| Kloster Schöntal: Die Passion Christi als barockes
                    Theater. Seltenes Heiliges Grab der Klosterkirche Schöntal
                      restauriert Nach aufwendigen Restaurierungsarbeiten durch die Staatlichen
                      Schlösser und Gärten Baden-Württemberg wird
                      in der Klosterkirche von Schöntal ein ungewöhnliches
                      Kunstwerk wieder der Öffentlichkeit zugänglich:
                      ein barockes Heiliges Grab. Rechtzeitig zur Karwoche wird
                      das rare Ensemble aus dem späten 18. Jahrhundert wieder
                      aufgestellt. Ab Ostern kann man es bei Besuchen in der
                      Schöntaler Barockkirche erleben – ein ungewöhnliches
                      Zeugnis für einen religiösen Brauch, der heute
                      selten geworden ist. Ein Heiliges Grab war früher in vielen katholischen
                      Kirchen zu finden. Es zeigt den toten Christus im Grab.
                      Die Darstellung ist meist ganz realistisch und anschaulich – kein
                      Wunder, diente doch das Ensemble dazu, den Tod Christi
                      den Gläubigen ganz plastisch, ja sogar dramatisch
                      während der Gottesdienste vor Augen zu führen.
                      Ganz barocke Theatralik, sollte es die Menschen erschüttern
                      und ihnen durch die starke Emotion die Botschaft besonders
                      deutlich machen. Das Heilige Grab in Schöntal, eine hölzerne
                      Großskulptur und realistisch farbig gefasst, ist
                      ein großer Fels; im unteren Bereich öffnet sich
                      eine rechteckige Nische, das eigentliche Grab. Je nach
                      dem Tag von Passion und Ostern, ist diese Grabhöhle
                      leer – oder der tote Christus, angebetet von zwei
                      Engeln, liegt in der Höhlung. Das Skulpturenensemble
                      ist so angelegt, dass es aktiv für fromme Inszenierungen
                      genutzt werden kann: Die Grabnische lässt sich durch
                      eine – hölzerne – Felsplatte verschließen.
                      Damit entsteht eine weitere Station der Passion: der Moment
                      nach der Bestattung Christi und vor seiner Auferstehung.  Das Heilige Grab im Zustand cdes Gründonnerstags: Die Grabnische
                        ist leer.
 Wandlungsfähig ist auch der Aufbau des Grabes: In
                      der oberen Hälfte öffnet sich ein Tabernakel,
                      umgeben von Wolken und Puttenköpfen. Der Tabernakel
                      kann gedreht werden und bietet drei Ansichten. Um den dramatischen
                      Eindruck des Ensembles zu verstärken, hatte das Heilige
                      Grab eine effektvolle Beleuchtung mit Leuchterarmen und
                      Halterungen für Lampen, die sich zum großen
                      Teil erhalten haben. Raffiniert: In den Seitenwänden
                      der Grabnische befinden sich versteckte Nischen für
                      Kerzen, die das dramatische Geschehen effektvoll seitlich
                      beleuchten. Und um den Effekt des Kerzenlichts noch zu
                      erhöhen, sind auf dem Felsen kleine Glassplitter angebracht:
                      Sie reflektieren das flackernde Licht.  Das Heilige Grab am Karfreitag: Innen liegt, von Engeln
                        bewacht, die Figur des Christus.
  Das Heilige Grab am Karsamstag: Das Grab ist durch eine
                        Grabplatte verschlossen.
 Um 1790 schuf Georg Schäfer das Heilige Grab für
                      das südliche Querhaus der Klosterkirche Schöntal.
                      Man ersetzte damals wahrscheinlich ein früheres Grab
                      aus dem Jahre 1685. Genutzt wurde es bis etwa 1955 für
                      Gottesdienste und Andachten zwischen Gründonnerstag
                      und Ostern. In späteren Jahren verstaute man das unmoderne
                      Gottesdienstrequisit auf einer Empore. Erst im vergangenen
                      Jahr konnten die großformatigen Einzelteile mit einem
                      Kran von ihrem Verbannungsort gehoben und sicher im Kirchenschiff
                      abgesetzt werden. Über ein Jahr betreuten die Restauratoren
                      der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg
                      das barocke Grab. Der Zahn der Zeit hatte für Risse,
                      Abbrüche, morsche Stellen im Holz und gelockerte Verbindungen
                      gesorgt. Das alles kam bei den sorgfältigen Untersuchungen
                      zum Vorschein. Die Restauratoren sicherten und reinigten
                      die Farbfassung und die Holzteile. Eine wesentliche Aufgabe
                      war es auch, das kostbare Objekt von den typischen Holzschädl
                      ingen zu befreien. Jetzt steht das Heilige Grab wieder am historischen Ort.
                      Und: Es soll kein Museumsstück werden! Die katholische
                      Kirchengemeinde Schöntal wird das Heilige Grab wie
                      einst wieder in die Gottesdienste der Passionszeit integrieren.
                      In der Karwoche kann man mit der Gemeinde das Mysterium
                      der Grablegung und Auferstehung leibhaftig erleben – wie
                      schon vor über 200 Jahren. Außerhalb von Gottesdiensten
                      ist das Heilige Grab in der Kirche zu besichtigen: Es steht
                      an seinem ursprünglichen Ort im linken Seitenschiff,
                      sicher hinter dem reich geschmückten barocken Chorgitter.
                      Und wer die Großskulptur ganz aus der Nähe erleben
                      und mehr darüber erfahren will, hat dazu bei Führungen
                      in der Kirche Gelegenheit. Kirchenführungen:
 Katholisches Pfarramt Schöntal
 Telefon (0 79 43) 24 06
 Telefax (0 79 43) 84 12
 klosterschoental@se-schoental.de
 Führungen in Kloster Schöntal:Bildungshaus Kloster Schöntal
 Telefon (0 79 43) 8 94-0
 Telefax (0 79 43) 8 94-100
 bildungshaus@kloster-schoental.de
 www.kloster-schoental.de
 Nach einer Mitteilung der Staatl. Schlösser & Gärten |