| Die Damenmode der Dreißiger Jahre war international gesehen
                eine Bekleidungslinie, in der Glamour und Mondänität
              mit Sportlichkeit und Lässigkeit einhergingen. Auch das Klischee vom blonden strammen Uniform-Mädel oder
                der biederen Soldaten-Mutter kann nicht darüber hinwegtäuschen,
                dass Frauen im Dritten Reich sehr wohl an Schminke, Mode und
                Zigaretten interessiert waren. Die moderne Frau, an der die Jahre
                der Neuen Sachlichkeit nicht spurlos vorüber gegangen waren,
                ließ sich nicht dem Ideal der deutschtümelnden Propagandisten
                unterwerfen, sondern legte auf modische Eleganz und internationalen
                Flair großen Wert. Selbst Hitler schätzte elegante
                Frauen, wie durch seine Verehrung für Magda Goebbels, der
                Repräsentantin des neuen weiblichen Deutschland, deutlich
                wurde.  Eleganz und französische Modevorbilder wurden selbst nach
                Kriegsbeginn meist als weibliche Schwäche geduldet, schließlich
                präsentierte sich das NS-Regime nach außen hin gerne
                als weltläufig. Außerdem spielte die Modebranche in
                Deutschland eine bedeutende wirtschaftliche Rolle. Daher wurde
                in Deutschland, besonders in Berlin, weiterhin internationale
                Mode aus Paris oder Wien übernommen und an die Frau gebracht,
                die es nachmittags damenhaft und abends hoch elegant liebte.
 Elegante Tagesmode (Modell von Maggy Rouff),aus der französischen Zeitschrift „Vogue“, 1939
 © 
              Münchner Stadtmuseum
 Das Phänomen war eine tiefe Kluft in der Mode zwischen
                Theorie und Praxis, denn die Parolen der Partei forderten zwar
                eine Rückkehr zum Brauchtum, andererseits wurde im Zuge
                des wirtschaftlichen Aufschwungs Weltoffenheit und Konsum gefördert.
                Dieser Gegensatz brachte die deutsche Modebranche sowie die Konsumentinnen
                in eine oftmals schizophrene Lage. In der Ausstellung wird u.a.
                am Beispiel der 1931 gegründeten Deutschen Meisterschule
                für Mode München dieser Bruch thematisiert. Für diese Ausstellung wurde der 1930er-Modebestand des
                Münchner Stadtmuseums gesichtet, erforscht und restauriert,
                so dass viele der Textilien nun das erste Mal gezeigt werden
                können. Der abwechslungsreiche Rundgang führt den Besucher durch
                verschiedene Themenbereiche und macht die modische Vielfalt der
                Dreißiger Jahre anhand von Tages- und Abendmode, Brautkleider,
                Morgentoiletten, Negligés, Sportbekleidung und Tracht
                deutlich. Ca. 150 Damenkleider und Kostüme werden auf handgefertigten
                Büsten präsentiert, ebenso zahlreiche Accessoires wie
                Pelze, Schuhe, Taschen, Hüte, Schals, Tücher, Handschuhe,
                Schmuck und Schmink-Utensilien. Grafische Abbildungen, Modejournale, Modefotografie und Plakate
                unterstreichen die Fülle an Kleidungstilen und runden die
                bunte Schau ab. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog beim Hirmer Verlag mit
                zahlreichen farbigen Abbildungen. In Kooperation mit der Deutschen Meisterschule für Mode
                wird die Thematik der Ausstellung in eine moderne Sichtweise
                gerückt und präsentiert.
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