|  Die römischen Ruinen von Osterburken, die der Stadt ihren
                -burk-Namen gegeben hatten, gehen auf die Stellung des Ortes
                als einer der wesentlichen Militärstützpunkte am äußeren
                obergermanischen Limes zurück. Nach wenig planmäßigen
                Gelegenheitsgrabungen wurde 1861 das große Mithrasrelief
                entdeckt, das heute im Badischen Landesmuseum in Karlsruhe steht
                (Abguss in Osterburken). Erst die Untersuchungen der Reichslimeskommission
                ab 1892 brachten eine systematische Untersuchung der beiden Kastelle
                und die ersten Erkenntnisse über das Lagerdorf.
 Das Kohortenkastell mit einer Fläche von 186 x 214 m liegt
                im Südosten des heutigen Altstadtgebiets und war von einer
                Wehrmauer aus Kalkstein umgeben, die durch insgesamt 16 Türme
                verstärkt war. Von seinen Innenbauten sind bisher nur Teile
                des Stabsgebäudes (principia) bekannt geworden. Besatzung
                war hier die cohors III Aquitanorum, die voerher im Westkastell
                von Nackerburken stand und offensichtlich bei der Vorverlegung
                des Limes hierher wechselte. Das Gelände des Kohortenkastells ist heute vollständig überbaut. In Form eines unregelmäßigen Trapezes schloss sich
                unmittelbar an das Kohortenkastell das sog. Annexkastell an,
                das die legio VIII Augusta pia fidelis constans Commoda zwischen
                185 und 192 vermutlich für den numerus der Britones
                Elatienses                errichtete. Seine Größe erklärt sich daraus,
                dass es bis zur Höhe hinaufreichte, von der aus Sichtverbindung
                zum 500 m entfernten Limes bestand. Auch dieses Numeruskastell
                war mit Wehrmauer und Graben geschützt. Innenbauten wurden
              bisher nicht gefunden. Das Gelände des Numeruskastells ist frei zugänglich. 1973 wurden bei Arbeiten im Heizungskeller eines Kinogebäudes
                erste Reste einer Badeanlage entdeckt, die bereits mit einem
                Kastellbad in Verbindung gebracht wurden. In den folgenden Jahren
                wurde ein zweites Bad aufgedeckt und anschließend in den
                Neubau eines zumn Zweck seiner Präsentation errichteten
                Römermuseums integriert. Da dieses zweite Bad kleiner war
                als das erste, wurde es mit der Besatzung des Numeruskastells
                in Verbindung gebracht, auf die auch das Fundgut dieser Grabung
                hinweist. Nach dem Abbruch des Kinos wurde in einer neuen Grabungskampagne
                2004 das Gelände des Kastellbads großflächig
                untersucht. Zu Tage trat ein Badegebäude, das etwa viermal
                so groß ist wie das Numerusbad des Römermuseums, allerdings
                in Teilen durch die Anlage der mittelalterlichen Stadtbefestigung
                erheblich gestört ist. Das freigelegte Badegebäude entspricht dem Reihentypus
                mit der Abfolge von großzügigem Empfangs-, Umkleide-
                und Sportbereich (Mehrzweckraum, in der Antike als basilica thermarum
                bezeichnet), Kalt-, Lau- und Warmbad sowie seitlich angelegten
                Schwitzbädern. Beide Badegebäude wurden von den hier stationierten Truppen
                bis zur ihrer Rückverlegung genutzt und verfilen anschließend.
                Der Brandhorizont im Graben des Annexkastells bezeugt kriegerische
                Ereignisse beim Eindringen des Alamannen; es ist nahe liegend,
                dass die einheimische gallorömische Bevölkerung zunächst
                hier blieb. In der Nähe wurde 1982 bei Straßenarbeiten ein Benefiziarier-Weihebezirk
                aufgedeckt. Er bestand aus insgesamt sieben hintereinander stehenden
                Reihen von Altarsteinen (eigentlich Weihesteinen), die auf einen
                zu einem Holztempel führenden Bohlenweg ausgerichtet waren.
                Die Steine lassen sich von 174 n. Chr. bis 238 n. Chr. datieren
                und stammen von einer Einheit von Benefiziariern, ausgesuchten
                Legionssoldaten, die von ihren Stammeinheiten zum Bau nd Unterhalt
                des römischen Straßennetzes abkommandiert wurden.
                Der dazu gehörige Tempel bestatnd aus einem 2 x 3 m großen
                Schutzhäuschen für ein Reliefbild der Dea Candida mit
                einer vorgelagerten Ädicula. Ein Brunnen vor dem Tempel
                lieferte sauberes Wasser. Untersuchungen der darunter liegenden Bodenschichten ergaben,
                dass an dieser Stelle wohl unmittelbar nach Errichtung des Kohrtenkastells
                hier ein erstes Lagerdorf mi Holzbauten entstand, das allerdings
                schon bald wegen fortwährender Überschwemmungen aufgegeben
                wurde. Das Gelände wurde als Weihebezirk weiter genutzt. Die Steine wurden nach der gründlichen archäologischen
                Untersuchung des Geländes vollständig abgeräumt
                und ins Museum verbracht, wo sie ihrer originalen Ordnung entsprechend
            wieder aufgestellt wurden.  |