| Eine Lanze für den 
                      heimischen Wald Brodbeck: 
                      Holzverwendung muss Pflichtaufgabe werden 
                      Der 
                      Ortenauer Landrat Klaus Brodbeck hat sich als Vorsitzender 
                      des Forums Weisstanne gegenüber der Staatlichen Vermögens- 
                      und Hochbauverwaltung für eine verstärkte Verwendung 
                      von Holz aus heimischen Wäldern eingesetzt. In einem 
                      Brief an den zuständigen Minister Gerhard Stratthaus 
                      schreibt Brodbeck, dass im öffentlichen Bauwesen, zumal 
                      in einem Bundesland mit überdurchschnittlichem Waldanteil, 
                      die Holzverwendung Pflichtaufgabe werden müsse. Offenbar 
                      hätten staatliche wie freiberufliche Architekten den 
                      Umgang mit dem konkurrenzlos umweltfreundlichsten aller 
                      Baustoffe vielfach verlernt. Brodbeck kritisiert in diesem 
                      Zusammenhang, dass in einer Broschüre zum 50-jährigen 
                      Bestehen der Staatlichen Vermögens- und Hochbauverwaltung 
                      kein einziges vorzeigbares Beispiel zeitgenössischer 
                      Holzbaukunst aufgeführt sei. 
                      Der 
                      gemeinnützige Verein "Forum Weisstanne" wurde im Oktober 
                      2000 von Waldbesitzern, Geschäftsführern von holzbe- 
                      und verarbeitenden Betrieben, Bauplanern und Architekten 
                      sowie Vertretern aus Wissenschaft, Forstverwaltung und Kommunalpolitik 
                      in Gengenbach gegründet. Zweck des Vereins ist die 
                      Förderung und Erhaltung der Weißtanne als natürliche 
                      Hauptbaumart des Schwarzwaldes und des übrigen Verbreitungsgebietes. 
                      
                      Der 
                      Brief hat folgenden Wortlaut: 
                      "Sehr 
                      geehrter Herr Minister Stratthaus, 
                      dieser 
                      Tage hatte ich Gelegenheit, die aus Anlass des obigen Jubiläums 
                      herausgebrachte, vorzüglich gestaltete Broschüre 
                      durchzublättern. Die ausgewählten Beispiele staatlicher 
                      Bauträgerschaft sind beeindruckend; sie belegen in 
                      Bild und Text die Stimmigkeit des Mottos der Jubiläumsschrift 
                      "Geschichte erhalten - Zukunft gestalten". Der Bauverwaltung 
                      darf daher zur gelungenen Selbstdarstellung gratuliert werden! 
                      
                      Bitte 
                      betrachten Sie es nicht als Ausdruck von Kritiksucht, wenn 
                      ich mich heute dennoch mit einer Bitte an Sie wende. Beim 
                      Durchblättern ist mir aufgefallen, dass, mit Ausnahme 
                      von untergeordneten und zudem inhaltlich eher negativ assoziierenden 
                      Beispielen (Feuerwehr S. 114, Gesundheitsgefährdende 
                      Baustoffe S. 119), so gut wie nicht auf die Verwendung des 
                      Baustoffs Holz hingewiesen wird. In fünfzig Jahren 
                      Bauverwaltung kein einziges vorzeigbares Beispiel zeitgenössischer 
                      Holzbaukunst - darf das wahr sein in einem Land mit überdurchschnittlichem 
                      Waldreichtum, mit einer nicht unbedeutenden Holzbautradition 
                      und mit einem 328.208 ha umfassenden Staatswald voller hochwertigem 
                      Bauholz? 
                      Gewiss, 
                      es arbeiten die Staatlichen Hochbauämter auch mit dem 
                      Baustoff Holz und irgendwann hat man dort auch schon einmal 
                      einen Holzbaupreis errungen. Dennoch scheint mir die Zusammenstellung 
                      der Beispiele in der Broschüre symptomatisch zu sein. 
                      Holz hat allem Anschein nach noch immer keinen Stellenwert 
                      bei den bundesdeutschen Architekten, bei den staatlichen 
                      wie bei den freiberuflichen. Den Umgang mit dem konkurrenzlos 
                      umweltfreundlichsten aller Baustoffe scheinen sie vielfach 
                      verlernt zu haben. 
                      Im 
                      Hinblick auf die allfälligen Klimaschutzbemühungen 
                      - Holz als CO2-neutraler Baustoff mit hervorragenden Dämmwerten 
                      - möchte ich mir wünschen, dass dereinst anlässlich 
                      des 75jährigen Jubiläums der Staatlichen Vermögens- 
                      und Hochbauverwaltung repräsentative Beispiele moderner 
                      Holzbaukunst in die dann zu gestaltende Broschüre aufgenommen 
                      werden. Anregungen hierzu dürfte nicht zuletzt die 
                      Weltausstellung in Hannover gegeben haben. Übrigens: 
                      der deutsche Pavillon wurde vorwiegend aus Schwarzwälder 
                      Tannenholz hergestellt. Werden wir es erleben, dass sich 
                      die Architekten hierzulande und insbesondere die staatlichen 
                      Bauträger auch wieder verstärkt einem Baustoff 
                      zuwenden werden, der als Regioprodukt höchsten Ansprüchen 
                      zu genügen vermag, wie uns etwa der Blick in den Glockenstuhl 
                      des Freiburger Münsters lehrt? Es darf ja wohl nicht 
                      wahr sein, dass die Forstbetriebe ihre Tannen nach Japan 
                      exportieren müssen, einzig und allein deswegen, weil 
                      dort im Wohnungsbau der Baustoff Holz zu 70 % Verwendung 
                      findet, hierzulande gerade mal zu 5 %! 
                      Die 
                      baden-württembergischen Forstbetriebe leiden derweil 
                      noch immer unter den Spätfolgen des Orkans "Lothar" 
                      vom 26.12.1999, noch immer müssen über 1 Million 
                      Festmeter wertvollen Stammholzes auf den Beregnungsplätzen 
                      mit hohem Aufwand konserviert werden. Die betriebswirtschaftliche 
                      Lage des Waldbesitzes, des öffentlichen wie des privaten, 
                      ist derzeit wahrhaft zum Verzweifeln. Namens des "Forums 
                      Weißtanne" bitte ich Sie deshalb inständig, dafür 
                      Sorge zu tragen, dass im öffentlichen Bauwesen die 
                      Holzverwendung Pflichtaufgabe wird. Dass dabei Holz aus 
                      heimischen Wäldern und aus der heimischen Sägeindustrie, 
                      "Holz der kurzen Wege", bevorzugt Verwendung finden sollte, 
                      versteht sich von selbst. 
                      Mit 
                      freundlichen Grüßen 
                      Klaus 
                      Brodbeck (Landrat des Ortenaukreises ) Vorsitzender des 
                      Forums Weißtanne" 
                      Offenburg, 
                      den 4. Dezember 2002 
                      
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