| Das "Cristallo" 
              genannte Glas trat von Venedig aus seinen Siegeszug durch Europa 
              an. Feine dünnwandige Gläser durften von nun an auf keiner fürstlichen 
              oder patrizischen Tafel mehr fehlen. Auch im italienischen Altare, 
              in England, den Niederlanden, in Deutschland und Frankreich entstanden 
              "Venedische Glashütten". Die sogenannten "Muranesen" oder "Altaristen" 
              gründeten in Frankreich in Nantes, Orléans und Lyon Glashütten, 
              die erst im 18. Jahrhundert durch die bedeutenderen Hütten von Baccarat 
              (1764) und St. Louis (1767) übertroffen wurden. Die im Monat 
                April ausgestellte luxuriöse Toilettegarnitur aus den Beständen 
                der kunsthandwerklichen Abteilung des Museums lehnt sich in ihrer 
                Form ganz eng an gleichzeitige Stücke aus Sèvresporzellan an. 
                Die kostbaren Materialien Kristall und Porzellan wurden für Prunkgarnituren 
                verwendet, die in den Paradeschlafzimmern Aufstellung fanden. 
                Sie dienten beim morgendlichen oder abendlichem Empfang zum Abschminken 
                und dem zeremoniellen Händewaschen. Erworben wurde die Garnitur 
                im Jahre 1806 von dem Bevollmächtigten Minister der kleinen Thüringischen 
                Staaten, Friedrich Wilhelm Ludwig von Beulwitz aus Rudolstadt 
                anlässlich seiner Mission zur Rettung der Eigenständigkeit der 
                Kleinstaaten am Hof Napoléons. 
               In der Folgezeit 
                veränderte sich die Etikette, das feudale Leben nahm biedermeierlich- 
                gemütliche Züge an und die Waschgarnitur wurde ab 1830 zum Taufgeschirr 
                der neugeborenen Mitglieder der Familie von Beulwitz.  
               Text: 
                Carl Ludwig Fuchs
 
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