Projekt kulturer.be
In der ersten Vorhersage, ob sich verschiedene Populationen derselben Pflanzenart an den Klimawandel anpassen können, stellen Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Entwicklungsbiologie fest, dass mitteleuropäische Pflanzen-Populationen am bedrohtesten sind.
 Die Forscher untersuchten die Ackerschmalwand (Arabisopsis   thaliana), die in Europa, Asien und Nordwestafrika heimisch ist.   Überraschenderweise bewältigen skandinavische Exemplare dieser Art   extreme Dürreperioden ähnlich gut wie solche in Mittelmeerländern, so   die in Nature Ecology and Evolution veröffentlichte Studie. Dies könnte   darauf zurückzuführen sein, dass Wasser im skandinavischen Boden für   viele Monate gefroren ist, was es für Pflanzen unzugänglich macht und   damit Dürrebedingungen schafft.
    
    Die Forscher untersuchten über 200 Sorten der Ackerschmalwand, die aus   den verschiedensten Gebieten stammten, von Nordafrika und Spanien über   Mitteleuropa und Nordschweden. Nachdem sie unter optimalen Bedingungen   gekeimt hatten, wurde getestet, wie lange die Pflanzen extreme   Trockenheit überleben konnten. Informationen aus einem groß angelegten   Genomsequenzierungsprojekt wurde dann genutzt, um Genvarianten zu   finden, die das Überleben unter extremen Dürrebedingungen erlauben. In   Verbindung mit Klimaprognosen des Zwischenstaatlichen Ausschusses für   Klimaänderungen (Intergovernmental Panel on Climate Change) konnte das   Team Karten erstellen, die angeben, wo genetische Varianten zu finden   sind, die für das zukünftige Überleben der Art entscheidend sind.
    
    "Ich war schockiert, als ich den Boden in den Töpfen von Pflanzen aus   Nordschweden und Spanien berührte und fand, dass obwohl er völlig   trocken und spröde war, die Pflanzen sattgrüne Blätter hatten und den   Stress anscheinend gut überstanden hatten", sagt Erstautor Moises   Exposito-Alonso vom Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie.
    
    "Ich bin nach Schweden gereist, wo ich vor Ort beobachten konnte, wie   Pflanzen in ihrer natürlichen Umgebung auf die gleiche Weise überleben.   Es erinnerte mich an Ackerschmalwandpflanzen, die ich schon in Spanien,   wo ich aufgewachsen bin, gesehen hatte. Dort gibt es schön grüne   Pflanzen, die man im bröseligen Lehm ausgetrockneter Flussbette findet.   Nicht nur viele Botaniker denken, dass die Ackerschmalwand zwar eine Art   Laborratte für Pflanzen ist, aber was noch nicht weit bekannt ist, dass   sie an extremen Standorten überlebt, was sie ideal macht, um Anpassung   an den Klimawandel zu studieren ", sagt er.
    
    In den nächsten 50 bis 100 Jahren werden extreme Dürreereignisse mit   großer Wahrscheinlichkeit stark zunehmen und eine immer größere   Bedrohung für Pflanzen und Tiere darstellen. Es ist weit bekannt, dass   ein stetiger Temperaturanstieg bereits seit Jahrzehnten im Gange ist,   aber diese und andere Studien zeigen, dass das Ausbleiben von Regen eine   noch größere Auswirkung auf das Überleben von Pflanzen haben wird. Bis   2070 wird es in Mitteleuropa voraussichtlich deutlich weniger   Niederschlag geben als heute. Die neue Forschung zeigt, dass Pflanzen in   dieser Region die Genvarianten fehlen, die sie brauchen um sich an   zukünftige Verhältnisse anzupassen.
    
    Bisherige Vorhersagen, wie der Klimawandel die Verbreitung von Pflanzen   oder Tieren beeinflussen wird, haben weitgehend den Umstand ignoriert,   dass es oft enorme genetische Variation innerhalb von Arten gibt. Zum   ersten Mal haben jetzt die Max-Planck Wissenschaftler Kenntnisse über   die geographische Verteilung genetischer Variation genutzt, um die   Anpassungsfähigkeit einer Art zu kartieren.
    
    "Da die Erde derzeit einen dramatischen Klimawandel erlebt, ist es von   großem Interesse zu verstehen, wie Arten darauf reagieren", sagt Detlef   Weigel, der die Studie zusammen mit Hernán Burbano betreut hat.
    
    "Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Art die Erderwärmung überlebt, wird   wahrscheinlich von ihrer Vielfältigkeit abhängen, vor allem ob es von   dieser Art bereits heute Exemplare gibt, die schon an extreme   Bedingungen angepasst sind", fügte Burbano hinzu.
    
    Die Ergebnisse des Max-Planck-Instituts können helfen, Rettungsmaßnahmen   für gefährdete Pflanzen und Tierarten zu entwickeln. Wenn Populationen   gefunden werden können, die für die Anpassung an Dürre wichtige   Genvarianten haben, könnten sie in Bereiche umgesiedelt werden, in denen   solche Anpassungen am dringendsten benötigt werden. Damit könnte der   lokale Genpool schnell verbessert werden. Derselbe Ansatz könnte genutzt   werden, um ein Missverhältnis zwischen Nutzpflanzen-Sorten und ihrer   lokalen Umwelt zu verringern.
    
    Die Arbeit wurde vom Europäischen Forschungsrat und der Max-Planck-Gesellschaft finanziert.
    
    Original Publication: 
    Moises Exposito-Alonso , François Vasseur, Wei Ding, George Wang, Hernán   A. Burbano , Detlef Weigel .Genomic basis and evolutionary potential   for extreme drought adaptation in Arabidopsis thaliana” wird in der   Zeitschrift Nature Ecology and Evolution veröffentlicht. Der Link zum   Papier: https://10.1038/s41559-017-0423-0
Sarah Hailer Büro für Öffentlichkeitsarbeit & Kommunikation
Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie
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