Marktplatz 3
                Das eindeutigste Beispiel für den Gestaltungswillen 
                  der Zeit, in der der Marktplatz neu aufgebaut wurde, ist das 
                  Gasthaus zur Sonne. Anscheinend standen an dieser Stelle ursprünglich 
                  zwei Häuser. Dadurch, dass nun auf beiden Bauplätzen 
                  zusammen ein Haus aufgebaut wurde, entstand eine lange Frontbreite, 
                  die jetzt zu dem zwang, was wohl auch der Zeitgeist verlangte, 
                  zu einem Haus, das traufseitig zur Straße gestellt wurde. 
                  Um den dadurch entstehenden starken Gegensatz zu den Nachbarhäusern 
                  zu mildern, wurde auf das Dach ein Zwerchhaus mit Giebel aufgesetzt. 
                  Das Fachwerk überzieht nun in gleichmäßigen 
                  Achsen wie ein reiches Flechtwerk die ganze Hauswand.
                  Die Befensterung ist außerordentlich reich und es bleiben 
                  zwischen den Fenstern so geringe Zwischenräume, dass nur 
                  für sehr schmale und steil gestellte, also fast wirkungslose 
                  Streben Platz blieb. Dafür übernehmen die Felder unter 
                  den Fenstern die Aufgabe der Verstrebung, in sie sind von Schrägkreuzen 
                  durchstoßene Rauten eingefügt. Diese Felder bilden 
                  feste Rahmen, die jede Verschiebung im Fachwerkgefüge verhindern. 
                  Diese schon uralte Schmuckform hat also hier auch ihre ganz 
                  bestimmten statischen Zwecke, vielleicht ist das ein Beweis 
                  dafür, dass am Fachwerk sich jede Schmuckform nur halten 
                  kann, wenn sie gleichzeitig auch ganz bestimmten statischen 
                  Aufgaben genügt.