| In seiner 
                heutigen Erscheinung entspricht der Deckelpokal keinem einheitlichen 
                Gestaltungsprinzip. Vielmehr ist er das Werk eines ambitionierten 
                Liebhabers des 19. Jahrhunderts, der unterschiedlich alte Restteile 
                von mindestens drei kostbaren Gegenständen bestmöglich verwertete. 
                
                Der 
                formdominierende und zugleich älteste Teil des Pokals besteht 
                aus der Kuppa und dem Deckel eines Nürnberger Pokales aus geblasenem 
                Glas, 1665 gefertigt zu Ehren des Johann Caspar von Ampringen, 
                Hochmeister des deutschen Ordens zu Mergentheim. Die Gestaltung 
                des Glasgefäßes geschah in der unverwechselbaren Eigenform der 
                Nürnberger Pokale, die sich bis gegen 1715 behauptete. Seine Einzigartigkeit 
                gewinnt der Pokal durch den Glasschnitt, dessen künstlerische 
                Bewältigung und Entwicklung im 17. Jh. den Nürnberger Glasschneidern 
                hervorragend gelang. Sie benutzten ein fußbetriebenes, rotierendes 
                Schneidrad, um die glänzende Glasfläche nach einer Vorlage so 
                zu schneiden und zu mattieren, dass die unterschiedliche Brechung 
                des Lichtes Ornamente, Figuren oder ganze Szenerien auf der Glasfläche 
                hervortreten lässt. Das in dieser Weise entstandene Portrait von 
                Johann Caspar von Ampringen und das gegenseitige aufwändig gerahmte 
                Wappen erforderte große Genauigkeit der Zeichnung und virtuose 
                Beherrschung der Einzelzüge. In dieser Technik verziert, stand 
                die Kuppa einst würdevoll auf einem runden gläsernen Fuß und einem 
                hohen Schaft, für den einzeln geblasene Hohlformen wie Baluster, 
                Kugeln, Trommeln und Scheiben in noch heißem Zustand miteinander 
                verbunden wurden. Dementsprechend erschien auch die heute fehlende 
                Handhabe des Deckels in mehrfacher Gliederung, endend in einem 
                kugeligen oder birnenförmigen Glasknopf.
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