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 Insgesamt viermal besuchte Herzog Carl Eugen von Württemberg 
                      (reg. 1744-1793) Italien. Die erste Rundreise, einer Kavalierstour 
                      ähnlich, unternahm er 1753 zusammen mit seiner Gemahlin 
                      Elisabeth Friederike. Auf der letzten, einer Bildungs- und 
                      Informationsreise, begleitete ihn 1774/75 die Reichsgräfin 
                      Franziska von Hohenheim. Über die jeweilige Reiseroute und 
                      das Besichtigungsprogramm sind wir durch Tagebücher Mitreisender 
                      informiert und wissen, dass der Herzog jeweils für mehrere 
                      Tage in Venedig Station machte.  Die beiden dazwischen 
                      liegenden Italienreisen waren dagegen reine Vergnügungsreisen 
                      mit dem Ziel Venedig. Im Frühsommer 1762 hielt sich Herzog 
                      Carl Eugen drei volle Wochen in der Lagunenstadt auf, 1767 
                      gar ein halbes Jahr. Ein während der Reise 1766/67 akribisch 
                      geführtes Ausgabenbuch lässt keinen Zweifel daran aufkommen, 
                      dass der württembergische Regent seinem Land für ein halbes 
                      Jahr den Rücken kehrte, um sich in Venedig nach Kräften 
                      zu amüsieren - ein ungeheurer Vorgang, auch im 18. Jahrhundert. 
                      Auf insgesamt 230.910 Gulden und 14 ¾ Kreuzer summierten 
                      sich am Ende der Reise die Ausgaben. Der Aufenthalt der 
                      württembergischen Reisegesellschaft in Venedig umspannte 
                      die Zeit vom Karnevalsbeginn bis zur Prunk-Regatta am Himmelfahrtstag. 
                      Zwischen diesen beiden Höhepunkten im venezianischen Festkalender 
                      reihten sich ungezählte Lustbarkeiten - offizielle und private 
                      Empfänge und Feste, Theater- und Opernbesuche, Konzerte 
                      und Bälle - wie Perlen auf einer Kette. Dem einheimischen 
                      Adel gleich, logierte Herzog Carl Eugen mit seinem 125 Personen 
                      umfassenden Gefolge den Winter über direkt in der Stadt, 
                      im Frühjahr dann in einer Villa auf dem nahen Festland. Bei 
                      seiner Rückkehr nach Württemberg im Juli 1767 wurde Herzog 
                      Carl Eugen von den innen- und außenpolitischen Schwierigkeiten 
                      eingeholt, denen er durch seine Vergnügungsreise nach Venedig 
                      für ein halbes Jahr scheinbar entronnen war. Was lag näher, 
                      als ein Stück heiterer venezianischer Lebensart in den württembergischen 
                      Alltag hinüber zu retten und auf diese Weise wenigstens 
                      die Erinnerung an die sorgenfreien Monate wach zu halten? Maskeraden 
                      waren im 18. Jahrhunderten ein fester Bestandteil höfischer 
                      Festkultur. Als wichtigste Veranstaltung der Karnevalszeit 
                      hatten sich im deutschsprachigen Raum - von Venedig inspiriert 
                      - Maskenfeste, so genannte Redouten, herausgebildet. Der 
                      ausgedehnte Venedig-Aufenthalt Carl Eugens 1767 und seine 
                      Teilnahme am berühmten venezianischen Karneval gaben dem 
                      Maskentragen in Württemberg ganz neue Impulse. Noch unter 
                      dem Eindruck des in Venedig Gesehenen muss in jenem Herbst 
                      1767 bei Herzog Carl Eugen der Plan gereift sein, die so 
                      genannte Venezianische Messe ins Leben zu rufen. Als Kombination 
                      zweier venezianischer Besonderheiten - Maskentreiben und 
                      Warenverkauf unter freiem Himmel - ist sie des württembergischen 
                      Regenten ureigenste Erfindung. 
                     Bild: Galan in der Schenke, Teil der Tafeldekoration 
                      „Venezianische Messe“ © Foto: P. Frankenstein/ H. Zwietasch, 
                      Landesmuseum Württemberg (Ausschnitt) |