Projekt kulturer.be
Rund ums schönste Schloss am Bodensee liegt die Arenenberger Gartenwelt im thurgauischen Weindorf Salenstein. In den historischen Gärten und den Schulgärten können Besucher eine Zeitreise in verschiedene Gartenepochen unternehmen. Neben einem mittelalterlichen Patriziergarten und einem Englischen Landschaftspark mit Elementen aus Barock und Renaissance stehen hier auch Felder und Gärten offen, auf denen beispielsweise moderner Kräuter- oder Gemüseanbau gelehrt wird. Auf der kompletten Anlage traumhaft: der romantische Blick auf den westlichen Teil des Bodensees.
Die Ursprünge der Arenenberger Gärten
          liegen im Mittelalter
          Schriftstücke belegen bereits um 1400 einen mittelalterlichen
          Lustgarten auf dem Arenenberg. Der Nachbau eines Patriziergartens
          verweist seit 2014 auf die gärtnerischen Wurzeln der Anlage
          und erinnert an die Zeit, zu der der Ort noch Narrenberg hiess
          und an Stelle des Schlosses ein (landwirtschaftliches) Gut stand.
          Der mittelalterliche Patriziergarten ist die einzige Rekonstruktion
          dieser Art in der Schweiz, Österreich und in Süddeutschland.
          Gärten wie dieser waren im ausgehenden Mittelalter ein Statussymbol
          des Adels und des gehobenen Bürgertums. Sie dienten der
          Erbauung, aber auch für geheime Treffen. Ein Hörspiel
          führt die Besucher eine knappe Stunde lang durch den rund
          300 Quadratmetern grossen Garten, vorbei an Rasenbänken,
          einem Brunnen und unzähligen Duft- bzw. Nutzpflanzen. Der
          Erzähler unterhält sich mit adligen Gartenbesuchern,
          befragt sie zu Blumen und Kräutern. Ausserdem erfahren die
    Besucher etwas über den Aufbau eines mittelalterlichen Gartens.

          Unterer Landschaftspark mit grosser Fontäne. In der Mitte
            der mit acht Metern Durchmesser beeindruckend grossen Brunnenschale
            schiesst eine Fontäne bis zu zwölf Meter
            hoch. Foto: Arenenberger Gartenwelt
Der Landschaftspark – das Erbe von Gartenfürst Pückler
          Vor rund 200 Jahren verliebte sich eine Königin in den Arenenberg – und
          machte ihn zu dem Ort, der er heute ist. Die Stieftochter Napoleons,
          Hortense de Beauharnais, zog sich 1817 mit ihrem Sohn hierhin
          ins Exil zurück, nachdem sie aus Paris verbannt worden war.
          Der kleine Louis Napoléon wurde später Kaiser Napoleon
          III. – der letzte Kaiser der Franzosen verbrachte seine
          Kindheit und Jugend also am Bodensee. Als Hortense Schloss Arenenberg
          bezog, gestaltete sie nicht nur die Salons des Hauses neu. Auf
          einem etwas unterhalb des Schlosses gelegenen Plateau entstand
          unter ihrer Aufsicht ein Landschaftspark. Ein Spaziergang auf
          zart geschwungenen Pfaden eröffnet immer wieder neue Sichtachsen.
          Bei der Planung war auch Gartenfürst Hermann von Pückler-Muskau
          involviert. Viele seiner Ideen entfalten sich erst jetzt in ihrer
          ganzen Pracht. Vor allem die seltenen Bäume, die damals
          auf dem Arenenberg gepflanzt wurden, sind heute um einiges mächtiger
          und beeindruckender. Bis 2008 waren grosse Teile der Anlage überwuchert
          und verschüttet. Bei einer aufwändigen Freilegung fand
          man unter anderem die Wände einer Grotte aus Tuffstein,
          Fundamente einer ehemaligen Eremitage sowie die komplett erhaltene
          grosse Brunnenschale, die sich unter einem Blätter- und
          Erdberg über ein ganzes Jahrhundert erhalten hatte. Der
          Landschaftspark pflegt eine alte Gartentradition und bekommt
          ausserdem stetig Zuwachs: 2016 wurde vor dem Schloss ein Hortensien-Weg
          angelegt. Er erinnert daran, dass die gartenaffine Königin
          das Schloss 1817 kaufte. Hortensien waren ihre Lieblingspflanzen
          und keine geringere als Kaiserin Joséphine, ihre Mutter,
    meinte, die Blume wäre nach ihrer Tochter benannt worden.
Die Aussichtsterrasse – einer der schönsten
          Orte am Bodensee
          Wo einst die Königin Feste feierte, können heute Gäste
          den Sonnenuntergang über dem Untersee geniessen. Die Aussichtsterrasse
          vor dem Schloss Arenenberg ist nach Westen ausgerichtet und bietet
          einen der romantischsten Ausblicke am ganzen Bodensee. Hier finden
          Hochzeiten und Empfänge statt und werden täglich hunderte
          Fotos geschossen. Der Blick der Besucher schweift über die
          Arenenberger Rebberge auf die Buchten von Ermatingen und Mannenbach,
          zur nahen Gemüseinsel Reichenau und auf die Hügel des
          Hegaus. Als die Terrasse angelegt wurde, spielte man mit der
          Wahrnehmung des Betrachters. Gehört der Bodensee etwa mit
          zum Park? Grenzen sind keine zu sehen… Dieser Blick macht
          die Arenenberger Gartenwelt auch zu einem der Aussichtspunkte
          der Grand Tour of Switzerland, der Route, die panoramareich durch
    die ganze Schweiz führt.

          Blick von der Aussichtsterrasse auf den Seerhein 

          Pavillon der Königin Hortense. Der Zeltpavillon war einer
          der Lieblingsplätze von Königin
          Hortense, diente aber auch als Veranstaltungsort für Einladungen
          und kleinere Gartenfeste. Foto:  Arenenberger Gartenwelt 
Die Schulgärten
          Louis Napoléon heiratete 1853 die spanische Gräfin
          Eugénie de Montijo. Diese schenkte den Arenenberg 1906
          dem Kanton Thurgau, verbunden mit zwei Auflagen: Sowohl ein Museum
          als auch eine Schule sollten auf dem Gelände entstehen.
          In dieser Tradition gibt das Bildungs- und Beratungszentrum Arenenberg
          (BBZ) heute grünes Wissen an den landwirtschaftlichen Nachwuchs
          des Kantons weiter. Hühnerstall und Bienenhaus, Baum- und
          Sortengarten zeigen die vielen Facetten der Landwirtschaft und
          der Gartenkulturen. Im Sortengarten werden alle wichtigen Acker-
          und Futterbaukulturen angebaut. So können die Lernenden
          deren Wachstumsentwicklung sowie die notwendigen Pflegemassnahmen
          direkt vor dem Klassenzimmer nachvollziehen. Auf Übungsfeldern
          wird z.B. der Ertrag verschiedener Erdbeersorten von Schülern
          untersucht und in Freizeitkursen wird altes Kulturhandwerk wie
          Handmähen mit der Sense vermittelt. Für 2017 ist ein
    Neu- und Erweiterungsbau der Gärtnerei geplant.
Die Arenenberger Gartenwelt – eine grüne
          Partnerschaft seit 2016
          Im Juni 2016 haben sich die Schulgärten des BBZ und die
          historischen Gärten des Schlosses zu einem touristischen
          Gesamterlebnis zusammengeschlossen. Unter dem Namen Arenenberger
          Gartenwelt steht nun die gesamte Aussenanlage den Besuchern offen – erstmals
          sind auch die Schulgärten zugänglich. Ein Rundweg führt
          durch die verschiedenen Gärten, auf Führungen mit Themenschwerpunkten
          können Gäste den gesamten grünen Arenenberg entdecken.
          Der Besuch des Schlosses lässt sich mit einem ausgedehnten
          Gartenspaziergang und einer Pause im Bistro Louis Napoléon
          nun perfekt für einen Tagesausflug nutzen. Mehr Erlebnisangebote,
          neue Übersichtskarten auf dem Gelände und auch öffentliche
          Kursangebote des BBZ rund ums Thema Gärtnern und Garten
          machen den Arenenberg noch attraktiver. Ein zur Eröffnung
          der Gartenwelt herausgegebener Gartenführer (3,50 Franken,
          handliches A5-Querformat, erhältlich im Museumsshop) begleitet
    die Besucher bei der Erkundung des Arenenbergs.
Die Arenenberger Gartenwelt ist Mitglied im Verein Bodenseegärten, dessen Sitz sich auch auf dem Arenenberg befindet.

          Im wiederhergestellten Landschaftsgarten unterhalb von
            Schloss Arenenberg zeigen sich original erhaltene Grotten,
            Pavillons, eine Eremitage und Wasserspiele in neuem Glanz.
            Auf verwunschenen Wegen bieten Sichtachsen überraschende
            Ausblicke über den See. 
            Bild: Napoleonmuseum 

          Arenenberger Reben. Ein ausgeschilderter grosser Rundweg führt
          unter anderem durch einen englischen Landschaftspark, zu einem
          modernen Lehrgarten für Gemüseanbau und in einen mittelalterlichen
          Lustgarten, wie ihn sich einst Patrizier auf dem Schlossgelände
          eingerichtet hatten. Foto:  Arenenberger Gartenwelt
Text: Napoleonmuseum Arenenberg/pr2
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