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Der Schäppel ist eine Kopfbedeckung der  Frauen- und Mädchentracht im Schwarz-wald. Als Brautkrone ersetzt er dort den  Brautkranz oder Schleier. Mädchen tragen den Schäppel erstmals zur Kommunion  und Konfirmation, letztmals zu ihrer Hochzeit. Je nach Herkunftsort  unterscheiden sich die Schäppel insbesondere in der Größe sowie in Details der  Gestaltung. 
    Der Kopfschmuck entsteht in zeitintensiver Handarbeit. Grundlage ist ein mit Stoff  überzogener Kartonring, auf dem Stütz- und Montagedrähte befestigt sind. Hieran  angebracht sind bunte Glasperlen, Pailletten, Papierrosen, schillernde  Baumwoll-Bänder, Metall-flitter, spiralförmig gewickelter silberner Draht und  Spiegelglas zum Abwehren des „Bösen Blicks“. 
    Im zeitgenössischen Kunsthandwerk lassen sich zahlreiche Beispiele für  extravaganten, auffälligen Kopfschmuck finden – selbst für Bräute! Der das  Haupt mit Spitze umspielende „Schirmschleier“ bedarf jedoch einer  selbstbewussten Braut. Bunte Kugeln, die in ihrer Vielzahl den Schäppel  charakterisieren, sind seit jeher beliebtes Gestaltungselement von  Schmuckstücken oder anderen Accesoires. Dabei überzeugen sie selbst in anderer  Materialität wie beispielsweise Metall-Schokoladenpapier.
Halsschmuck „Sprüngli“
    Verena Sieber-Fuchs, Zürich, 
    1995 / Metalldraht, gehäkelt, Schokoladenmetallpapier
Schäppel
    Schwarzwaldregion, 
    1975 / Textil, Glas, Draht, Flitter  
Holz ist im Schwarzwald überall präsent. Es diente als Bauholz,  als Brennstoff oder Exportgut, aber auch als Material für Alltagsgerät wie  Löffel, Teller, Kübel oder Schachteln.
Der „Schnefler“ stellte auf dem „Schnidesel“, einer Art Sitzbank mit  Schraubstock, mit dem Ziehmesser allerhand nützliche Dinge her. Holzbearbeitung  war Nebenerwerb, meist an den Wintertagen, wenn die Land- und Holzwirtschaft  ruhte. Das Zentrum häuslicher Holzverarbeitung lag im Südschwarzwald. Besonders  Bernauer „Schnefler“ begründeten den Ruf der Region als bedeutende  Produktionsstätte von Holzwaren.
Zeitgenössische Holzgestalter spielen mit der sinnlichen Materialästhetik ihres  Werkstoffs. Bei der Bearbeitung des frischen, feuchten Holzes gehen sie an die  Grenzen des Möglichen und schaffen grazile Gefäße. Da sich das Holz beim  Trocknen verzieht, gibt erst die Natur dem Objekt die endgültige Form.
Im Streben nach Nachhaltigkeit legen Designer ihr Augenmerk auf die besonderen  Materialeigenschaften des Holzes. So führten Verformungs- und Bruchfestigkeit,  Absorbierung von Erschütterungen oder Witterungsbeständigkeit zur Renaissance  des Holzfahrrads.
Fahrrad „LJ Semi Cruise“ mit Holzrahmen 
    Raphael Much / Lumber Jack Bicycles, Schramberg, 2013 / Eschenholz,  Nussbaumholz, Metall 
    Ein Fahrradrahmen, hergestellt im Formschichtholzverfahren mit handgeschnitztem  Finish – perfekte Kombination von Materialgerechtigkeit, Handwerkskunst und  formschöner Gestaltung. 

Die Uhrmacherei ist gerdaezu typisch für  den Schwarzwald geworden. Aus dem Hausgewerbe des Uhren Machens entwickelte  sich seit dem Ende des 17. Jahrhunderts eine erfolgreiche, bis heute nachwirkende  Uhrenindustrie mit den Zentren Furtwangen, Lenzkirch und Neustadt. 
  Zunächst war allerdings die Schwarzwälder Lackschilduhr der vorherrschende  Typus. Das Uhrwerk wurde in Serie hergestellt, des Uhrenschild war mit Motiven  aus dem bäuerlichen Umkreis bemalt. Sie gab es auch bereits mit eingebautem  Kuckucksruf. 
  Die heute bekannte Kuckucksuhr mit ihrem markanten schrägen Dach und der Schnitzerei  entstand im Jahr 1850: Die Uhrmacherschule in Furtwangen hatte einen Wettbewerb  für zeitgemäße Uhrenmodelle ausgeschrieben, als dessen Ergebnis die „Bahnhäusle-Uhr“  entstand. Sie kombiniert die Architektur eines Bahnwärterhäuschens mit  Zifferblatt und Kuckucksruf. Motive aus heimischen Wäldern wie Tiere und  Pflanzen ergänzen die Szenerie. 
  Das „Kuckucksuhr-Styling“ heutiger Gestalter kennt keine Grenzen. Ob schrille,  an die Bildsprache von Comics erinnernde Überzeichnung oder schlichte, auf  wesentliche Elemente konzentrierte Reduktion – erlaubt ist was gefällt! Das  stilprägende, 1850 entstandene Urbild der Kuckucksuhr in Hausform mit schrägem  Dach lebt jedoch in den meisten Entwürfen weiter.

Die Schwarzwälder Kirschtorte gehört zu den Ikonen des  Schwarzwalds. Viele Konditoren und Hobbybäcker reklamieren für sich, das beste  und einzig wahre Rezept für die Schwarzwälder Kirschtorte zu besitzen. Um ihr  Entstehungsjahr und den Entstehungsort, der vermutlich gar nicht im Schwarzwald  lag, ranken sich Legenden.
Was genau eine „Schwarzwälder Kirschtorte“ ist, regeln in Deutschland die vom  Bundesministerium für Ernährung erlassenen „Leitlinien für feine Backwaren“. Der  wichtigste Bestandteil ist dabei neben Kirsch- oder Kirschstücken das Kirschwasser,  das „geschmacklich deutlich wahrnehmbar“ sein muss.
Mit Spielzeug-Schwarzwälder Kirschtorten erhalten schon die Kleinsten eine  frühkindliche Kirschtorten-Prägung. Kalorienscheue Erwachsene können sich  ebenfalls spielerisch der Schwarzwälder Kirschtorte widmen: Sie erfreuen sich  an einer beweglichen Automaten-Kirschtorte, die einen zum Fressen gern hat! Sie  verbindet die Schwarzwälder Tradition der  mechanischen Automaten mit der Kuchen-Ikone.
„kuckuchen“ 
  Malcom Brook, Schömberg, 2012 /  Birkenholz, Multiplexplatte, Metall  

Die über das Jahr verteilten kirchlichen Festtage boten der  Schwarzwälder Bevölkerung willkommene Abwechslung, Abstand vom harten  Arbeitsalltag und Gelegenheit für Feste. Besonders im Winter prägten die über  Jahrhunderte entwickelten Bräuche um Advent und Weihnachten, Neujahr und  Dreikönig das Beisammensein der Familien.
Noch bevor der Christbaum als Festtagsschmuck die Stuben bestimmte, beherrschte  die Krippe das weihnachtliche Bild. Ursprünglich in Klöstern und Kirchen  präsentiert, eroberte sie in Folge der Aufklärung und der Säkularisierung den  privaten Lebensbereich.
Bei einer Krippe können zahlreiche Figuren das Geschehen rund um Christi Geburt  vermitteln. Maria, Josef, Kind und Krippe sind die „Minimalausstattung“. Die  Dreiergruppe und ihre speziellen Gebärden der anbetenden Haltung sind so  vertraut, dass selbst Alltagsdinge wie Glasflaschen durch leichte formale  Veränderungen als Krippe identifiziert werden. So ist auch in der „Krippe für  Puristen“ für Feinde jeglichen Dekors leicht  die klassische Szenerie erkennbar. 
Krippe für Puristen 
  Oliver Fabel / corpus delicti,  Hamburg, 2007 / Buchenholz, bedruckt  

Brettstühle, auch „Bauernstühle“ genannt, sind handwerklich gearbeitete Stühle aus Massivholz. Sie ergänzten in der bäuerlichen Wohnstube der Schwarzwald-höfe das Mobiliar und die Plätze auf der Sitzbank. Charakteristisch für den Stuhltyp der Brettstühle sind das schlichte Sitzbrett mit aufmontierter Rückenlehne sowie die vier schräg ausgestellten Stuhlbeine. Die Rückenlehne mit geschwungenem Umriss hat ein oft herzförmiges Griffloch und gelegentlich einen geschnitzten Dekor mit Figurenmotiven. Eine Besonderheit des Schwarzwalds sind Brettstühle aus der Zeit des Jugendstils, die nach einem Entwurf des aus Bernau stammenden Künstlers Hans Thoma gefertigt wurden.
Der Brettstuhl erlebt in jüngster Zeit eine Renaissance, wobei traditionelle und bisweilen heimelig-heimische Motive, Formen und Materialien aufgegriffen werden. Dass traditioneller Schnitzdekor nicht zwangsläufig „altbacken“ sein muss, zeigt ein kürzlich entworfener Stuhl mit Kerbschnitzerei, der durch ein ästhetisches Zusammenspiel von Schnitzerei und moderner Form überzeugt. Im Stuhl "trix" (rechts) wecken der herzförmige Umriss von Lehne und Griffloch sowie die ausgestellten Beine Assoziationen an den traditionellen Brettstuhl.
Brettstuhl „Putto mit Tulpe“ (links)
    Hans Thoma / Bernauer Schnitzschule, um 1900 / Holz, beschnitzt.
Stuhl „trix“ (rechts)
    Sabine Bischof / schmidinger möbelbau gmbH, Schwarzenberg, 2012 / Eiche natur,  geölt bzw. farbig lackiert  
  
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