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             Sonderausstellung „Die Alte Burg – Das
              Rätsel der Steine. Aktuelle Forschungen im Umland der Keltenstadt
              Heuneburg“  (rps)  	Vom 24. April bis zum 30. Oktober 2016 werden im Herrenhaus
              des Freilichtmuseums Heuneburg im Rahmen einer Ausstellung des
              Landesamtes für Denkmalpflege im Regierungspräsidium
              Stuttgart (LAD) und der Gesellschaft für Archäologie
              in Württemberg und Hohenzollern unter dem Titel „Die
              Alte Burg - Das Rätsel der Steine“ die ersten Ergebnisse
              neuer Forschungen rund um die Keltenstadt Heuneburg präsentiert. Die Heuneburg zählt zu den bedeutendsten archäologischen
                Fundstätten Mitteleuropas. Bisher weitestgehend unerforscht
                war jedoch das Umfeld der Heuneburg, in dem die zugehörigen
                Dörfer, Höfe, Bestattungsplätze, Straßen
                und weitere Befestigungen lagen. Diese Fragen werden seit 2014
                im Rahmen eines von Prof. Dr. Dirk Krausse (LAD) geleiteten Forschungsprojekts
                erforscht, das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert
                wird  Rekonstruktion der Alte Burg. 
              Rekonstruktion: Faber Courtial für LAD
 Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen die Forschungen an der
                Alten Burg, einem von den frühen Kelten vollständig
                umgestalteten, plateauartigen Ausläufer der Schwäbischen
                Alb oberhalb von Langenenslingen. An diesem faszinierenden – heute
                versteckt im Wald gelegenen Ort – wurde bereits im späten
                19. Jahrhundert ein offensichtlich als Kultplatz zu deutender,
                4,5 m tiefer Schacht entdeckt, in dem sechs menschliche Skelette
                lagen. Unweit dieses „Opferschachtes“ stießen
                die Archäologen des LAD im Oktober 2014 überraschend
                auf eine mehr als vier Meter hoch erhaltene monumentale Steinmauer.
                Durch systematische Grabungen konnten die gewaltigen Dimensionen
                dieses Bauwerks erschlossen werden: es war ursprünglich
                13 m stark und besaß eine Höhe von mindestens 10 m.
                Weitere Mauern konnten nachgewiesen werden. Es handelt sich um
                die älteste erhaltene Steinarchitektur nördlich der
                Alpen. Die Funktion der Alten Burg, die von der Heuneburg sichtbar
                war und im 5. und 6. Jahrhundert wie ein riesiges Steinmonument
                die Szenerie am Südrand der Schwäbischen Alb dominierte,
                ist rätselhaft. Es zeichnet sich aber ab, dass die Alte
                Burg primär zu kultisch-religiösen Zwecken diente und
                eventuell den zentralen Versammlungs- und Ritualplatz für
                die gesamte Heuneburgregion bildete. Durch neuere Grabungen konnte
                eine Art Prozessionsstraße nachgewiesen werden, welche
                die Heuneburg im 6. Jahrhundert v. Chr. mit der Alten Burg verband.  Ausgrabungen auf der Alte Burg bei                Langenenslingen.
              Foto: LAD
 Einen weiteren Schwerpunkt bilden die Ergebnisse der Grabungen
                auf der Terrasse zwischen Heuneburgplateau und Donau. Aufsehenerregend
                waren die Freilegung von 500 menschlichen Knochen auf der hangseitigen
                Böschung eines Grabens sowie die Bergung von qualitativ
                hochwertig bearbeiteten Sandsteinquadern, die auf eine herausragende
                Steinarchitektur hinweisen. Die menschlichen Skelettreste könnten
                auf innere gesellschaftliche Konflikte oder kriegerische Auseinandersetzungen
                am Ende der Besiedlung der Heuneburg, im frühen 5. Jh. v.
                Chr., hindeuten. Auch die neuesten Grabungen in der Viereckschanze neben dem
                keltischen Großgrabhügel Hohmichele und jene auf dem
                Plateau der Heuneburg erbrachten wichtige neue Erkenntnisse zur
                keltischen Besiedlungsgeschichte. Goldfunde vom Plateau weisen
                frappierende Ähnlichkeiten zu Objekten aus dem Fürstinnengrab
                der Bettelbühlnekropole auf, so dass anzunehmen ist, dass
                diese Goldschmiedearbeiten aus dem Grab in einer technisch brillanten
                Werkstatt hergestellt wurden, die im frühen 6. Jh. v. Chr.
                an der Nordspitze der Heuneburg nach etruskischem Vorbild arbeitete. 3D-Rekonstruktionen und Multimediastationen veranschaulichen
                den Besuchern die teils rätselhaften und geheimnisvollen
                Entdeckungen. Zudem werden Originalfunde in Form von Skelettresten,
                reich verzierten Keramiken sowie Schmuck und Waffen gezeigt.
                Die Ausstellung und die zugrunde liegenden Forschungen wurden
                gefördert vom Ministerium für Finanzen und Wirtschaft
                Baden Württemberg – Oberste Denkmalschutzbehörde,
                von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Sparkassenfinanzgruppe
                Baden-Württemberg.  Maskenfibel aus dem Umland der Heuneburg. 
              Foto: YAM, LAD
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