Fund dieser Art in Deutschland.                         In der Regel ist bei den meist hölzernen Klappstühlen nur                         die eiserne Querstrebe erhalten. Offenbar liegen hier unterschiedliche                         Modelle vor. Interessanterweise wurden Klappstühle bevorzugt                         Frauen mitgegeben. Vielleicht diente der Stuhl der Dame                         aus Hessigheim zu Lebzeiten der Repräsentation bei offiziellen                         Anlässen.
Der eiserne Klappstuhl aus einem Frauengrab des frühmittelalterlichen                         Gräberfeldes von Hessigheim ist nur eine der vielen                         reichen und kunstvollen Grabbeigaben, die den Toten mit                         ins Grab gegeben wurden. Klappstühle sind in frühmittelalterlichen                         Gräbern äußerst selten dokumentiert. In einer Grabkammer                         hat sich das komplette eiserne Gestell eines solchen erhalten                         – der erste frühmittelalterliche Fund dieser Art in Deutschland.                         In der Regel ist bei den meist hölzernen Klappstühlen nur                         die eiserne Querstrebe erhalten. Offenbar liegen hier unterschiedliche                         Modelle vor. Interessanterweise wurden Klappstühle bevorzugt                         Frauen mitgegeben. Vielleicht diente der Stuhl der Dame                         aus Hessigheim zu Lebzeiten der Repräsentation bei offiziellen                         Anlässen.
Bilder:                         Pressblechverziertes Goldblattkreuz aus dem 7. Jahrhundert,                         dass einem Toten ins Grab gelegt wurde. Alle vier Arme des                         Kreuzes sind an den Enden zur Befestigung auf einer textilen                         Unterlage gelocht. Das Grab stammt vom Gräberfeld Hessigheim,                         Kreis Ludwigsburg. 
              Foto: RP Stuttgart, Y. Mühleis
 Scheibenfibel                         (Gewandspange) aus Silber, Mitte des 7. Jahrhunderts, vom                         Gräberfeld von Hessigheim, Kreis Ludwigsburg.
Scheibenfibel                         (Gewandspange) aus Silber, Mitte des 7. Jahrhunderts, vom                         Gräberfeld von Hessigheim, Kreis Ludwigsburg. 
            Foto: RP Stuttgart, Y. Mühleis 
In mittelalterlichen Latrinengruben von Konstanz, mit ihren guten Bedingungen für Holzerhaltung, kam die älteste Stollentruhe Süddeutschlands und als besonderes Highlight - zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert - eine Holzflöte zu Tage. Im Herbst 2006 wurde bei der Ausgrabung einer Latrine des 14. Jahrhunderts am Augustinerplatz in Konstanz das Halbfabrikat einer Flöte aus Buchsbaum gefunden, vielleicht eine Lockflöte zum anlocken von Wild. Der Herstellungsprozess lässt sich gut nachvollziehen. Zuerst drechselte man den Rohling, dann wurde das Überblasloch geschnitzt, anschließend der vordere Teil ausgebohrt und der Pappelkeil eingesetzt. Bei der Ausbohrung des hinteren Teils brach dann das Werkzeug ab und man entsorgte das misslungene Stück in der Latrine.
 In Deutschland sind bislang nur vier weitere Holzflöten                         aus der Zeit vor der Renaissance (16. Jahrhundert) bekannt.                         Zwar bieten mittelalterliche Flötendarstellungen Informationen                         über Instrumentenformen, Spieler und Anlässe, Aussagen über                         Herstellung, Spielweise und Klang lassen sich jedoch nur                         an Hand der Originale treffen.
In Deutschland sind bislang nur vier weitere Holzflöten                         aus der Zeit vor der Renaissance (16. Jahrhundert) bekannt.                         Zwar bieten mittelalterliche Flötendarstellungen Informationen                         über Instrumentenformen, Spieler und Anlässe, Aussagen über                         Herstellung, Spielweise und Klang lassen sich jedoch nur                         an Hand der Originale treffen.
| credits: | Introbild: Bodensee-Lastkahn. | 
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