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| Denkmalschutz oder Abrissbirne? |  | ||
| Neue Abbruchwelle in Mannheim? | |||
| Das Jahr 1998 kann man ohne Übertreibung als Jahr des Kahlschlags 
      in Mannheim bezeichnen. Der Laurentius-Block, eine ganze Straßenzeile 
      alter Wohnhäuser, darunter fünf denkmalgeschützte Häuser 
      aus der Zeit um die Jahrhundertwende, das alte Lanzkrankenhaus, 1907 eröffnet, 
      das um 1900 erbaute Wohnhaus B 6, 1 a wurden 1998, z.T. gegen heftigen Widerstand 
      aus der Bevölkerung, dem Erdboden gleichgemacht. Nun droht eine neue Abbruchwelle. Zur Debatte stehen das Gebäude J 4, 2 a, ein Wohnhaus im neugotischen Stil, das 1890 erbaute, heute verfallende Wohnhaus T 2, 17-18, das vom Besitzer, den Drescher-Immobilien, systematisch heruntergewirtschaftet wird, ferner die Schweyer´sche Villa Erzbergerstr. 12, 1906 nach Plänen von Rudolf Tillessen erbaut und nun in Umbau- und Abbruchplanungen, der 1908 erbaute Kiosk auf dem Neumarkt in der Neckarstadt-West, die Mitte des 19. Jahrhunderts angelegte Spiegelkolonie Waldhof, das 1935 erbaute Wohnhaus Kantstr. 22. |  | ||
|  | Das um 1935 erbaute Wohnhaus Kantstr. 22 steht auf der Abrissliste | ||
| Eine der aktuellsten Abbruchplanungen betrifft ein altes Bürgerhaus 
      in der Innenstadt. Die Fassade des Wohn- und Geschäftshauses J 4, 2 
      a in der westlichen Unterstadt bildet den städtebaulich wirkungsvollen 
      Abschluss des baumbestandenen Platzes in J 3, der erst kürzlich behutsam 
      saniert wurde. Das Gebäude, um die Jahrhundertwende entstanden, beeindruckt 
      durch seine reizvolle Fassade, die aus rötlichen Klinkern mit Sandsteingliederung 
      gebildet ist. Sie enthält dekorative Elemente im Stil der Neugotik 
      und Neorenaissance. Die Bausubstanz bedarf dringend einer Instandsetzung. Das benachbarte Zentralinstitut für seelische Gesundheit (ZI) hat das Objekt kürzlich erworben und plant seinen Abbruch. | |||
|  | Das Wohn- und Geschäftshaus J 4, 2a in Mannheim soll abgerissen werden | ||
| Aus uns unerfindlichen Gründen steht das Gebäude nicht unter 
      Denkmalschutz. Die östliche Unterstadt gilt im sehr kriegszerstörten 
      Mannheim als einziges Gebiet der Innenstadt, die noch malerische Altbaufassaden, 
      ja noch ganze unzerstörte Straßenzüge aufzuweisen hat. Das 
      Haus J 4, 2 a ist eines der sehr wenigen Beispiele für ein Mietshaus 
      im Neurenaissance-/Gotikstil, das ein schlichtes Bürgertum im Arbeitermilieu 
      der Mannheimer Unterstadt an städtebaulich exponierter Stelle errichtet 
      hat. Das Stadtplanungsamt Mannheim hat sich dahingehend geäußert, dass sein Abbruch einen äußerst bedauerlichen Eingriff in die gewachsene Struktur der Stadt darstellen würde. Der Architekt argumentiert mit der angeblich schlechten Bausubstanz der Fassade und mit den großen Geschosshöhen, die mit den Planungen des ZI unvereinbar seien. Die Badische Heimat ist der Meinung, dass alles versucht werden sollte, um die historische neugotische Fassade des Hauses zu retten und sie in die Neubauten des ZI zu integrieren. VK | |||
| Badische Heimat e.V. Bezirksgruppe Bergstraße - Neckartal (Heidelberg) | 
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