Projekt kulturer.be
Eine zentrale Sammlung zur badischen Landesgeschichte wird ab Frühjahr 2021 unmittelbar vom Foyer des Karlsruher Schlosses aus zugänglich sein: Die neu eingerichtete Ausstellung „Schloss und Hof“ zeigt das jüngst restaurierte Thron-Ensemble der badischen Großherzöge, aufgestellt nach historischem Vorbild. Die Kroninsignien, eine Portrait-Galerie sowie ein Modell der barocken Planstadt Karlsruhe vermitteln darüber hinaus einen Eindruck von der einstigen Residenz und ihrer Bewohnerinnen und Bewohner.
„Die  Aufbauarbeiten im Erdgeschoss sind in vollem Gange. In den kommenden  Wochen wird der 70 kg schwere Thron-Baldachin auf einer Höhe von  etwa 3,5 Meter über dem Thron montiert und die gewichtigen Vorhänge  am Himmel befestigt – eine große Herausforderung für den  Architekten, die Restaurierung und den Technischen Dienst. Zum einen  muss die Raumarchitektur stabil, sicher und mit Rücksicht auf die  empfindlichen Objekte konstruiert werden, zum anderen gilt es, die  authentische Gesamtwirkung des Ensembles aus Thron, Hockern, Säulen  mit Kandelabern und Baldachin nicht aus den Augen zu verlieren“, so  Direktor Eckart Köhne.
  
  Die  Inszenierung des mehrteiligen Thron-Ensembles ist der Blickfang der  Ausstellung. Es stammt aus dem Jahr 1838, als Großherzog Leopold  (1790–1852) den im Obergeschoss des östlichen Mittelbaus gelegenen  Thronsaal neu möblieren ließ, aber den für offizielle Räume  verbindlichen Empire-Stil des frühen 19. Jahrhunderts beibehielt.  Die Armlehnen des Thronsessels werden von Greifen, dem badischen  Wappentier, getragen. Über dem Thron ist das badische Staatswappen  angebracht. Das im Farbklang Rot, Gold und Weiß gehaltene Ensemble  wird von einem Baldachin überfangen. Tabourets (Hocker) sowie  Gueridons (Ständer) für Kerzenleuchter und Feuerschalen  vervollständigen die Ausstattung. 
  
  Großherzog Friedrich I.  (1826-1907) verlegte dann den Thronsaal ins Erdgeschoss des  Ostflügels und ergänzte das Ensemble. Die Wände des neuen  Thronsaals erhielten eine Wandbespannung aus rotem Brokatsamt mit  goldenen Palmetten- und Kranzmotiven. Diese Einrichtung blieb über  die Abdankung Großherzog Friedrichs II. (1857-1928) im Jahr 1918  hinaus erhalten und wurde unter anderem vom Karlsruher Fotografen  Wilhelm Kratt (1869-1949) dokumentiert. Seine Überlieferungen  dienten nun als Grundlage für die neue museale Aufstellung.
  
  Einen  Höhepunkt der neuen Ausstellung bilden die badischen Kroninsignien  im Zentrum, in denen sich Macht und Pracht fürstlicher Herrschaft  entfalten. Sie bestehen aus Krone, Zepter und Schwert. Das 1806 zum  Großherzogtum erhobene Baden nutzte seine Kroninsignien allerdings  nicht zur staatlichen Repräsentation bei Inthronisierungen. Nachdem  Großherzog Karl Friedrich von Baden 1811 gestorben war, sollte bei  seinen Beisetzungsfeierlichkeiten (pompe funèbre) eine Funeralkrone  samt Zepter und Schwert mitgeführt werden. Die Hofjuweliere  fertigten in der Eile eine Krone aus Goldblech und Samt auf einer  Unterkonstruktion aus Pappe an. Der blau emaillierte Reichsapfel  befand sich zuvor am Kurhut Karl Friedrichs. Die aufgesetzten,  kostbaren Farbedelsteine und Diamanten stammten von säkularisierten  Kirchenschätzen. Säkularisationsgut  war auch das aus dem Besitz des Fürstbischofs von Speyer Damian Hugo  von Schönborn stammende Schwert, das mit Juwelen verziert wurde. Zum  Zepter funktionierten die Juweliere einen gegen 1625 in Siebenbürgen  entstandenen Buzogan (Streitkolben) um. Dieser wurde vergoldet und  mit Diamanten besetzt. Seinen kugeligen Knauf ersetzte man durch eine  filigrane Krone. 
  
  Von der Stadtgründung bis zum Ende des  Ersten Weltkriegs diente das Karlsruher Schloss als Residenz. Über  die Generationen hinweg zeigen sich die Fürsten und Fürstinnen in  14 Bildnissen und kommen so in der Ausstellung den Besucherinnen und  Besuchern als Menschen näher. Die repräsentativen Werke der  Künstler Philipp Heinrich Kisling, Joseph Melling, Johann Heinrich  von Dannecker, Philipp Jacob Scheffauer, Philipp Jacob Becker, Franz  Xaver Winterhalter, Ferdinand Keller, Otto Hör und Otto Propheter  vermitteln gleichzeitig Geschichte, Mode und Kulturwandel über einen  Zeitraum von rund 200 Jahren.
  
  Das  große Stadtmodell schließlich veranschaulicht Karlsruhe als barocke  Planstadt. Den architektonischen Mittelpunkt bildet das Schloss, bzw.  der Schlossturm, von dem 32 Wege in alle Richtungen ausstrahlen.  Einzigartig ist die Architektur des Schlosses mit seinen  abgewinkelten Seitenflügeln und dem untypisch vor dem Schloss  angelegten Blumengarten. Die sich nach Süden ausbreitende  Fächerstadt bildet ein gleichseitiges Dreieck.
  Zur  Konservierung der Möbel, Textilien und Gemälde des Karlsruher  Thronsaals
  
  Gemeinsam  mit freiberuflichen Restauratorinnen und Restauratoren arbeitete das  Referat Restaurierung des Badischen Landesmuseums in den letzten zwei  Jahren konsequent daran, die fast vollständig erhalten gebliebene  Ausstattung des Karlsruher Thronensembles zu konservieren und wieder  für die öffentliche Präsentation aufzubereiten. Die sehr  unterschiedlichen Erhaltungszustände reichten von kriegsbeschädigt  bis passabel. Um einen optisch einheitlichen Gesamteindruck zu  erreichen, galt für das Maßnahmenkonzept: so viel Bearbeitung wie  konservatorisch nötig, so wenig Ergänzungen wie möglich! Dabei  bildeten die unterschiedlichen Materialgattungen Holz, Gemälde und  Textilien mit ihren spezifischen restauratorischen Ansprüchen eine  besondere Herausforderung. 
  
   Der  Lauf der Zeit, diverser Gebrauch, Lagerungen und Umzüge hatten an  Textilien und Möbeln sichtbare Spuren hinterlassen. Gerade auf dem  Mobiliar schichteten sich Staub, Schmutz und Bohnerwachs zu einer  dicken und dunkler werdenden Patina. Andere Teile wiederum waren  abgeplatzt. Um den „Thronhimmel“ wieder ausstellbar zu machen,  wurde das Vorhang-Ensemble technologisch untersucht und aufwendig  konserviert. Besondere Aufmerksamkeit erhielt der Thron selbst: Die  Polierweiß- und Goldfassungen der Möbel wurden gereinigt und  gefestigt, Fehlstellen geschlossen und retuschiert. Die Effekte der  Vergoldungstechniken und der hochglanzpolierten Weißfassung sind nun  wieder wahrnehmbar. Auch die zahlreichen Gemälde wurden gereinigt  und die Rahmen überarbeitet. Nach der aufwendigen Konservierung  kommt nun der „alte“ üppige Goldglanz der Ausstattung wieder zum  Vorschein. Im Zusammenspiel mit dem originalen karmesinroten Samt und  seinen goldenen Brokatstickereien, dem Hermelinimitat und den  Seidenstoffen führt der Thronsaal seine ehemalige Pracht und Eleganz  wieder eindrucksvoll vor Augen.
Der  Lauf der Zeit, diverser Gebrauch, Lagerungen und Umzüge hatten an  Textilien und Möbeln sichtbare Spuren hinterlassen. Gerade auf dem  Mobiliar schichteten sich Staub, Schmutz und Bohnerwachs zu einer  dicken und dunkler werdenden Patina. Andere Teile wiederum waren  abgeplatzt. Um den „Thronhimmel“ wieder ausstellbar zu machen,  wurde das Vorhang-Ensemble technologisch untersucht und aufwendig  konserviert. Besondere Aufmerksamkeit erhielt der Thron selbst: Die  Polierweiß- und Goldfassungen der Möbel wurden gereinigt und  gefestigt, Fehlstellen geschlossen und retuschiert. Die Effekte der  Vergoldungstechniken und der hochglanzpolierten Weißfassung sind nun  wieder wahrnehmbar. Auch die zahlreichen Gemälde wurden gereinigt  und die Rahmen überarbeitet. Nach der aufwendigen Konservierung  kommt nun der „alte“ üppige Goldglanz der Ausstattung wieder zum  Vorschein. Im Zusammenspiel mit dem originalen karmesinroten Samt und  seinen goldenen Brokatstickereien, dem Hermelinimitat und den  Seidenstoffen führt der Thronsaal seine ehemalige Pracht und Eleganz  wieder eindrucksvoll vor Augen.
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