| Zwei Bilddateien dokumentieren eindrucksvoll, wie wertvoll
                die qualifizierte Arbeit der Restauratoren im Umgang mit Fundobjekten
                ist. Gerade bei der hier vorgestellten Geldkassette aus der Zeit
                des Dreißigjährigen Krieges lässt das Fundobjekt
                im unrestaurierten Zustand kaum Rückschlusse darauf zu,
                dass es aus einem Fundkomplex stammt, der für die jüngere
                Geschichte Heidelbergs von hoher Bedeutung ist.
                Geldkassette aus der kurfürstlichen Hühnervogtei,
              Ausgrabungszustand
 Der Fund stammt aus einer gemauerten Gewölbelatrine, die
                zum Haushalt der kurfürstlichen Hühnervogtei gehörte.
                Die Latrine enthielt neben einer stark verdichteten Fäkalienschicht
                Hausrat der Zeit um 1600. Eine darüber abgelagerte Bauschuttfüllung
                beendet den Nutzungszeitraum. Unter dem reichhaltigen Fundmaterial
                befand sich auch die eiserne Geldkassette, die im Zuge der Plünderungen
                aufgebrochen und später, da nun unbrauchbar, in dem aufgegebenen
                Latrinenschacht „entsorgt“ worden war. Von den damaligen
                kriegerischen Auseinandersetzungen zeugen die Musketenkugeln,
                mit denen die Kassette beschossen wurde und die bis zur Restaurierung
                noch an deren Wand haftete. Auf Grunde der Lagerungsbedingungen
                waren alle Fundstücke mit dicken Agglomeratschichten verkrustet,
                in denen auch Glasscherben und Ziegelbruch steckten. In der Kassette
                fanden sich zusätzlich 3 Bleikugeln.  Die sog. Soldtruhen aus Eisen dienten hauptsächlich der
                Aufbewahrung von Münzgeld. Dass sich ein solch kleiner „Tresor“ aufgebrochen
                im Brandschutt der Amtswohnung des kurfürstlichen Hühnervogts
                fand, ist kein Zufall. Der Heidelberger Hühnervogt war in
                Mittelalter und früher Neuzeit, ein hoch angesehener kurfürstlicher
                Beamte der für den Kurfürsten die Abgaben von Bauern
                und Leibeigenen einsammelte.  
 Geldkassette aus der kurfürstlichen Hühnervogtei,
                nach der RestaurierungGefunden 1997 in Heidelberg, Hauptstraße 214
 1. Viertel 17. Jahrhundert
 Inv. Nr.: HD-Alt 2002/2519 a
  Bildnachweis:Museum (E. Kemmet)
  
               Text: kmh |