| Frühe Neuzeit | |||||||||||||||||||||||||
| AusstellungDas verborgene Feuer22. Februar bis 5. Mai 2002 | Der Bauernführer Joß Fritz und die Bundschuhaufstände am Oberrhein im frühen 16. Jahrhundert | ||||||||||||||||||||||||
| Eine Ausstellung von Städtischem Museum und Stadtarchiv Bruchsal in Zusammenarbeit mit der Literarischen Gesellschaft, Museum für Literatur am Oberrhein (im Rahmen des trinationalen Ausstellungszyklus "Um 1500: Epochenwende am Oberrhein" und des Bruchsaler Gedenkjahres "500 Jahre Bundschuh unter Joß Fritz"). | |||||||||||||||||||||||||
|  | Der Bundschuhführer Joß Fritz, der
	bäuerliche Stand und der nördliche Oberrhein im frühen 16.
	Jahrhundert stehen im Mittelpunkt der Ausstellung. Ursachen, Verlauf und
	Konsequenzen der Bauernunruhen zwischen 1470 und 1525 werden verflochten
	mit der Biographie eines Mannes, der mit seinem Leben und Engagement auf
	seine Zeitgenossen wie auf spätere Generationen einen bleibenden 25 
	Einfluss ausgeübt hat. Einen Schwerpunkt der Ausstellung bildet auch
	der literarische Nachruhm des Bauernführers, dessen Gestalt in zahlreichen
	Romanen, Liedern und künstlerischen Werken ihren Niederschlag
	fand. | ||||||||||||||||||||||||
| Im April 1502 hätte es so weit sein sollen: in vielen
	Dörfern und Städten am nördlichen Oberrhein, darunter Bruchsal,
	Speyer und Pforzheim, waren Verschwörer eingeweiht und warteten auf
	das Zeichen zum Losschlagen. Bauern und Bürger waren bereit, gemeinsame
	Sache zu machen - gegen zunehmenden Steuerdruck, gegen eine schleichende
	Entrechtung, gegen eine mehr und mehr als ungerecht empfundene
	Gesellschaftsordnung. Unter dem Zeichen des Bundschuhs hatten sie sich
	zusammengefunden, und für den Bundschuh waren sie bereit, sich ausserhalb
	der geltenden herrschaftlichen Gesetze zu stellen. Ihr Anführer war
	ein junger Bauer aus Untergrombach, Joß Fritz. Sein Name sollte in
	den beiden kommenden Jahrzehnten, bis zum Vorabend des großen Bauernkrieges
	von 1524/25, gleichsam zum Synonym für den Willen des "gemeinen Mannes"
	am Oberrhein werden, auch unter Anwendung von Waffen und militärischer
	Gewalt für die Erhaltung und Stärkung seiner alten, traditionellen
	Rechte zu streiten. Der Untergrombacher Bundschuhführer war der wohl beharrlichste und zäheste Vorkämpfer für die Sache der "Freyheit", eine der zentralen Gestalten im Kampf der Bauern mit dem Ziel, "der Gerechtigkeit Beistand zu tun", wie es in einem zeitgenössi-schen Dokument des Jahres 1502 heißt. Er muß eine charismatische Persönlichkeit gewesen sein, bescheinigten ihm doch selbst die Behörden in ihren Fahndungsschreiben eine außerordentliche Überredungsgabe und Führungskraft. Nach der Unterdrückung des Aufstandes von 1502 gelang ihm die Flucht, und noch zwei weitere Male - 1513 und 1517 sollte Joß Fritz eine Bundschuhverschwörung ins Leben rufen, ehe er zu Beginn des großen Bauernkrieges aus den Annalen der Geschichte ins Ungewisse verschwin-det. Dieser visionäre Mann und seine Bewegung haben ihren Niederschlag in den Chro-niken der deutschen Geschichte gefunden - lassen sie sich doch auf eine Stufe stellen mit dem Geschehen der Revolutionsjahre 1848/49. Die vom Archiv und Städtischen Museum Bruchsal vorbereitete Ausstellung "Das verborgene Feuer" (Februar - Mai 2002) sowie das gleichnamige Buch zum Thema, des-sen Erscheinen für Februar 2002 vorgesehen ist, entlehnen ihren Ausstellungstitel einem zeitgenössischen amtlichen Schreiben des Jahres 1513. Dieses bringt prägnant die bei-den elementaren Grundtatsachen der oberrheinischen Bundschuhaufstände unter Joß Fritz auf den Punkt: da ist einerseits der Begriff des "Feuers", der für den Willen zum be-waffneten Aufstand steht, der nicht eine Reformation der als beklagenswert empfunde-nen weltlichen Angelegenheiten, sondern ihre kämpferische Veränderung meint; und da ist andererseits das "Verborgene", das dem Umstand Rechnung trägt, dass die Bund-schuhrevolten des Joß Fritz nicht wie die meisten anderen Bauernunruhen ein spontaner Ausbruch des Volkszorns, sondern lange und sorgfältig vorbereitete Verschwörungen gewesen sind - ein harakteristikum gerade der Aufstandsversuche dieses Bauernführers. Joß Fritz, der bäuerliche Stand und der nördliche Oberrhein im frühen 16. Jahrhun-dert stehen im Mittelpunkt des Gedenkjahres. Ursachen, Verlauf und onsequenzen der Bauernunruhen zwischen 1470 und 1525 werden verflochten mit der Biographie eines Mannes, den seine Gegner als "Verführer durch und durch" verteufelten, dessen Nach-ruhm sich aber bis in die jüngste Zeit in zahlreichen Büchern, Liedern und Romanen nie-derschlug. Dabei gilt indes auch von Joß Fritz und für seine Vereinnahmung durch man-che politische Ideologie, was einst Friedrich Schiller über Wallenstein schrieb: sein Charakterbild schwankt, von der Parteien Gunst und Mißgunst verzerrt, in der Geschichte. Thomas Adam, Stadtarchiv Bruchsal | |||||||||||||||||||||||||
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