| Johann
                      Wolfgang Goethe: Willkommen und Abschied
                Es schlug
                  mein Herz, geschwind zu Pferde! Es war getan fast eh gedacht;
 Der Abend wiegte schon die Erde,
 Und an den Bergen hing die Nacht:
 Schon stand im Nebelkleid die Eiche,
 Ein aufgetürmter Riese, da,
 Wo Finsternis aus dem Gesträuche
 Mit hundert schwarzen Augen sah.
  Der Mond
                  von einem Wolkenhügel Sah kläglich aus dem Duft hervor,
 Die Winde schwangen leise Flügel,
 Umsausten schauerlich mein Ohr;
 Die Nacht schuf tausend Ungeheuer;
 Doch frisch und fröhlich war mein Mut:
 In meinen Adern welches Feuer!
 In meinem Herzen welche Glut!
  Dich sah
                  ich, und die milde Freude Floß von dem süßen Blick auf mich;
 Ganz war mein Herz an deiner Seite
 Und jeder Atemzug für dich.
 Ein rosenfarbnes Frühlingswetter
 Umgab das liebliche Gesicht,
 Und Zärtlichkeit für mich  ihr Götter!
 Ich hofft es, ich verdient es nicht!
  Doch ach,
                  schon mit der Morgensonne Verengt der Abschied mir das Herz:
 In deinen Küssen welche Wonne!
 In deinem Auge welcher Schmerz!
 Ich ging, du standst und sahst zur Erden,
 Und sahst mir nach mit nassem Blick:
 Und doch, welch Glück, geliebt zu werden!
 Und lieben, Götter, welch ein Glück!
 
                Der Text
                  ist u.a. enthalten in:Johann Wolfgang Goethe: Lyrik in Auswahl. In: Bibliothek X·libris:
              J. W. Goethe, CD-ROM. München 1996. Seite 4 - 5
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