|  Anton Goubau wurde 1616 in Antwerpen als Sohn begüterter Eltern 
                geboren und 1636/37 Meister der dortigen Lukasgilde. In den 40er 
                Jahren ging er nach Rom, das seit dem frühen 16. Jahrhundert niederländische 
                Künstler anzog. Nach seiner Rückkehr 1650 lebte er bis zu seinem 
                Tode 1698 in Antwerpen. 
                Typisch 
                für Goubau sind neben Bildern religiösen Inhalts vor allem italienische 
                Panoramalandschaften, in denen vor phantastischen antiken Ruinen 
                und einfachen Hütten kleinfigurige Gestalten aus dem Volk agieren. 
                Seine Darstellungen italienischen Markttreibens, von Reitern auf 
                der Rast und Szenen aus dem Soldatenleben gehören zu den gängigen 
                Sujets der "Bamboccianti", einer Gruppe von vorübergehend in Rom 
                tätigen Niederländern, die mit der Schilderung profaner Alltagsthemen 
                dem römischen Publikum neue Bildsujets boten.
 Die aus der Sammlung Posselt stammende "Wachtstube" zählt zu 
                den beliebten "cortegaerdje" oder "soldaets kroghij" der niederländischen 
                Genremalerei - Darstellungen von pflichtvergessenen Soldaten. 
                Militärische, amouröse und alkoholische Szenen des Soldatenlebens 
                boten den Genremalern üppigen Stoff zu Spott und Kritik. In moralisierender 
                Absicht wurden dabei dem breiten Publikum geläufige Gemeinplätze 
                formuliert und der Betrachter zu einer pflichterfüllten und gottgefälligen 
                Lebensführung aufgefordert. In sorgsam ausbalancierter Komposition 
                präsentiert Goubau das Freizeitvergnügen von acht Soldaten. Einem 
                zeitgenössischen niederländischen Sprichwort vergleichbar - "Kaar, 
                Kous en Kann maakt menig arm Man" ( Karten, Frauen und Trunk verderben 
                manchen Mann ) - werden mit ihnen die in der niederländischen 
                Genremalerei des 17. Jahrhunderts oft angeführten Beispiele lasterhaften 
                Zeitvertreibs und müßiggängerischer Lebensweise vor Augen geführt. 
                Im Vordergrund leitet ein Soldat den Blick auf eine am Boden hockende 
                Gruppe beim offensichtlich betrügerischen Hasardspiel, das von 
                den Moralisten der Zeit öffentlich angeprangert wurde. 
               An der kunstvoll mit Stofftüchern drapierten Tischplatte im Bildzentrum 
                sitzt neben einem Galan eine lautenspielende Dirne, tief dekolletiert 
                und mit Federschmuck im Haar. Neben ihr steht eine Karaffe mit 
                Wein. Der Genuss alkoholischer Getränke im leichtfertigen Umgang 
                mit Männern galt in den Niederlanden für eine Frau als besonderer 
                Verstoß gegen die Tugend, worauf deutlich Dekolleté und Federn 
                verweisen, Zeichen für Hochmut, Erotik und Unkeuschheit. 
               Annette Frese 
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