|  Buch- und Elfenbeinkunst
 Dieser Teil der Ausstellung führt in die faszinierende
                Welt der karolingischen Buchkunst. Ab dem ausgehenden 8. Jahrhundert
                entstehen prächtige Handschriften mit teilweise Purpur eingefärbten
                Pergamentseiten und Einbänden mit Elfenbeintafeln. Das an
                Karls Hof in Aachen ansässige Zentrum der Buchkunst strahlt
                weit in das Fränkische Reich hinein. Präsentiert
                wird Buchkunst aus verschiedenen Zentren des Fränkischen
                Reiches, zu denen auch das Kloster St.Gallen gehörte. Dort
                werden auch die geschnitzten Elfenbeintafeln aufbewahrt, die
                Karl der Grosse zu seiner Kaiserkrönung erhielt und als
                Leihgaben in der Ausstellung zu sehen sind. Zu den Highlights
                in diesem Teil der Ausstellung gehört der Liber Viventium – das
                Buch der Lebenden und Toten – entstanden im Kloster Pfäfers
                kurz nach Karls Tod. Das reich bemalte Werk – eine Leihgabe
                des Stiftsarchivs St.Gallen - listet gegen 4'500 Namen verbrüderter
                Mönche, von Stiftern oder Wohltätern auf – darunter
                auch Karls Vater Pippin, Karl der Grosse und sein Bruder Karlmann. Kirche und Religion – Karl als Schutzherr der
                Kirche und der Christen Vom Papst zum Kaiser gekrönt verstand sich Karl der Grosse
                als Schutzherr der Kirche und der Christen. Das aus der Domschatzkammer
                Aachen stammende Brustkreuz wird Karl dem Grossen zugeschrieben.
                Gefunden bei der Graböffnung im Jahre 1000 erinnert es an
                Karl als gläubiger Christ. Als ihn Papst Leo III. im Jahre
                800 zum Kaiser krönte, übernahm Karl – so wie
                vor ihm sein Vater Pippin – die Verantwortung für
                die Verbreitung des Christentums. Er hat zahlreiche Kirchen bauen
                lassen, die Liturgie vereinheitlicht und die Bibel revidieren
                lassen. Von seinen Bestrebungen, die Verbreitung des Christentums
                voranzutreiben, zeugt in der Ausstellung unter anderem das älteste
                erhaltene Vaterunser in deutscher Sprache, eine der zahlreichen
                Leihgaben der Stiftsbibliothek St.Gallen. In diesem Teil der Ausstellung sind Reliquiare und weitere Kirchenschätze
                versammelt, die vom Reichtum des karolingischen Erbes aus der
                Schweiz zeugen.  Pfalzen – Bauboom herrschaftlicher Residenzen
 Karl der Grosse hat die Architektur verändert. Er liess
                nördlich der Alpen die ersten monumentalen Steinbauten seit
                der Römerzeit erstellen: Die Pfalzanlagen. Es sind Herrschersitze
                und – verteilt im ganzen Fränkischen Reich – Machtsymbole
                auf Zeit für einen Herrscher, der immerfort auf Reisen war.
                Architektur und Funktion orientieren sich dabei an römischen
                Kaiserpalästen – auch das ein sichtbares Zeichen von
                Karls Rückgriff auf die Spätantike und das frühe
                Christentum. Seine Lieblingsresidenz war Aachen.  Auf dem Lindenhof entsteht in karolingischer Zeit die erste
                repräsentative Königspfalz. Wir stellen sie vor und
                geben Einblick in das Zürich des 8. und 9. Jahrhunderts.
                Präsentiert wird in diesem Zusammenhang eine Urkunde aus
                dem Jahr 807, in der zum ersten Mal die Siedlung an der Limmat
                erwähnt wird. Karl war nicht nur König und Kaiser, sondern auch Krieger.
                Mit seinen fast jährlichen Kriegszügen hat er weite
                Gebiete erobert und christianisiert. Besonders zu erwähnen
                sind die langanhaltenden kriegerischen Auseinandersetzungen mit
                den heidnischen Sachsen, deren Niederlage mit der Taufe ihres
                Anführers, Widukind, und der Christianisierung der Sachsen
                endete. Karolingische Waffen aus dem In- und Ausland geben Zeugnis
                der Kriegsführung Karls des Grossen und Aufschluss über
                die Ausrüstung der Karolinger. Epilog – Karl der Grosse: Legenden und Mythen Kaum ist Karl der Grosse 814 in Aachen gestorben, wird er zum
                Mythos, und zahlreiche Legenden ranken sich um seine Person.
                Beleg dafür ist eine um 883 vom St.Galler Mönch Notker
                verfasste Biografie – die Gesta Karoli Magni – von
                der eine Abschrift vorgelegt wird. Eine Übersicht über die Ereignisse nach Karls Tod
                im Jahr 814 bis zum Ende der Dynastie der Karolinger 888 legt
                dar, wie das Fränkische Reich nach Karls Tod wieder in Einzelgebiete
                zerfällt. Zahlreich sind die Werke, die den frühen und bis heute
                anhaltenden Karlskult in Zürich belegen. Darstellungen auf
                Glasscheiben, Gemälden und Silberpokalen zeigen ihn als
                vermeintlichen Gründer des Großmünsters oder
                verehren ihn als einen Heiligen. Dass auf europäischer Ebene sowohl Frankreich wie auch
                Deutschland Karl den Grossen als ihren Herrscher beanspruchen,
                symbolisieren – als Ausklang der Ausstellung – zwei
                einander gegenübergestellte Porträts: das Idealporträt
                Karls des Grossen als deutschen Kaiser aus der Werkstatt Albrecht
                Dürers und der französische «Charlemagne» des
            Historienmalers Louis-Félix Amiel von 1839. |