| 15. August 1961: Zwei Tage nach dem Beginn des
                        Mauerbaus springt der 19-jährige DDR-Bereitschaftspolizist Conrad
                      Schumann an der Bernauer Straße in Berlin über
                      den provisorisch ausgerollten Stacheldraht in den Westen.
                      Bildikonen wie dieser „Sprung in die Freiheit“,
                      die Hissung der Sowjetflagge auf dem Reichstag 1945, der
                      symbolische Händedruck zwischen den Parteiführern
                      Pieck (KPD) und Grotewohl (SPD) auf dem Gründungsparteitag
                      der SED 1946 oder der Kniefall von Willy Brandt in Warschau
                      1970 haben sich als Schlüsselbilder in das kollektive
                      Gedächtnis der Deutschen in Ost und West eingebrannt
                    und prägen das Geschichtsbewusstsein der Nation.  Anlässlich des 60. Geburtstages der Bundesrepublik
                      Deutschland und 20 Jahren Mauerfall zeigt die Stiftung
                      Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland vom
                      21. Mai – 11. Oktober 2009 die Ausstellung „Bilder
                      im Kopf. Ikonen der Zeitgeschichte“. Sie analysiert
                      die Entstehung, Verbreitung und Wirkkraft politischer Bilder
                      aus der Zeit des Nationalsozialismus, der DDR und der Bundesrepublik
                      Deutschland. Neben den Original-Fotografien wird auch deren
                      Verbreitung in Zeitungen, Zeitschriften, Illustrierten,
                      Büchern und anderen Publikationen sowie deren künstlerische
                      Adaption in Werken der Bildenden Kunst, des Spielfilms
                      und der Alltagskultur dokumentiert.
 Bilder sind in der Mediengesellschaft allgegenwärtig
                      und prägen unsere Wahrnehmung der Gegenwart und der
                      Vergangenheit. Aus der Bilderflut ragen einige politische „Ikonen“ heraus:
                      Historische Bildikonen sind Schlüsselbilder, die im
                      kollektiven Gedächtnis als Abbild eines besonderen
                      Ereignisses gespeichert sind. Sie dienen als konkrete Bezugspunkte unserer Erinnerung
                      und sind nicht austauschbar – auch wenn viele Bilddokumente
                      von einem historischen Ereignis existieren, so ist doch
                      nur eines zur Ikone aufgestiegen. Grundvoraussetzungen dafür sind eine eingängige
                      Bildsprache, die Komplexität des Bildinhaltes und
                      ein möglichst großes Überraschungsmoment.
                      Im Fall von Conrad Schumann gelang es dem Fotografen Peter
                      Leibing genau den Augenblick des Sprungs einzufangen, ein
                      dramatischer Übergang zwischen Diktatur und Demokratie. Entscheidendes Kriterium bei der Auswahl der Fallbeispiele
                      für die Bonner Ausstellung waren die Bedeutung und
                      der Bekanntheitsgrad der Bilder sowie deren Verankerung
                      im kollektiven Gedächtnis. Die Ausstellung fragt nach
                      der besonderen Kraft der Bilder: Woran misst sich die Qualität
                      eines Bildes? Weshalb werden bestimmte Bilder stärker
                      erinnert als andere? Wie ist ihre politisch-historische
                      Bedeutung zu bewerten? Die Auswahl – die keinen Kanon
                      konstruiert, geschweige denn postuliert – berücksichtigt
                      exemplarische Bilder aus den verschiedenen Epochen deutscher
                      Geschichte. Die Stiftung hat mit verschiedenen Ausstellungsprojekten
                      zum kritischen Umgang mit modernen Bilddokumenten beigetragen. „Bilder,
                      die lügen“ hat die Manipulation von und mit
                      Bildern zum Gegenstand gehabt. „Bilder und Macht
                      im 20. Jahrhundert“ thematisierte die Bedeutung von
                      Politikerbildern als Mittel politischer Kommunikation.
                      Mit „Bilder im Kopf. Ikonen der Zeitgeschichte“ wird
                      diese Reihe abgeschlossen, die nach der Wirkkraft einzelner
                      Fotografien aus dem Bilderfundus der deutschen Zeitgeschichte
                      fragt. „Bilder im Kopf. Ikonen der Zeitgeschichte“Öffnungszeiten: Dienstag – Sonntag, 9 – 19
                      Uhr, Eintritt frei
 
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