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(hgbd) Mythen verdichten das kaum überschaubare Geschehen der Geschichte zu sinnstiftenden Erzählungen. Die neue Ausstellung im Haus der Geschichte ist vom 16. März bis 14. Oktober 2018 zu sehen und veranschaulicht mit rund 900 Objekten wichtige Mythen der Deutschen seit dem Zweiten Weltkrieg. Zentrale Exponate repräsentieren ausgewählte mythische Erzählungen, deren Entstehung und Verbreitung die Ausstellung exemplarisch nachgeht. So steht etwa für die "Stunde Null" das Modell des Dresdner Trümmerfrauen-Denkmals von 1952, für das westdeutsche "Wirtschaftswunder" der legendäre VW-Käfer "Ovali" von 1955.
 Mythen bilden einen wichtigen Teil nationaler Erinnerung, die auch   auf diese Weise über Generationen weitergegeben wird. Mit mythischen   Erzählungen stärken Nationen ihre Identität. Alte Mythen, wie sie andere   Länder bis heute bewahren, sind allerdings in Deutschland fast   vergessen. Die Tradition brach 1945 nach dem Missbrauch durch die   Nationalsozialisten weitgehend ab. Hermann, der "Befreier Germaniens",   oder Kaiser Barbarossa im Kyffhäuser haben keine identitätsstiftende   Bedeutung mehr. Doch welche neuen Erinnerungserzählungen pflegen die   Deutschen heute?
Mythen bilden einen wichtigen Teil nationaler Erinnerung, die auch   auf diese Weise über Generationen weitergegeben wird. Mit mythischen   Erzählungen stärken Nationen ihre Identität. Alte Mythen, wie sie andere   Länder bis heute bewahren, sind allerdings in Deutschland fast   vergessen. Die Tradition brach 1945 nach dem Missbrauch durch die   Nationalsozialisten weitgehend ab. Hermann, der "Befreier Germaniens",   oder Kaiser Barbarossa im Kyffhäuser haben keine identitätsstiftende   Bedeutung mehr. Doch welche neuen Erinnerungserzählungen pflegen die   Deutschen heute? 

 Gründungsmythen
Gründungsmythen
    In Demokratien entstehen vielfältige   Erzählungen, Diktaturen geben sie vor und kontrollieren sie. Die   westdeutschen Gründungsmythen gelten dem Aufstieg aus den Trümmern des   Krieges, hart erarbeitet mit Fleiß und kluger Politik, verbunden mit dem   Mythos der D-Mark. Ihnen stehen in der DDR die von der SED-Diktatur   gesetzten Mythen vom "Arbeiter- und Bauernstaat" gegenüber, gegründet   als "Erbe der Antifaschisten" nach der "Befreiung durch die siegreiche   Sowjetunion". Seit 1990 entwickeln die Deutschen eine neue gemeinsame   Gründungserzählung. Sie verbindet die Erinnerung an die friedliche   Revolution von 1989 mit der Wiedervereinigung.
Oben: Das Plakat aus dem Jahr 1985 zeigt die Monumentalplastik des sowjetischen Ehrenmals in Berlin-Treptow.
        Gestaltung: Hans-Georg Gerasch
      
Links: 500.000 Buttons verteilt die "Bild"-Zeitung 2005 zum katholischen   Weltjugendtag in Köln als Zeichen der Freude  über die Papstwahl von   Joseph Kardinal Ratzinger.
      Beide Bilder © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Unten: "Wo die Sonne aufgeht, II": Der Künstler Moritz Götze versieht   bekannte Motive deutscher Historienmalerei mit aktuellen Deutungen.
      © Zeitgeschichtliches Forum Leipzig / Punctum / Bertram Kober
Mythische Selbstbilder
    Viele mythische Erzählungen   haben in Ost und West ihre Wurzeln in der deutschen Selbstverpflichtung   zum Frieden und zur Abgrenzung von der nationalsozialistischen   Vergangenheit. Aktuelle Mythen präsentieren die Deutschen als   vorbildliche Europäer, als Vorreiter im Umweltschutz oder als siegreiche   Fußballer. Anhand der Kampagnen "Du bist Deutschland" und "Wir sind   Papst!" zeigt die Ausstellung Versuche gezielter Mythenbildung durch   Politik, Wirtschaft und Medien.  
Nationale und europäische Mythen
    Europa entwickelt derzeit   keine gemeinsamen Mythen. Ansätze, die EU als Friedensgarant oder als   Wertegemeinschaft zu schildern - gegründet auf gemeinsamen Erinnerungen   an Holocaust und Befreiung - finden wenig Resonanz. Für die Nationen   aber sind politische Mythen auch im 21. Jahrhundert zentrale   Identitätsgrundlagen. Die darin verdichtete Erinnerung mobilisiert   Selbstbewusstsein und Zuversicht. Diese kann dem Zusammenhalt der   Gesellschaft und der Integration von Zuwanderern dienen, weil sie   wichtige Bestandteile nationaler Identität vermittelt. Sie kann auch   gegen zersetzende mythische Konstruktionen politischer Extremisten von   links und rechts wappnen. Sind Mythen für den gesellschaftlichen Konsens   unverzichtbar?
Unten: Der VW-Käfer ist in der Bundesrepublik ein Symbol des   Wirtschaftswunders. Das Ersatzfahrzeug für die Feier des millionsten   Volkswagens 1955 erhält seinen Platz in der Ausstellung "Deutsche Mythen   seit 1945".
        © Zeitgeschichtliches Forum Leipzig / Punctum / Alexander Schmidt
Ganz unten: Ironisch greift der Entwurf eines Karnevalswagens für den   Düsseldorfer Rosenmontagszug 2003 das deutsche Selbstbild als Vorreiter   für den Frieden auf.
      © Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland / Axel Thünker
 


Deutsche Mythen seit  1945
        Ausstellung im Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, Bonn
        15.3. – 16.9.2018
        Öffnungszeiten: Di-Fr, 9-19 Uhr, Sa/So 10-19 Uhr, Eintritt frei
      Zur Ausstellung erscheint ein umfangreiches Begleitbuch.
Für den Besuch der Ausstellung hat das Haus der Geschichte auch neue inklusive Angebote entwickelt: Ein Mediaguide mit Hörtexten beschreibt ausgewählte Objekte und Themen, ein taktiles Bodenleitsystem führt Besucherinnen und Besucher mit Sehbehinderungen von Hörstation zu Hörstation.
Der Mediaguide und ein Flyer bieten auch Informationen in Leichter Sprache für Menschen mit Lernschwierigkeiten.
Text & Bilder: Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, Bonn
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