| Der Stein 
                wurde im Flur des Hauses Untere Straße 20 entdeckt, wo er als 
                Bodenplatte sekundär verbaut worden war. 600 Jahre liefen Heidelberger 
                Bürger über die Platte, deren Inschrift auf der Unterseite glücklicherweise 
                geschützt war und so sehr gut lesbar blieb. Allerdings ist die 
                Steinplatte nur zu einem Viertel erhalten, die Inschrift damit 
                nicht sehr aussagekräftig. Sie besagt lediglich, dass ein Rabbi, 
                Sohn eines Rabbi Israel diesen Gedenkstein/Grabstein errichten 
                ließ. Ob das Denkmal einst in der nahegelegenen Synagoge aufgestellt 
                war oder auf dem ältesten jüdischen Friedhof der Stadt im Areal 
                Plöck/Sandgasse/Klingentor stand, bleibt damit unklar.
 Pfalzgraf Ruprecht II beschlagnahmte alles Eigentum der reichen 
                jüdischen Gemeinde. Er schenkte die Synagoge der Universität, 
                ließ alle jüdischen Grabsteine und Steininschriften "vierteln" 
                und verkaufte diese als Baumaterial. Mit der Vierteilung aller 
                steinernen Schriftzeugnisse sollten auch alle in der Inschrift 
                genannten Personen im übertragenen Sinne gevierteilt werden -die 
                schimpflichste Art der Hinrichtung im Mittelalter. Somit wird 
                der zunächst unscheinbar wirkende Fund zum erschütternden Zeugnis 
                der rigorosen Judenverfolgung in Heidelberg und der Pfalz im 14. 
                Jahrhundert.
  
                Text: Renate Ludwig 
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