Projekt kulturer.be
Trotz Verfassungsauftrag ist heute erst ein kleiner Teil der unter Schutz stehenden Moore renaturiert. Die immer noch zahlreichen trockengelegten Hochmoore in der Schweiz stossen jährlich geschätzte 19‘000 Tonnen CO2 aus. Wären hingegen alle Moore wieder vernässt, wäre dieser CO2-Ausstoss gestoppt. Der an der Eidg. Forschungsanstalt WSL entwickelte Ansatz max.moor ermöglicht, CO2-Emissionen zugunsten von Hochmoorrenaturierungen zu kompensieren.
Wer hierzulande einen Flug oder eine andere Treibhausgas-Emission   kompensieren möchte, kann dies neuerdings zugunsten einer Renaturierung   eines Schweizer Hochmoors tun. Die Wiedervernässung eines Hochmoors   verhindert nämlich eine beachtliche Menge an CO2-Ausstoss in die Luft.   Bislang gab es keinen Mechanismus, um ein solches Verhindern von   Emissionen einer Kompensation gleichzustellen. Dies vor allem deshalb,   weil Zahlen zu den genauen Mengen von CO2-Emissionen aus drainierten   sowie aus wieder vernässten Moorböden fehlen. Dies erschwert eine   verlässliche Berechnung der tatsächlich kompensierbaren Emissionen. 
    
Kompensationsansatz max.moor: Schätzung der CO2-Emission möglich
  
    An der WSL wurde ein Kompensationsansatz entwickelt, mit dem sich   verhinderte Emissionen dank Wiedervernässung von Hochmooren glaubwürdig   abschätzen lassen. Der Ansatz max.moor basiert auf der Tatsache, dass   sich Torf bei anhaltender Entwässerung fortlaufend abbaut und CO2   freisetzt. Folglich gelangt im Laufe der Zeit sämtlicher organischer   Kohlenstoff, der noch im Torf vorhanden ist, in die Luft. In einem   wieder vernässten Moor jedoch binden alleine die obersten 50 cm des   Torfkörpers potentielle Emissionen von über 1000 t CO2 pro Hektar. (Zum   Vergleich: ein Flug von Zürich nach New York verursacht 1,2 Tonnen CO2   pro Person). Hinzu kommt, dass nach einer erfolgreichen Wiedervernässung   der Torf nach einiger Zeit wieder wächst, das heisst CO2 aus der Luft   bindet. 
  
    
 Der Kompensationsansatz max.moor ermöglicht eine einfache   Emissionsberechnung und begrenzt den Aufwand für Messungen und   Nachprüfung. Dank der einfachen Handhabung fliessen die Einnahmen aus   der Kompensation grösstenteils in die Wiedervernässung.
Der Kompensationsansatz max.moor ermöglicht eine einfache   Emissionsberechnung und begrenzt den Aufwand für Messungen und   Nachprüfung. Dank der einfachen Handhabung fliessen die Einnahmen aus   der Kompensation grösstenteils in die Wiedervernässung. 
  
    Solche Kompensationen zugunsten der Renaturierung Schweizer Hochmoore   reduzieren die CO2-Emissionen - aktuell jährlich rund 19‘000 Tonnen   (nach IPCC Standardwerten). Weiter leisten sie einen wertvollen Beitrag   zur Biodiversitätsförderung, werten das Schweizer Landschaftsbild auf,   verbessern den Hochwasserschutz und fördern das regionale Gewerbe. Denn   gut 60% der Umsetzungskosten einer Hochmoorrenaturierung bleiben in der   Region: Holzerntearbeiten sowie Transport- und Bauarbeiten werden in der   Regel von lokalen Baufirmen übernommen. 
    
Oben: Arbeiten am Hochmoor Siebenbrünnen (Schwägalp, Kantonsgrenze AR/SG): Vor 1935 gezogene Gräben wurden gefüllt und Spundwände eingezogen. Foto: Beck & Staubli
Unten: Bei einer Hochmoorrenaturierung werden Spundwände quer zu den Entwässerungsgräben eingebaut und aufgefüllt, um den Wasserabfluss zu unterbinden und so das Hochmoor wiederzuvernässen. Foto: LIN’eco, ©Pro Natura
Die Möglichkeit, zugunsten von Moorrenaturierungen zu kompensieren,   besteht seit einigen Jahren in einzelnen europäischen Ländern, bislang   aber nicht in der Schweiz. Wegen naturräumlichen und klimatischen   Unterschieden ist es nicht möglich, ausländische Modelle für die Schweiz   zu übernehmen. Der neue Kompensationsansatz max.moor bietet erstmal die   Möglichkeit, auch in der Schweiz Treibhausgas-Emissionen zugunsten von   Moorrenaturierungsprojekten zu kompensieren und zwar mittels eines   einfach handhabbaren, kostengünstigen Verfahrens. Den Ansatz übernehmen   bereits zwei Kompensationsanbieter (myclimate, South Pole Group) für die   freiwillige Kompensation. Firmeninterne und persönliche CO2-Emissionen   lassen sich also neu zugunsten der Schweizer Hochmoore kompensieren.
  
    Nur knappe 10% der Schweizer Hochmoore haben das letzte Jahrhundert in   natürlichem Zustand überstanden. Der Rest wurde während der beiden   Weltkriege – u.a. im Zuge der Anbauschlacht von 1940 – entwässert und   urbar gemacht, teilweise, um darauf Vieh weiden zu lassen, Kartoffeln   anzubauen oder um den Torf als Brennstoff zu nutzen. Was damals als   fortschrittlich galt, entpuppte sich in der Folge als Problem:   Wasserrückhalteflächen verschwanden, die Anzahl wertvoller Lebensräume   und die Biodiversität nahmen ab und den durchlüfteten Mooren entweichen   seither beachtliche Mengen an CO2.
    
    Ein natürliches Moor ist eine so genannte CO2-Senke. Indem das   absterbende Pflanzenmaterial im wassergesättigten Boden nicht abgebaut   werden kann, akkumuliert sich das organische Material in Form von Torf   über Jahrtausende. Weltweit absorbieren Moore auf diese Weise jährlich   150-250 Mio. Tonnen CO2 aus der Atmosphäre. Sobald ein Moor aber   entwässert, also trockengelegt wird, dringt Sauerstoff in den Boden und   der als Torf sichtbare Pflanzenkörper baut sich langsam ab. Dabei   gelangt CO2 in die Luft. Erst eine Wiedervernässung durch das Auffüllen   der Entwässerungsgräben setzt der Emission ein Ende. 
Reinhard Lässig 
  Medienkontakt WSL Birmensdorf
Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL
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