Projekt kulturer.be
20.5.25
(alu_fr/idw) Wälder mit einer Vielfalt an Baumarten weisen gegenüber Monokulturen größere oberirdische Kohlenstoffspeicher und größere Kohlenstoffflüsse auf, zeigt eine internationale Studie unter Leitung der Universität Freiburg. Für die in Global Change Biology erschienene Studie werteten die Forschenden Daten aus dem weltweit am längsten laufenden Experiment zur Vielfalt tropischer Baumarten aus. Die Ergebnisse unterstreichen die Vorteile artenreicher Mischwälder für den Klimaschutz.
 Wälder mit einer Vielfalt an Baumarten können deutlich mehr   Kohlenstoff binden als solche, die nur aus einer Art bestehen. Eine   internationale Studie unter Leitung der Universität Freiburg,   veröffentlicht in Global Change Biology, belegt dies mit Daten aus dem   weltweit ältesten Experiment zur tropischen Baumvielfalt. Die   Forschenden konnten zeigen, dass Wälder, die aus fünf Baumarten   bestehen, erheblich größere oberirdische Kohlenstoffspeicher und größere   oberirdische Kohlenstoffflüsse – also einen größeren Austausch zwischen   den Kohlenstoffspeichern – aufweisen als Monokulturen. Die Studie   verdeutlicht die Vorteile artenreicher Mischwälder für Aufforstungen und   Klimaschutz.
    
    Neue Erkenntnisse aus dem weltweit ältesten Experiment zur Vielfalt tropischer Baumarten
    Zahlreiche Studien deuteten bereits darauf hin, dass eine größere   Baumartenvielfalt die Ökosystemfunktionen von Wäldern verbessert,   darunter auch die Bindung von Kohlenstoff. Frühere Untersuchungen   konnten diesen Effekt jedoch nur schwer von anderen Faktoren abgrenzen   oder konzentrierten sich nur auf junge Bestände. Daher blieb ungewiss,   ob die Ergebnisse auch auf ältere Wälder übertragbar sind. Um diese   Frage zu klären, analysierten Forschende nun Daten aus dem weltweit am   längsten laufenden Experiment zur Vielfalt tropischer Baumarten. Das   Sardinilla-Experiment in Panama wurde 2001 auf einer ehemaligen   Weidefläche angelegt und umfasst 22 Versuchsparzellen mit jeweils einer,   zwei, drei oder fünf einheimischen Baumarten, die durch das rasche   Baumwachstum in den Tropen bereits eine vergleichsweise weit   fortgeschrittene Bestandsentwicklung aufweisen. Das Team untersuchte   verschiedene Kohlenstoffspeicher und -flüsse, vom Kohlenstoff in der   oberirdischen Baum-Biomasse über den Kohlenstoff in der Laubstreu bis   hin zu Kohlenstoff im Mineralboden.
  
    Ihre Untersuchungen ergaben, dass Wälder mit fünf Baumarten gegenüber   Monokulturen deutlich mehr oberirdischen Kohlenstoff binden und größere   oberirdische Kohlenstoffflüsse aufweisen. Beispielsweise speicherten die   artenreichen Wälder 57 Prozent mehr Kohlenstoff in der oberirdischen   Baum-Biomasse. Bei den Kohlenstoffflüssen und -speichern im Boden gab es   dagegen keine signifikanten Unterschiede.
  
    Artenreiche Wälder binden mehr Kohlenstoff – selbst bei Extremwetterereignissen
    Bemerkenswert ist, dass sich der positive Effekt der Baumartenvielfalt   auf die oberirdischen Kohlenstoffspeicher im Laufe der Zeit verstärkte –   und das, obwohl das Experiment von Extremwetterereignissen wie einer   schweren El-Niño-bedingten Dürre und einem Hurrikan betroffen war. „Das   ist ein entscheidender Faktor, denn angesichts des Klimawandels hängt   die langfristige Kohlenstoffbilanz von Wäldern stark von ihrer   Widerstandsfähigkeit gegenüber Störungen ab. Artenreiche Wälder haben   eine höhere ökologische Stabilität und die Gefahr, dass der gespeicherte   Kohlenstoff wieder in die Atmosphäre gelangt, ist deutlich geringer als   in Monokulturen“, erklärt Dr. Florian Schnabel, Forstwissenschaftler an   der Fakultät für Umwelt und Natürliche Ressourcen der Universität   Freiburg, Erstautor der Studie und Leiter des Sardinilla-Experiments.
  
    Mehr Baumarten, größerer Nutzen für das Klima
    Die Forschenden betonen, dass bei Aufforstungsprojekten zur   Kohlenstoffspeicherung Mischwälder gegenüber Monokulturen bevorzugt   werden sollten. Gleichzeitig warnen sie davor, die Bedeutung   neugepflanzter Wälder zur Bekämpfung des Klimawandels zu überschätzen.   „Die durchschnittliche jährliche Netto-CO2-Aufnahme der gepflanzten   Wälder betrug 5,7 Tonnen CO2-Äquivalente pro Hektar und Jahr. Um die   Emissionen eines einfachen Fluges von Frankfurt nach Panama-Stadt   auszugleichen, müssten 11 Hektar dieses Waldes für ein Jahr wachsen“,   sagt Dr. Catherine Potvin, ehemalige Leiterin des Sardinilla-Experiments   und Mitinitiatorin der Studie von der McGill Universität in Montréal,   Kanada.
• Dr. Florian Schnabel ist Forstwissenschaftler an der Fakultät für Umwelt und Natürliche Ressourcen der Universität Freiburg und Leiter des Sardinilla-Experiments. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die Beziehungen zwischen Biodiversität und Ökosystemfunktionen von Wäldern, nachhaltige Waldbewirtschaftung angesichts des globalen Wandels und die Auswirkungen von Klimaextremen auf Wälder. Er ist Associate Investigator der Exzellenzclusterinitiative Future Forests.
• Das Sardinilla-Experiment ist Teil von TreeDivNet, dem weltweit größten Netzwerk für Experimente zur Biodiversität von Bäumen.
Rimma Gerenstein Hochschul- und Wissenschaftskommunikation
    Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau
  
Schnabel, F., Guillemot, J., Barry, K.E., Brunn,   M., Cesarz, S., Eisenhauer, N., Gebauer, T., Guerrero-Ramirez, N.R.,   Handa, I.T., Madsen, C., Mancilla, L., Monteza, J., Moore, T., Oelmann,   Y., Scherer-Lorenzen, M., Schwendenmann, L., Wagner, A., Wirth, C.,   Potvin, C. (2025). Tree diversity increases carbon stocks and fluxes   above- but not belowground in a tropical forest experiment. In: Global   Change Biology. DOI: 10.1111/gcb.70089.
  https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/gcb.70089
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