| 21.9.16
             Meister des expressiven Holzschnitts Hans Baldung
                Grien im Haus der Graphischen Sammlung des Augustinermuseums
              Freiburg (stfr) Im neu eröffneten Haus der Graphischen Sammlung lädt
              das Augustinermuseum zur ersten Sonderausstellung ein und zeigt
              seit  Samstag, 17. September,  hochkarätige Holzschnitte
              von Hans Baldung Grien aus dem eigenen Bestand. Er zählt
                zu den bedeutendsten Künstlern des 16. Jahrhunderts und galt
                seinerzeit als legitimer Nachfolger Albrecht Dürers. Die Sonderschau
                läuft bis
              Sonntag, 15. Januar 2017.   Hans Baldung wurde 1484 oder 1485 in Schwäbisch Gmünd
                geboren. 1503 begann er als Geselle in Dürers Werkstatt
                in Nürnberg zu arbeiten, wo er seinen Beinamen „Grien“,
                der Grüne, erhielt. Während der zweiten Italienreise
                Dürers von 1505 bis 1507 führte vermutlich Baldung
                Grien die Werkstatt. In den Holzschnitten, die in dieser Zeit
                entstanden,
                ist der Einfluss Dürers bis in die Liniensprache zu erkennen.
                Nach dieser prägenden Phase folgte der Höhepunkt seines
                Schaffens: Von 1512 bis 1516 arbeitete Baldung am Freiburger
                Hochaltar. Hans Baldung Grien: Die Heilige Barbara, Nürnberg, um 1505/07.
              © Augustinermuseum - Städtische Museen Freiburg. Foto Axel Kilian. Währenddessen entwickelte er seine charakteristische und sehr
                ausdrucksstarke Bildsprache, die von einem feinsinnigen psychologischen
                Gespür geprägt ist. Später ließ er sich
                als etablierter Künstler in Straßburg nieder.Der neue Ausstellungsbereich zeigt rund 60 Holzschnitte Baldungs.
                Sie bilden das Herzstück der Graphischen Sammlung des Augustinermuseums.
                Die Blätter zeigen ein breites Spektrum an Themen: In seinen
                Marien- und Heiligendarstellungen gelingt es Baldung, einen Ausdruck
                feierlicher Ruhe und erhabenen Ernstes zu vermitteln. Die zwölf
                Apostel inszeniert er mit hell leuchtendem Strahlennimbus als
                machtvolle Botschafter des Christentums. Den Kontrast bilden
                drastische, teils
                mit den Traditionen 
                brechende Holzschnitte zur Passion Christi.
 Die Buchillustrationen
                zu den Zehn Geboten präsentieren Baldung als Erzähler
                lebendiger, genrehafter Szenen.Im Umbruch zwischen Spätmittelalter und Renaissance wurden
                sakrale Themen grafisch neu interpretiert. Wohl kein Künstler
                vor Baldung hat auf so gewagte, sinnliche Weise den Sündenfall
                dargestellt. Ebenso griff er aber auch neue, nichtsakrale Bildthemen
                aus Mythologie, Geschichte und Literatur auf. Als ganz eigene,
                bahnbrechende Bilderfindung gelten die drei rätselhaften Blätter
                der Wildpferde. Deren spannungsvolles, triebhaftes Verhältnis
                im Herdenverband wird zum eigentlichen Thema. Den Schlusspunkt
                der Ausstellung setzt eine faszinierende Leihgabe aus der Kunsthalle
                Karlsruhe: Der „Behexte Stallknecht“ ist ein Ausnahmeblatt
                mit biographischen Zügen, dessen Interpretation bis heute
                Fragen aufwirft.
   Hans Baldung Grien, Das Jüngste Gericht, Nürnberg, um 1505/07.
                    © Augustinermuseum - Städtische Museen Freiburg.
                    Foto Axel Kilian.
 Ein abwechslungsreiches Begleitprogramm ergänzt die Ausstellung.
                Medienstationen laden zu eigenen Vergleichen zwischen Dürer
                und Baldung ein. Das Inklusionsprojekt „Sehende Hände“ bietet
                speziell entwickelte Taststationen, bei denen sich die Holzschnitte
                erspüren lassen. Originale Druckstöcke, darunter sogar
                einer aus der Zeit Baldungs, ermöglichen Einblicke in die
                Technik des Holzschnitts. Einen Überblick über alle Führungen,
                Vorträge und Gespräche bietet die Internetseite    www.freiburg.de/museen.
                Beratung und Buchung von Führungen gibt es unter Tel. 0761
                / 201-2501.  Die Ausstellung ist dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr
                geöffnet.
                Der Eintritt beträgt 5 Euro, ermäßigt 3 Euro.Das Haus der Graphischen Sammlung ist Teil des Augustinermuseums,
                beherbergt aber auch den Grafikbestand des Museums für Neue
                Kunst. Unter dessen Federführung sind ab Februar 2017 Arbeiten
                der Künstlerin Susanne Kühn zu sehen.
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