| Sexualität und Erotik sind wichtige Bestandteile
                      unserer Kultur und als solche dem Wandel unterworfen. So
                      folgten auf Zeiten der Prüderie Phasen der Liberalisierung.
                      Jeder kann heute entscheiden, was für ihn und richtig
                      ist. Vergessen sind Zeiten, als Erotik und Sex tabuisiert
                      und nur mit Trauschein möglich waren. Trotz dieser
                      Freiheit spürt man auch Irritationen, die oft zu einer
                      Verherrlichung vergangener Sexualreglements führen.
                      Man vergisst aber, dass es pathologische Auswüchse
                      schon vor dem Aufkommen von Internet und Handy gegeben
                    hat.  Die Sonderausstellung basiert auf einer kulturhistorisch-volkskundlichen
                      Betrachtung, die Erotik und Sexualität schwerpunktmäßig
                      vom 19. bis 21. Jahrhundert behandelt. Als Untersuchungsgebiet
                      dient vorwiegend der deutschsprachige Raum. Im Fokus steht
                      das Leben der einfachen Leute, aber auch Objekte aus Bürgertum
                      und Adel sind vertreten. Den Besucher erwarten rund 200
                      Exponate eigener und fremder Bestände. Aus vorindustrieller,
                      agrarisch strukturierter Zeit werden Exponate des Profan-
                      und Kirchenbrauchs, des Volksglaubens, der (Volks-)Kunst
                      und der volkstümlichen Medizin präsentiert: phallische
                      Flaschen, erotische Taschenuhren, Rauschutensilien, Waffen
                      und Talismane. Einen wichtigen Komplex stellen Bräuche um Eheanbahnung
                      und Hochzeit mit reich geschmückten Trachten, Brautkronen
                      und -kränzen, kunstvoll verzierten Liebesgaben, schmucken
                      Arbeitsgeräten, Keramiken, Spanschachteln und Backformen
                      dar.
  Weitere Highlights sind pornographische Zeichnungen für
                      Soldaten des Spätbiedermeier, freizügige Exlibris,
                      Ziegel-Erotika von hessischen Dächern und anzügliche
                      Szenen einer Laterna magica. Als Vertreter der industriellen- und postindustriellen
                      Gesellschaft fungieren neben Sexspielzeug, erotisches Geschirr,
                      sexy gestaltete Gabenbringer mit durchtrainierten Körpern
                      wie sich lasziv räkelnde Osterhasen und –häsinnen
                      ferner spärlich bekleidete Nikoläuse und deren
                      weibliche Pendants.
 Zusätzlich erscheint ein reich bebildeter Katalog
                  zum Preis von 20,- bzw.23,-Euro |