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       | 3-4/00 | ||||
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| Eiszeit in Speyer | |||||
| Mensch, Mammut und Naturgewalten | Text "EisZeit" | ||||
| Die Ausstellung EisZeit" spannt einen Bogen von den Anfängen der Menschheit in Afrika bis zum anatomisch modernen Menschen. Sie zeigt die unterschiedlichen Kulturen der frühen Menschen und verdeutlicht, dass das Klima Wegbereiter der Evolution des Menschen und der Tierwelt ist. Mit ihren Präsentationen zu den Themen Klima, Geologie, Zoologie und Archäologie entsteht ein umfassendes Bild der Epoche. Ausgewählte Exponate - Werkzeuge der ersten Urmenschen oder die ältesten europäischen Kunstwerke aus Elfenbein - verdeutlichen die Entwicklung der Menschheitsentwicklung von den Wurzeln in Afrika bis zum Ende der Eiszeit. In der ca. 4,6 Milliarden Jahre währenden Erdgeschichte gab es mehrere Eiszeitalter, in denen große Teile der Erdoberfläche mit Eis und Schnee bedeckt waren. Die Ursachen der extremen Klimaschwankungen sind in der Bewegung der Lithosphärenplatten sowie in den Schwankungen der Erdbahnparameter zu suchen. Die Ausstellung Eiszeit" befasst sich mit den verschiedenen Perioden des quartären Eiszeitalters (Pleistozän), das vor etwa 2,4 Millionen Jahre begann und bis 11.500 Jahre vor heute anhielt. Unser heutiges Landschaftsbild entstand durch die Einflüsse des quartären Eiszeital-ters. Vor allem die letzte Eiszeit, die Würm- oder Weichsel-Eiszeit, hat unsere Landschaft nachhaltig geprägt. Das Pleistozän bestand nicht aus einer ununterbrochenen Kälteperiode. Die Kaltzeiten (Glaziale) wurden durch Warmzeiten (Interglaziale) unter-brochen. Das Klima der Warmzeiten ist mit dem heutigen vergleichbar. In den warmen Phasen breiteten sich in Mitteleuropa Laubwälder aus. Neben Eiche traten Ulme, Esche und Hasel auf. In den Kaltzeiten kam es durch Temperaturabfall, der in Mitteleuropa deutlich unter den Ge-frierpunkt gehen konnte, zum Gletschervorstoß und zum Rückgang der Vegetation. 
      In der Ausstellung wird der Wechsel zwischen Glaziale und Interglaziale durch
      die verschiedenen Tiergesellschaften verdeutlicht. Während der ersten
      Warmzeit (Cromer-Zeit) lebten in Mitteleuropa Bisons, Waldele-fanten,
      Waldnashörner, Flußpferde und Säbelzahnkatzen. Die wichtig-sten
      Fundstellen, Mauer bei Heidelberg und Mosbach bei Wiesbaden, sind in der
      Ausstellung vertreten. Die Faunengesellschaften der ver-schiedenen Phasen
      werden nicht nur anhand der Fossilfunde präsen-tiert, sondern auch durch
      lebensechte Rekonstruktionen der Tiere. So ist in der Ausstellung eine
      Säbelzahnkatze, die vor ca. 730.000 Jahren lebte, zu sehen. | |||||
| In den verschiedenen Kaltzeiten wandern sibirische und arktische Arten,
      wie Moschusochse und Ren, bis in das heutige Rhein-Main-Gebiet ein. Charakteristisch für die Glaziale sind vor allem das Mammut und die Kaltsteppen-Nas-hör-ner. Die typischen Großsäuger der letzten Eiszeit sind durch Fossilien in der Ausstellung präsent. Lebensgroße, computeranimierte Rekonstruktionen des wollhaarigen Mammuts, wohl das bekannteste Tier der Eiszeit, und des Wollhaar-Nashorns vermitteln ein lebendiges Bild dieser heute ausgestorbenen Tiere. 
 | Bild: Wollhaariges Mammut | ||||
| Säbelzahnkatze, in Europa vor ca. 40.000 Jahren ausgestorben. Ihr
      auffälligestes Merkmal waren zwei riesige dolchklingenartige Fangzähne
      im Oberkiefer, die sie durch eine Öffnung des Kiefers auf 140°
      als gefährliche Waffe einsetzen konnten. Die Bezeichnung
      Säbelzahntiger ist nicht korrekt, da es sich um einen Seitenast der
      Großkatzen handelt In das quartäre Eiszeitalter fällt auch die Entwicklung zum modernen Menschen, dem Homo sapiens sapiens. In der Ausstellung Eiszeit" wird der Menschheitsentwicklung ein breiter Raum gewidmet. Klimaveränderungen haben schon vor Millionen Jahre in Afrika die Evolution der Hominiden beeinflusst. In der Präsentation werden die wichtigsten afrikanischen Fundstellen der Australopithecinen thematisiert. Der berühmte Fund eines Australopithecus afa-rensis, der populär auch Lucy" genannt wird, ist in der Ausstellung ebenso präsent wie Funde des Homo erectus, der sich vor ca. 2 Millionen Jahre in Afrika entwickelte. Der Frühmensch Homo erectus breitete sich von Afrika bis nach Asien und Europa aus. Zu den wichtigsten europäischen Homo erectus-Funden (800.000  400.000 Jahre) zählen u.a. die altpaläolithischen Fundstellen Mauer bei Heidelberg und Schöningen, die beide in der Ausstellung an-gesprochen werden. Im Tagebau Schöningen fand man ein Jagdlager des Homo erectus. Neben Skelettresten von Pferden und Feuerstein-Artefakten fanden die Ausgräber die bislang ältesten vollständig erhaltenen Holzspeere. 
      Vor ca. 90.000 Jahren, während der letzten Eiszeit, breitete sich der
      Neandertaler (Homo neanderthalnensis) in Europa aus. Der Neandertaler hat
      sich aus den frühen Menschen, die in Europa eingewandert waren, entwickelt.
      Je jünger die Funde werden, um so stärker nehmen die
      Neandertaler-Merkmale im Bau des Schädels und des Skeletts zu. In der
      Ausstellung werden neben Skelettresten auch die Steinwerkzeuge der Neandertaler
      präsentiert. Anthropologisch abgesicherte Rekonstruktionen spiegeln
      das Lebensbild der frühen Menschen und des Neandertalers wider.
      Während der letzten Eiszeit vor ca. 37.000 Jahren trat der moderne Mensch,
      der Homo sapiens sapiens, erstmals in Europa auf. Auch er hat seinen Ursprung
      in Afrika, wo er sich vor 100.000 Jahren entwickelte. Im eiszeitlichen Europa
      trifft er auf den Neandertaler. Beide Menschenformen leben einige Zeit
      nebeneinander, bis der Neandertaler um 30.000 aus ungeklärter Ursache
      verschwand. | Bild: Säbelzahnkatze | ||||
| Das Auftreten des modernen Menschen, seine Werkzeuge, seine Behausungen
      und seine Kultur werden in der Ausstellung ausführlich beschrieben.
      Vor allem seine Kunst, seien es Frauenfigürchen aus Elfenbein, Darstellungen
      von Mammuts, Pferden oder Bisons als Schnitzerei in Bein oder als Malerei
      in Höhlen, wird in der Präsentation dargestellt. Das Basiskonzept der Ausstellung mit ihren rund 800 Exponaten wurde vom Römer- und Pelizäus-Museum in Hildesheim entwickelt. Das Historische Museum der Pfalz erweitert die Ausstellung durch attraktive Kinderstationen: So können die jungen Besucher selbst nach steinzeitlichen Funden graben oder wie eiszeitliche Künstler Tierzeichnungen in Schiefersteine einritzen. Für ältere interessierte Besucherinnen und Besucher werden wissenschaftliche Vorträge und Führungen angeboten. Das Junge Museum Speyer hat für Kinder und Jugendliche ein attraktives Begleitprogramm erarbeitet. Für Schul-klassen und Kindergartengruppen bietet das Junge Museum thematische Führungen und ein abwechslungsreiches Aktionsprogramm an. | Bilder: Frauenköpfchen aus Elfenbein Bilderhöhle | ||||
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