|  Hinter dem 
                irreführenden Notnamen ‚Meister von Frankfurt' verbirgt sich ein 
                bis heute nicht eindeutig fassbarer Künstler, der, 1460 geboren, 
                möglicherweise im südlichen Brabant nahe Brüssel ausgebildet wurde 
                und an der Wende des 15./16. Jahrhunderts in Antwerpen arbeitete, 
                wo er bis mindestens 1518 nachweisbar ist. In seinem überkommenen 
                Werk ist das Anna selbdritt-Thema ein zentrales Motiv.  
               Im Gemälde 
                mit seiner bezeichnenden Mischung aus Realismus und spätmittelalterlichem 
                Bedeutungsrepertoire sitzen die Hl. Anna und die Hl. Maria gleichgeordnet 
                auf einer Bank und widmen sich dem zwischen ihnen platzierten 
                göttlichen Kind: Die Großmutter umfängt es beschützend mit der 
                Rechten und bietet ihm mit der Linken ein Blumenkörbchen dar. 
                Maria trägt das lange goldene Haar offen und nur mit einem leichten 
                Schleiertuch bedeckt, das schlichte dunkle Kleid ist durch eine 
                schmale Goldborte am Dekolleté geschmückt, Ränder und Saum des 
                traditionell blauen Mantels sind mit Goldfäden bestickt. Auf ihrem 
                Schoß liegt offen ein illuminiertes Gebetbuch. Das Kind steht 
                nackt zwischen beiden Frauen und hält in seinen Händen den ihm 
                durch seine Mutter gereichten Apfel. Mit der Übergabe dieses Apfels 
                spielt Maria auf den ersten Sündenfall an und gibt sich als neue 
                Eva zu erkennen, während Christus die Rolle des neuen Adam zugewiesen 
                wird und so die Überwindung der Erbschuld augenfällig macht.  
               Annette 
                Frese
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